Richterin ohne Robe

Unterhaltsame Wundertüte: Udo Wachtveitl & Jutta Speidel als Schöffin unter Druck

Foto: ZDF / Krause-Burberg
Foto Rainer Tittelbach

Eine Floristin steht als Schöffin vor einer schwierigen Entscheidung. Dass sie erpresst wird und verliebt ist, macht die Sache nicht einfacher. Es ist für jeden etwas dabei im ZDF-Film „Richterin ohne Robe“: namhafte Schauspieler und ein bunter Strauß an Genres.

„Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.“ Faustisch geht es nicht zu in „Richterin ohne Robe“. Und doch ist es der passende Leitsatz zu Ulrich Zrenners Fernsehfilm. Man muss sich nur die Besetzungsliste anschauen: Jutta Speidel, Udo Wachtveitl, Josefine Preuß, Jan-Gregor Kremp, Stephan Kampwirth, Anke Sevenich, Andreas Hoppe… Zwei „Tatort“-Kommissar-Darsteller, ein ehemaliger „Polizeiruf“-Mann, ein Mittvierziger für alle Fälle, das Girlie aus „Türkisch für Anfänger“, das eine große Fan-Gemeinde hinter sich schart, und eine sympathische Patent-Frau und Serien-Ikone – also wenn da nicht für jeden etwas abfällt!? Das wird sich das ZDF auch so gedacht haben und legte noch nach: und so wildert der Film gleich in mehreren Genres: Gerichtsfilm, Thriller und Komödie geben den Ton an; Liebe kommt auch ins Spiel – wird aber massiv in Frage gestellt.

Doch um was geht es überhaupt? Eine Floristin wird als Schöffin bestellt in einem reinen Indizienprozess. Eine Briefbombe zerfetzte eine schwerreiche Frau, just in dem Moment, als sie sich entschließt, die Scheidung einzureichen. Dem treulosen Ehemann bringt dieser Tod rund 15 Millionen Euro ein. Aber auch der Bruder der Toten könnte profitieren für den Fall, dass sein Schwager verurteilt würde. Dann würde ihm das Erbe zufallen. Die Indizien sprechen gegen den Ehemann, doch der hat den besten Anwalt, einen guten Freund und dieser wiederum offenbar noch andere gute Geschäftsbeziehungen. Jedenfalls wird die zwischen Schuld- und Unschuldsvermutung hin und her gerissene Schöffin bedroht und erpresst. Außerdem lernt sie ausgerechnet am Tag des Prozessbeginns einen Architekten kennen, der fast zu charmant ist, um wahr zu sein.

Richterin ohne RobeFoto: ZDF / Krause-Burberg
Auch ein neuer Liebhaber findet sich am ersten Verhandlungstag. Jutta Speidel & Udo Wachtveitl in „Richterin ohne Robe“

Es ist für jeden etwas dabei in „Richterin ohne Robe“, aber für viele Zuschauer dürfte diese unterhaltsame Wundertüte mehr als nur eine „Zutat“ enthalten, die gefällt. Die vielen namhaften Schauspieler jedenfalls stehen sich nicht auf den Füßen. Sie bringen unterschiedliche Schattierungen aus ihren diversen Serien- und Filmkontexten in die zunächst vorhersehbare Geschichte ein, die Überraschendes auch später mehr durch den Wechsel der Tonlagen bekommt als durch das Anziehen der Spannungsschraube. Wer diese Art von Krimis kennt, wird recht schnell erahnen, was hinter der Nötigung und Bedrohung der Schöffin steckt. Doch selbst für den bleiben noch genügend kleine Episoden (zum Beispiel die kleinkriminelle Karriere der Schöffinnen-Tochter) und launige Zugaben, die die 90 Minuten durchweg kurzweilig halten. Ein Film, der sich angenehm (weg)gucken lässt, locker gespielt, leicht in der Anlage und durchweg professionell gemacht. (Text-Stand: 28.12.2009)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Jutta Speidel, Udo Wachtveitl, Josefine Preuß, Kai Scheve, Stephan Kampwirth, Tobias Oertel, Jan-Gregor Kremp, Andreas Hoppe, Peer Jäger, Anke Sevenich

Kamera: Johannes Kirchlechner

Szenenbild: Börries Hahn-Hoffmann

Musik: Ludwig Eckmann

Produktionsfirma: Odeon TV

Drehbuch: Leo P. Ard, Birgit Grosz

Regie: Ulrich Zrenner

Quote: 5,95 Mio. Zuschauer (18,1% MA); Wh.: 4,63 Mio. (15,6% MA)

EA: 28.12.2009 20:15 Uhr | ZDF

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