Das Grauen geht um. Ein Virus hat sich breit gemacht im Norden Europas, in Deutschland, in Berlin – in einem Hinterhof. Hier trifft der Mittdreißiger Michi, der aus Wien angereist ist, um seine große Liebe zurückzugewinnen, auf wilde Horden Angst einflößender Halbwesen, die Augen milchig, Schaum vor dem Mund, zum infizierenden Biss bereit. Gemeinsam mit Teenie Harper verbarrikadiert er sich in einer Wohnung. Über die Fenster zum Hof nehmen sie Kontakt auf zu den Mitbewohnern. Doch nicht jeder Zombie gibt sich sogleich zu erkennen.
Foto: ZDF / Jens Mackeldey
Ein Horrorfilm aus der Trash-Kategorie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – das hat Seltenheitswert, Zombies hingen hier noch nie am Glockenseil. In Panik muss man aber nicht verfallen: „Rammbock“ setzt nicht auf vordergründige Ekel-Effekte, sondern errichtet vielmehr ein apokalyptisches Szenario, das zwar von Schock- und Spannungsmomenten durchzogen wird, in dem sich aber auch – wie so oft im Horrorgenre – gesellschaftliche Ängste spiegeln. „Es ist die Angst, Opfer zu werden – Opfer der Wirtschaftskrise, eines kulturellen und sozialen Umbruchs“, so Regisseur Marvin Kren. „Wir verstehen die hirnlosen Halbtoten als sehr direkte Metapher für die hausgemachten Gefahren unserer Gesellschaft.
„Close-Ups von erschossenen, zerstampften oder gespaltenen Schädeln fesseln uns weniger und machen für uns keinen guten Zombie-Film aus. Ein weit verbreiteter Irrglaube besteht darin, dass die heraushängenden Gedärme das wesentliche Merkmal des Zombie-Genres sind“ (Marvin Kren)
Die düstere Mixtur aus morbid und melancholisch, aus physischem Schrecken und psychologischer Bedrohung geht auf. Und sie geht nahe. Da mag minutenlang kein Angriff der Untoten drohen – und doch ist der (An-)Spannungspegel enorm hoch. Gekonnt spielen die Macher mit Urängsten: der Angst vorm Verlassenwerden, der Angst vorm schwarzen Mann, der Angst vor der Angst. Das Virus bricht aus durch übermäßige Erregung: Wer gebissen wurde und in Panik gerät, ist verloren. Physisch hautnah folgt man als Zuschauer den beiden Hauptfiguren vom Hinterhof in die Wohnung, von der Wohnung in ein Zimmer, vom Zimmer auf den Schrank oder in eine Abstellkammer. Die ökonomischen und erzählerischen Mittel dieses Menschenmonsterfilms sind gering, die Wirkung ist umso größer. Wehe dem, wer unter Klaustrophobie leidet! Auch dass Marvin Kren Österreicher ist, hat sein Gutes: immer wieder scheint unerwartet lakonischer Humor auf in diesem pessimistischen Horrordrama.