Rosamunde Pilcher – Die versprochene Braut

Collien Ulmen-Fernandes, Jochen Schropp, Denise Zich, Nele Kiper – Pilcher reloaded!!!

Foto: ZDF / Jon Ailes
Foto Tilmann P. Gangloff

Frischzellenkur für Rosamunde Pilcher. Romantic-Comedy-Flair statt dösiger Herz-Schmerz-Plotte bietet „Die versprochene Braut“. Galionsfigur für den Widerstand gegen das Klischee des Sonntagsfilms im „Zweiten“ ist Hauptdarstellerin Collien Ulmen-Fernandes. Ihrem Image zum Trotz: in der Rolle einer in England aufgewachsenen Tochter eines indischen Bankiers ist sie richtig gut. Auch alle anderen „jungen“ Gesichter bringen Schwung in die gut ausgedachte Romanze mit komischer Note. Für die trockensten Witze aber sorgt Oldie Peer Jäger.

Das sogenannte ZDF-„Herzkino“ ist für Männerhände viel zu zart, richtet sich vor allem an Zuschauerinnen in den besten Jahren und ist in der Regel ungenießbar, wenn die Geschichten nach Motiven von Rosamunde Pilcher entstanden sind. So war es jedenfalls bisher. „Die versprochene Braut“ zeigt, dass es auch anders geht: Der Film ist verblüffend kurzweilig.

Gewissermaßen Galionsfigur für den Widerstand gegen das Klischee des Sonntagsfilms im „Zweiten“ ist Hauptdarstellerin Collien Ulmen-Fernandes. Die ehemalige Tänzerin und Moderatorin („Bravo-TV“) ist bislang allenfalls als Schauspielerdarstellerin aufgefallen. In „Die versprochene Tochter“ aber ist sie richtig gut. Natürlich hört man den Dialogen an, dass sie keine entsprechende Ausbildung genossen hat. Da sie die in England aufgewachsene Tochter eines indischen Bankiers verkörpert, die unter Garantie ein lupenreines Englisch sprechen würde, passt ihre abgeschliffene Sprechweise nur bedingt zur Rolle. Und wenn man Ulmen-Fernandes von ihren Showauftritten her kennt, wirkt die Behauptung, die junge Inderin habe Kunstgeschichte studiert und schreibe gerade ihre Promotion, wie ein Widerspruch in sich. Doch dies ist ohnehin nur ein Randaspekt der Handlung und fällt nicht weiter ins Gewicht.

Rosamunde Pilcher – Die versprochene Braut
Mehr als ein Hauch von Bollywood weht durch diese ungewöhnliche Rosamunde-Pilcher-Mär „Die versprochene Braut“

Viel entscheidender ist die Glaubwürdigkeit der zentralen Romanze, und die hat das Drehbuch von Martin Wilke und Silke Morgenroth geschickt eingefädelt: Andrew Christie (Jochen Schropp) ist Besitzer eines altehrwürdigen Hotels in Cornwall. Die Inderin Rajani (Ulmen-Fernandes hat tatsächlich einen indischen Vater) arbeitet hier in den Semesterferien als Zimmermädchen. Weil die Briten lieber in den Süden reisen, laufen die Geschäfte schlecht, weshalb sich Andrews zickige Gattin Nell (Denise Zich) alsbald aus dem Staub macht. Beim feuchtfröhlichen Brainstorming mit Butler Edward entsteht die Idee, das „Dolphin“ in ein Honeymoon-Hotel für indische Hochzeitspaare umzuwandeln. Um den Reiseveranstalter, der ihn mit Gästen versorgen soll, von der Idee zu überzeugen, schwindelt sich der Hotelier kurzerhand eine indische Frau an seine Seite, und weil der Geschäftspartner die Frau kennenlernen will, wird Rajani kurzerhand zur Gattin und Geschäftsführerin befördert. Als sich das „Ehepaar“ für ein Werbefoto küssen soll, ist es um beide geschehen. Als Rajani, die seit ihrer Kindheit verlobt ist, ihre Gefühle für Andrew endlich zulässt, taucht Nell wieder auf und will ihren Mann zurück; und auch der indische Verlobte lässt nicht lange auf sich warten.

Dieter Kehlers Inszenierung mag konventionell sein und die Grundzüge der Geschichte vorhersehbar; das Erzählmotiv „Scheinehe“ ist doch recht abgenutzt. Aber dem Vergnügen tut das keinerlei Abbruch, auch wenn die für die Pilcher-Filme obligaten Flugaufnahmen über die Strände Cornwalls etwas unmotiviert integriert sind. Die Dialoge sind pointenreich und die Schauspieler ausnahmslos glaubwürdig; gerade Jochen Schropp beweist, dass er eigentlich viel zu gut ist, um seine Arbeitszeit als Vox-Moderator („X-Factor“) zu verschwenden. Denise Zick verkörpert die Gattin überzeugend als durchtriebenes Miststück, und Nele Kiper nutzt ihre Rolle als beste Freundin, um markante Akzente zu setzen. Die schönsten Auftritte hat allerdings Peer Jäger, der hier dank der wunderbar trocken vorgetragenen Kommentare des Butlers und als väterlicher Freund Andrews eine ähnliche Figur verkörpert wie Hector Elizondo in diversen Filmen von Garry Marshall (etwa den Hotelmanager in „Pretty Woman“). Durch Lutz Mackensys unverwechselbare Synchronstimme bekommen auch die Szenen mit dem Reiseveranstalter die für diese Rolle nötige Relevanz. Einziger Wermutstropfen ist die ausgesprochen leb- und lieblos klingende Pilcher-Plastikmusik von Richard Blackford.

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Collien Ulmen-Fernandes, Jochen Schropp, Nele Kiper, Denise Zich, Peer Jäger, Jace Desay, Amerjit Deu, Simon Davies, Craig Ryder, Richard Syms

Kamera: Jochen Radermacher

Szenenbild: Robert Foster

Schnitt: Veronika Zaplata

Produktionsfirma: FFP New Media

Drehbuch: Martin Wilke, Silke Morgenroth

Regie: Dieter Kehler

Quote: 5,96 Mio. Zuschauer (17,8% MA)

EA: 08.09.2013 20:15 Uhr | ZDF

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