Reiff für die Insel – Katharina und die Dänen

Tanja Wedhorn, Kremp, Brückner, Hertneck, Schmitz. Klug variiert, ist halb gewonnen

Foto: Degeto / Gordon Muehle
Foto Tilmann P. Gangloff

Der dritte Teil der ARD-Degeto-Reihe „Reiff für die Insel“ mit Tanja Wedhorn ist ein schönes Beispiel für die intelligente Variation des Immergleichen. Auch dieses Mal gilt auf Föhr dasselbe Prinzip: Drei sind einer zuviel. „Katharina und die Dänen“ ist vor allem ein Schauspielerfilm. Maximilian Brückner erweist sich als großer Komödiant, und Jan-Gregor Kremp ist als melancholischer Romantiker ein wunderbares Pendant zu Wedhorn, die mit Glaubwürdigkeit, sympathischem Auftreten & einem reizvollen Hüftschwung punktet.

Seit seiner Einführung ergeht sich das Fernsehen häufig in der Variation des Immergleichen. Dem Publikum ist das recht: Der Erfolg des Mediums liegt auch in seiner Zuverlässigkeit. Der dritte Teil der ARD-Degeto-Reihe „Reiff für die Insel“ mit Tanja Wedhorn in der Titelrolle ist ein schönes Beispiel dafür, warum diese wechselseitige Beziehung so gut funktionieren kann.

Im Grunde variieren Marcus Hertnecks Drehbücher zu „Reiff für die Insel“ das klassische Grundmuster vieler romantischer Komödien: Drei sind einer zuviel. Nach Tim Bergmann und Stephan Kampwirth übernimmt nun Maximilan Brückner die Rolle des Dritten. Das Schema funktioniert allerdings nur deshalb, weil es der frühere Polizist Thies (Jan-Gregor Kremp), mittlerweile Gastwirt, einfach nicht schafft, der Titelheldin ohne Umschweife seine Liebe zu gestehen. In die Lücke stößt diesmal ein Bestsellerautor: Romancier Mikkelsen hat sich offenbar bei der Einkehr in Thies’ „Düne“ den Magen verdorben und ist beim unfreiwilligen Abschied vom Mittagsmahl seiner Brille verlustig gegangen. Weil er ohne Augengläser blind wie ein Maulwurf ist, erbarmt sich Katharina Reiff (Tanja Wedhorn) seiner und nimmt den bedauernswerten Mann buchstäblich an die Hand. Ihre Anteilnahme trägt erheblich dazu bei, dass der leicht neurotische Mikkelsen seine Schreibblockade überwindet, weshalb er sich prompt in seine neue Muse verliebt – und sie sich auch ein bisschen in ihn.

Reiff für die Insel – Katharina und die DänenFoto: Degeto / Gordon Muehle
Die Insulaner halten zusammen und sind top besetzt: Jan-Gregor Kremp, Dietrich Hollinderbäumer, Karin Hanczewski, Eva Kryll

Weil das als Geschichte etwas dünn ist, gibt es noch eine Rahmenhandlung, die zunehmend zum zentralen Motiv wird: Stehen zunächst Thies und sein Vater (Dietrich Hollinderbäumer) in Verdacht, die Verursacher einer grassierenden Lebensmittelvergiftung zu sein, so stellt sich schließlich raus, dass die Makrelen von Fischer Finn nicht annähernd so fangfrisch sind, wie er behauptet. Der junge Mann hat sich auf einen kriminellen Deal mit dänischen Fischern eingelassen, die ihm nachts auf hoher See in den Laderaum kippen, was über ihre eigene Fangquote hinausgeht. Nun droht ihm eine Schadenersatzklage, weil der Verlag von Mikkelsen dessen neues Werk womöglich nicht rechtzeitig zu Weihnachten in die Buchhandlungen bringen kann. Finn wiederum ist kein schlechter Kerl und außerdem Arbeitgeber und Freund von Katharinas Tochter Nele (Joanna Ferkic hat Lotte Flack ersetzt), weshalb die Insulaner schließlich den Dänen in einem Akt heroischer Solidarität die Stirn bieten.

Oliver Schmitz hat seine Meriten unter anderem als Regisseur von „Türkisch für Anfänger“ (ARD) sowie der wunderbaren „Allein unter…“-Reihe (Sat 1) mit Hannes Jaenicke erworben. Er findet die richtige Balance für Hertnecks Drehbuch: Die komödiantischen Momente sind trotz einiger Slapstick-Einlagen Brückners nie übertrieben, die Spannung der wenigen dramatischen Szenen resultiert eher aus der Empathie mit den Figuren als aus der Suche nach dem Schuldigen. Und so ist „Katharina und die Dänen“ vor allem ein Schauspielerfilm. Brückner erweist sich als großer Komödiant, weil er Mikkelsens Missgeschicke mit großer Würde verkörpert. Kremp ist als melancholischer Romantiker ohnehin ein wunderbares Pendant zu Tanja Wedhorn. Die wiederum verkörpert die Anwältin, die für alle nur das Beste will, mit großer Glaubwürdigkeit. Die hohen Absätze ihrer Stiefel sorgen zudem nicht nur für einen überzeugenden Auftritt, sondern auch für einen reizvollen Hüftschwung.

Charles Trenets klassisches Chanson „La Mer“, der leitmotivisch auch in der Komposition von Fabian Römer und Steffen Kaltschmid mitschwingt, gibt die Stimmung des Films perfekt wieder: durchaus beschwingt, aber auch mal innehaltend und nachdenklich. Musikalischer Höhepunkt ist das Finale, als das Ensemble mit Kremp als Vorsänger „With a Little help from My Friends“ anstimmt. Dass Föhr ein wunderbarer Schauplatz ist, versteht sich fast von selbst; trotzdem widersteht Kameramann Christoph Chassée der Versuchung, die Schönheit der Insel ähnlich plakativ in Szene zu setzen, wie das noch vor einigen Jahren in einer Produktion der ARD-Degeto garantiert der Fall gewesen wäre. (Text-Stand: 2.8.2014)

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Reihe

ARD Degeto

Mit Tanja Wedhorn, Jan-Gregor Kremp, Maximilian Brückner, Eva Kryll, Joanna Ferkic, Remo Schulze, Andreas Schmidt, Dietrich Hollinderbäumer, Birge Schade

Kamera: Christoph Chassée

Szenenbild: Bärbel Menzel

Schnitt: Achim Seidel

Musik: Fabian Römer, Steffen Kaltschmid

Produktionsfirma: Nordfilm Kiel

Drehbuch: Marcus Hertneck

Regie: Oliver Schmitz

Quote: 3,83 Mio. Zuschauer (13,4% MA)

EA: 12.09.2015 20:15 Uhr | ARD

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