“Ihr Kinderlein kommet” war vorgestern, der brave Weihnachtsmann mit seinem Rentier-Schlitten fuhr gestern vor, heute müssen es mindestens gleich ein gutes Dutzend rotweißer Santa Clauses sein, die den Weihnachtsrummel hierzulande auf amerikanisch trimmen. Das TV-Movie “Santa Claudia” erzählt von den kleinen Perversionen, die mit dem Fest der Feste getrieben werden, um auf den traditionellen, kaum weniger fragwürdigen Weihnachtsmythos zu verweisen: den der Familienidylle und der erwartungsvollen Kinderaugen. Diese Romantic Comedy von Andi Niessner setzt auf dezente Konsumkritik & weniger dezente Emotionen.
Die alleinerziehende Claudia muss vor Weihnachten jeden Job annehmen, um einem ihrer beiden Söhne das versprochene College-Jahr in den USA zu ermöglichen. Sie ist Dekorateurin beim Kaufhaus-Riesen Willman’s, jobbt nebenher als Bedienung und würde sogar halbnackt aus einer Torte springen, wenn sie damit aus ihrer Finanzmisere herauskäme. Doch die Agentur “Call A Bunny” hat Gott sei Dank etwas weniger Körperbetontes. Mit 19 anderen Weihnachtsmännern darf sie dort, wo sie vormittags die Schaufenster dekoriert, nachmittags den kleinen und großen Kunden freundlich animierend zur Hand gehen. Das ist nicht ganz unproblematisch. Denn erstens hat sie die Möchtegern-Managerin Cora auf dem Kieker, und zweitens macht ihr der gerade aus den USA eingeflogene Willman’s-Erbe Michael Mansfield Avancen. Auch Claudia hat ein Auge auf den überraschend sozial eingestellten Chef geworfen.
Es menschelt gehörig in “Santa Claudia”. Zwar brechen Doppelspiel und Temperament der titelgebenden Claudia immer wieder die allzu glatte Fassade des amerikanischen Unternehmers von der moralisch tadellosen Gestalt, doch unterm Strich erzählt “Santa Claudia“ seine kurzweilige Geschichte reichlich brav. Der Alltag obsiegt über das Märchen, der Realismus über das Farcenhafte. Die Heldin, von Deborah Kaufmann höchst sympathisch und identifikationsträchtig gespielt, muss gegen eine viel zu schwache Gegenspielerin gut und schön sein, und Herbert Feuerstein als ziemlich überforderter Hilfsgeschäftsführer hat leider viel zu wenige seiner überdrehten, wunderbaren Auftritte. (Text-Stand: 12.12.2002)