Erst wollen sie beide vom Dach springen, dann springen sie kopfüber in die Silvesternacht, der wohlsituierte Architekt, den Frau und Freund hinters Licht geführt haben, und das junge Mädchen, dessen erste große Liebe auch zur ersten großen Enttäuschung wurde. Zwei Lebensmüde sind die Hauptfiguren im Fernsehfilm „Picknick im Schnee“ von Drehbuchautor Martin Rauhaus und Regisseur Tomy Wiegand. Diese beiden Anti-Helden begeben sich auf einen winterlichen Trip, in eine Nacht der Entscheidungen. Matthias Habich und Newcomerin Chiara Schoras spielen das ungleiche Paar, Barbara Auer ist die Ehefrau.
„Vielleicht ist es an der Zeit für mich, etwas Törichtes zu tun“, schreibt der Stararchitekt Johannes Breutigam in seinem Abschiedsbrief. Gemeint ist der Sprung aus dem 32. Stock. Der kurzfristig in die Identitätskrise geratene Manager ändert seinen Entschluß allerdings dahingehend ab, dass er sich lieber mit einem Girlie durch die Berliner Silvesternacht treibt. Von der Techno-Disco über die Gefängniszelle bis hin zum titelgebenden Picknick im Schnee. Parallel macht sich Breutigams Frau auf die Suche nach ihrem Mann, getrieben von der Angst, er könne sich etwas antun, und von der Angst um ihre eigene Zukunft.
„Ansätze von Romantic Comedy“ sieht Autor Martin Rauhaus in der Geschichte, „mit etwas weniger Comedy“. Für den 40 Jahre alten Berliner, der mit zwei Kinofilmen, „Jimmy The Kid“ und Rainer Kaufmanns Acht-Millionen-Produktion „Long Hello and Short Goodbye“, noch von sich reden machen wird, ist Schreiben ein kleines Abenteuer. „Für mich hat es ewas Spielerisches. Ich habe kein erklärtes Anliegen.“ Intelligente Unterhaltung will der Fan alter Frank-Capra-Komödien machen. „Dieser emotional etwas erstarrte Mann, der langsam auf taut“, ist für Rauhaus der Kerncharakter der Geschichte. Matthias Habich, mit „Das Urteil“ und „Zucker für die Bestie“ zuletzt in zwei außergewöhnlichen Filmen zu sehen, spielt ihn als müden Mann mit Weltschmerz, halb Geschäftsmann, halb Künstler. (Text-Stand: 13.1.1999)