Katharina Reiff braucht mal eine Auszeit. Das hat Tochter Nele entschieden. Die Rechtsanwaltsgehilfin wurde nicht nur von ihrem Freund und Chef betrogen, er hat sie auch nach Strich und Faden ausgenutzt. Und da ist er nicht der Einzige. Katharina plagt ein Helfersyndrom. Auf der Insel Föhr, ihrer Heimat, bei ihrer Mutter, soll sie ihren Akku wieder aufladen, fordert ihre Tochter. Die 16-Jährige denkt dabei auch an sich: Sie würde gern für länger auf Föhr bleiben, am liebsten die Schule in Berlin schmeißen und auf diesem heimeligen Eiland eine Lehre machen. Ihre Mutter sieht das anfangs noch anders, hat dann aber kaum Zeit, darüber nachzudenken, denn sie muss sich mal wieder um einen Mann kümmern: jener Sebastian wurde von zwei zwielichtigen Männern verfolgt und Katharina hat den angeschossenen Mann mit auf die Insel gebracht. Die Russenmafia ist hinter ihm her. Als Croupier habe er beim Geldwaschen nicht länger zuschauen wollen. Nun ist dummerweise Thies, der Dorfpolizist, ein guter Freund von Katharina. Der müsste den „Vorgang“ melden, doch er kann Katharina nichts abschlagen. Und so machen sich die Insulaner auf die Jagd nach den Mafia-Gangstern, während sich Katharina und Sebastian immer näher kommen.
Mit psychologisch nicht unstimmigen Charakteren geht es von Berlin an die Nordsee. Ein Haus mit Meerblick und Breitwandstrände buhlen nur beiläufig um die Aufmerksamkeit des Zuschauers. „Reiff für die Insel“ ergeht sich nicht im touristischen Blick – unaufgeregt entwickeln die Autoren eine unterhaltsame Mixtur aus komödiantischer Selbstfindungsmär mit Krimi-Zügen und angenehm wenig ernsthafter Romantik. Dieser Film ist weder dem Fernsehrealismus noch einem bestimmten Genre verpflichtet. Meint man es gut mit ihm, was nicht schwer fallen sollte ob der sympathischen Besetzung und der telegenen Leichtigkeit der Inszenierung, dann lässt sich Arno Sauls TV-Stück als ein Film erkennen, in dem alles dem Spielerischen untergeordnet ist. Zwischen „Blues Brothers“-Reminiszenzen, „Mörder-auf-Amrum“-Anleihen und einem selbstreferenziellen Augenzwinkern für den typischen TV-Gutmenschen entwickelt sich eine Geschichte, die sich querbeet durch Film und Wirklichkeit klaut, die sich nicht dem Glaubwürdigkeitsdiktat unterwirft und die vor allem in ihrer Wirkung bemerkenswert ist: „Reiff für die Insel“ ist launig, luftig, locker. Wer es weniger gut meint, kann das alles belanglos finden. Und tatsächlich: diese Geschichte muss wirklich nicht erzählt werden – doch Spaß macht sie trotzdem! (Text-Stand: 28.3.2012)