Plötzlich Opa

Halmer, Felder, Kaufmann, Kronthaler. Besser als der ausgedachte Plot ahnen lässt

Foto: Degeto
Foto Tilmann P. Gangloff

Günther Maria Halmer musste in „Plötzlich Opa“ einmal mehr seine Degeto-Paraderolle als grimmiger Grantler übernehmen. Doch erwartungsgemäß folgt die Läuterung auf dem Fuß. Der Film von Thomas Kronthaler bringt zwar eine ganze Menge Zutaten für eines der üblichen Degeto-Rührstücke mit, immer wieder aber sorgen Buch und Regie mit hübschen Einfällen für Abwechslung vom Klischee; und die Darsteller sind durchweg sehenswert.

„Plötzlich Opa“, produziert im Auftrag von ARD-Tochter Degeto und die erste Drehbucharbeit der gelernten Cutterin Claudia Kaufmann, bringt zwar alle Zutaten mit, die auch die durchschnittlichen Freitagsschmachtwerke auszeichnen, und man mag die Handlung auch reichlich konstruiert finden; doch Regisseur Thomas Kronthaler, seit den „Scheinheiligen“ bekannt dafür, dem Volk aufs Maul zu schauen, erzählt die Geschichte mit viel Zuneigung zu seinen Figuren und vor allem einem ausgezeichneten Hauptdarsteller.

Dabei sieht es zunächst so aus, als würde Günther Maria Halmer seine Titelfigur nach gewohnten Schema anlegen: Den grimmigen Grantler schüttelt er schon lange aus dem Ärmel. Mit dem Wandel der Figur aber muss sich auch Halmer mehr Mühe geben, schließlich soll man den verbitterten Witwer immer sympathischer finden und schließlich vollends ins Herz schließen. Richtig interessant aber wird die Verkörperung des bayerischen Sturkopfs, weil seine Entwicklung ein Spiegelbild hat: Das eintönige Leben des Schankwirts Ludwig Ettenberger vor den Toren Münchens wird gehörig durcheinander gebracht, als ihm das Jugendamt seinen Enkel aus Hamburg aufs Auge drückt. Die Eltern des Jungen sind bei einem Autounfall gestorben. Jonas, gespielt von Max Felder („Pünktchen und Anton“) bringt seine typische Großstadtarroganz mit aufs Land. Die beiden können sich auf Anhieb nicht ausstehen, zumal Ludwig einst mit seinem Sohn gebrochen hat. Ihre Antipathie findet ein Ende, als Jonas abhaut. Danach fangen sie noch mal von vorne an. Doch das Glück findet ein jähes Ende, als Jonas’ Tante entdeckt, dass der Junge dank einer Lebensversicherung richtig wohlhabend ist. Weil das Jugendamt Jonas ohnehin lieber bei dem Ehepaar untergebracht hätte, muss er den mittlerweile geliebten Opa, dessen resolute Haushälterin Rosi und seine neue Freundin Julia schon wieder verlassen. Und dann will die Bank auch noch Ludwigs Hof zwangsversteigern. Wie praktisch, dass Julias Mutter einen Anwalt kennen gelernt hat…

Die Handlung klingt sehr viel schlimmer, als der Film letztlich ist. Von der Musik über die strahlend helle Ausleuchtung bis hin zu den krachledernen Nebendarstellern bringt „Plötzlich Opa“ zwar eine ganze Menge Zutaten für eines der üblichen Rührstücke mit, immer wieder aber sorgen Buch und Regie mit hübschen Einfällen für Abwechslung vom Klischee; und die Darsteller sind ohnehin durch die Bank sehenswert. (Text-Stand: 14.1.2006)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Günther Maria Halmer, Max Felder, Christiane Blumhoff, Laura Sonntag, Katharina Schubert, Maria Bachmann

Kamera: Helmut Pirnat

Schnitt: Anne Loewer

Musik: Martin Unterberger

Produktionsfirma: die film gmbh

Produktion: Uli Aselmann

Drehbuch: Claudia Kaufmann

Regie: Thomas Kronthaler

EA: 14.01.2006 20:15 Uhr | ARD

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