Nina ist eine ehrliche Haut. Wenn sie eines nicht kann, ist das lügen. Ausgerechnet sie wird gezwungen, ein Doppelleben zu führen. Am Anfang steht ihre Kündigung – und das ein Tag vor der entscheidenden Präsentation ihres Lernprojekts für Migrantenkinder, das sie ihrem Verlag anbieten will. Da rutscht sie ihr einfach so raus: die Lüge von der Schwangerschaft. Die Kündigung wird rückgängig gemacht. Aber es ist eine Frage der Zeit, bis der Schwindel auffliegt. Zu allem Übel gesellt sich etwas Angenehmes: der „süße“ Dominik, eine Kneipenbekanntschaft. Doch der erweist sich als ihr größtes Problem: er ist ihr neuer Chef.
„Nur ein kleines bisschen schwanger“ zieht alle Register einer Komödie, die durch die Verkettung unglücklicher Umstände in Gang kommt und die damit spielt, dass einer Lüge inszenieren muss. Das beginnt mit einem aufblasbaren Schwangerschaftsbauch, den die Heldin so souverän handhabt wie den täglichen Kleiderwechsel, und endet mit ständigen Rollentauschs zwischen Tür und Angel. Alles muss schnell gehen. Die Komödie von Lars Montag aus US-Autorenhand hat dementsprechend Tempo. Und das ist gut so. Das macht Laune und lässt den Zuschauer vergessen, dass es etwas wie gesunden Menschenverstand gibt. Wenn es wirklich Liebe ist – warum kann dann Nina ihrem neuen Freund und Chef nicht ihre kleine Lüge beichten, bevor sich ein Lügengebäude auftürmt? Schwamm drüber. Wer das Genre liebt lässt sich gern überrumpeln von dieser Komödie der fliegenden Wechsel.
Das Sat-1-Movie steht und fällt mit Stefanie Stappenbeck. Sie ist die ideale Besetzung für die junge Frau von nebenan. Beim männlichen Zuschauer weckt sie Beschützerinstinkte, was bei „Nur ein kleines bisschen schwanger“ bedeutet: mitfiebern bis zum Abwinken und bis zum romantischen, aber nicht rührseligen Happy End mit ihrem Dominik, dem Markus Meyer ein frisches Gesicht gibt. Auch die Zuschauerinnen werden dieser Figur ihre Sympathie schenken. Denn diese Nina muss man mögen: sie setzt sich ein für ausländische Kinder, Lernprojekte und Spielplätze. „Sie lügt nicht aus Karriere- oder Ehrgeizgründen, sondern weil sie den Kindern ein Versprechen gegeben hat“, betont auch Stappenbeck, die sich – wenn es anders gewesen wäre – sich in der Rolle nicht wohlgefühlt hätte. Ninas Doppelspiel wider ihrer Natur macht sie chaotisch, was in Komödien immer gut kommt und was Stefanie Stappenbeck die Möglichkeit gibt, sich an Screwball-Comedy-Größen wie Katherine Hepburn, Doris Day oder Goldie Hawn zu orientieren. Hinreißend. (Text-Stand: 3.4.2011)