Nachbarn süß-sauer

Bettina Zimmermann, Ohrt, Rauhaus, Henman. ... und die Chinesen essen Hunde!

Foto: Sat 1 / Christiane Pausch
Foto Rainer Tittelbach

„Nachbarn süß-sauer“ erzählt von mehr als nur einem Kleinkrieg am Gartenzaun. „Die Chinesen kommen“ – für dieses angstbesetzte Bild findet Autor Martin Rauhaus zwischen Projektion und mehr als einem Fünkchen Wahrheit reichlich Stoff für eine launige, von der Sandkastenspiel-Dramaturgie getragene TV-Komödie der leichten Sat-1-Gangart. Ein recht unterhaltsamer Culture-Clash, der allerdings keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

„Geil, Chinesen!“ Junior Brian ist begeistert, aber auch die restlichen Brückers sehen in gespannter Erwartung den Wangs, ihren neuen Nachbarn, entgegen. Diese Freundlichkeit, dieser respektvolle Umgang miteinander, da könnten sich manch Deutscher ein Vorbild dran nehmen, finden die Eltern Lisa und Michael. Doch die Freude währt nur kurz. Bald sind die Wangs ihre härtesten Konkurrenten: Der höfliche Hua macht Vater Michael, Geschäftsführer in spe, in seiner Firma das Leben schwer: Der Chinese predigt einen kosteneffizienten Turbo-Kapitalismus und hat bald viele Fürsprecher. Seine Frau Li, Betriebswirtschaft-Professorin, wird vor allem für Mutter Lisa, die sich mit einem Blumenladen selbst verwirklicht, zum roten Tuch: „zuerst unsere Kinder, dann unsere Freunde, dann unsere Straße und was dann? Die ganze Welt?“, schimpft sie. Aber so schnell lässt sie sich nicht kleinkriegen.

Nachbarn süß-sauerFoto: Sat 1 / Christiane Pausch
Culture-Clash mit Sandkastenspiel-Dramaturgie. Dabei hat alles so freundlich angefangen: Die Wangs kommen mit Geschenken.

„Nachbarn süß-sauer“ erzählt von mehr als nur einem Kleinkrieg am Gartenzaun. „Die Chinesen kommen“ – für dieses angstbesetzte Bild findet Autor Martin Rauhaus zwischen Projektion und mehr als einem Fünkchen Wahrheit reichlich Stoff für eine launige, von der Sandkastenspiel-Dramaturgie („die haben angefangen“) getragene TV-Komödie der leichten Sat-1-Gangart. Chinesische Effizienz trifft auf deutsches Lust-Prinzip, demütiger Fleiß auf Anspruchshaltung. Das globale ökonomische „Problem“ des Westens wird auf den Familienalltag mit seinen narzisstischen Kränkungen heruntergebrochen. Zwei kulturelle Lebensstile prallen unversöhnlich aufeinander. Und Rauhaus lässt die Metaphern blühen und die Klischees fröhlich purzeln. Der Bambus der Wangs wächst schnell und breitet sich rasant aus. Dann trifft die deutsche Kettensäge auf ein Samurai-Schwert, das in Wahrheit ein chinesisches Kriegsschwert ist. Tee- gegen Kaffeekultur, Shen gegen Hochdruck. Und dass die Chinesen Hunde essen – das weiß doch jeder, vor allem die Brückers, die das Friedens-Angebot der Wangs, ein Festessen, ohne Argwohn annehmen. „Wo ist eigentlich Butch?“

Nach 50 Minuten steht es in „Nachbarn süß-sauer“ 4:0 für die Chinesen. Spätestens jetzt wird die deutsche Mutter zur Furie, zur Teufelin, die ihr Heil unter der Gürtellinie sucht. Ein Kondom in der Tasche des asiatischen Töchterchens erfüllt seinen Zweck: bald hängt auch bei den ach so umsichtigen Wangs der Haussegen schief – und Chang und Meimei sind nicht mehr länger die braven Ja-Sager, die in jeder freien Minute lernen oder andere Pflichten erfüllen. Die Konflikte wachsen sich aus. „Sind wir so oder haben uns die Leute dazu gemacht?“, fragt sich Mutter Lisa – und muss mit ansehen, wie eine Chinesische Mauer zwischen den Grundstücken hochgezogen wird… Wie rauskommen aus dieser Nummer? Diese Culture-Clash-Katastrophenkomödie von Granz Henman („Knallharte Jungs“) gipfelt schließlich in einer furiosen Slapstick-Action-Szene, nach der nichts mehr so sein kann, wie es war. Ein reinigendes Gewitter. Körperlich abreagiert, kann nun wieder die Vernunft sprechen – bis die Russen kommen… (Text-Stand: 25.4.2014)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Bettina Zimmermann, Christoph M. Ohrt, Yu Fang, Linda Chang, Cosima Henman, Leon Seidel, Kim Stephanie, Dang Tran

Kamera: Jörg Widmer

Soundtrack: ELO („Mr. Blue Sky“ / „Don’t bring me down“), Daft Punk („Get lucky“), Marvin Gaye („Let’s get it on“)

Produktionsfirma: UFA Fiction

Drehbuch: Martin Rauhaus

Regie: Granz Henman

Quote: 2,89 Mio. Zuschauer (11,1% MA)

EA: 20.05.2014 20:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

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BIC: COBADEFFXXX

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