Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln

Odine Johne, Krauter, Baum, Sommer, Dienger, Wieland. Zwischen Tradition & Massaker

27.03.2025 20:15 ARD-Mediathek Mediathek-Premiere
29.03.2025 20:15 ARD TV-Premiere
Foto: Degeto / Aidan Monaghan
Foto Tilmann P. Gangloff

„Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln“ (Degeto / Amalia) ist ein Krimidrama mit viel Landschaft und Odine Johne als Journalistin, die in ihre Heimat zurückkehrt, um das Haus ihrer verstorbenen Eltern zu verkaufen. Erst wird sie in einen Mordfall verwickelt, dann stößt sie auf ein Familiengeheimnis, das ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Hintergrund der Geschichte sind die Jagd der Einwohner auf Grindwale und die Aktivitäten einer Tierschutzgruppe.

Irgendwo im Dreieck zwischen Schottland, Norwegen und Island liegen die Färöer, und wenn das Fußballteam der zu Dänemark gehörenden autonomen Inselgruppe nicht gelegentlich Gegner der deutschen Nationalmannschaft wäre, hätten die meisten Menschen hierzulande vermutlich noch nie von den „Schafsinseln“ gehört. Entsprechend überschaubar ist auch der Tourismus; die Landschaft erinnert an Island, ist aber längst nicht so spektakulär. Kriminalität gibt es auf den Inseln kaum, Verbrechen werden trotzdem begangen, zumindest aus Sicht von Tierschutzorganisationen: Die Färinger pflegen auch heute noch ganz legal ihre andernorts längst verpönte Walfangtradition. Die entsprechenden Treibjagden auf Grindwale gelten als überaus grausam und sind daher höchst umstritten.

Mordlichter – Tod auf den Färöer-InselnFoto: Degeto / Aidan Monaghan
Auf hoher See gerät Johanna (Odine Johne) mit dem Walfänger Jacobsen (David Ganly) aneinander. Und die Wolken hängen tief.

Vor diesem Hintergrund erzählt Martin Sommer (Buch und Produktion) gemeinsam mit Koautorin Christiane Dienger eine Öko-Krimistory, die den Tierschutz mit einer familiären Tragödie verknüpft: Nach vielen Jahren kehrt Journalistin Johanna (Odine Johne) in ihre einstige Heimat zurück, um ihr früheres Elternhaus zu verkaufen. Vor dreißig Jahren ist ihr Vater unter ungeklärten Umständen bei einer Explosion seines Boots gestorben, Mutter und Tochter haben die Insel daraufhin verlassen. Bei einem Spaziergang entdeckt sie am Fuß einer Klippe eine Leiche, aus deren Rücken ein Kurzspeer ragt, wie er bei der Waljagd verwendet wird. Der Tote gehört zu einer Tierschutzgruppe, die den Fischern ständig ins blutige Handwerk pfuscht. Das tödliche Treiben ihrer Landsleute ist Johanna ohnehin zuwider. Eine dokumentarische Aufnahme aus der Ferne, als sich eine Bucht während einer massenhaften Abschlachtung komplett rot färbt, genügt völlig, um den Zorn der Gruppe rund um den grimmigen Wortführer Harms (Henning Baum) zu teilen.

Bis zu diesem Punkt behandelt „Tod auf den Färöer-Inseln“ eine wegen Thema und Schauplatz ohnehin schon ungewöhnliche Krimigeschichte, zumal sich herausstellt, dass der Tote keineswegs durch den Speer gestorben, sondern wohl erschlagen worden ist. Bei Polizist Bjørn (Jan Krauter), mit dem Johanna in gemeinsamen Kindheitstagen befreundet war, scheinen die Ermittlungen in guten Händen zu sein, aber natürlich weckt der Fall ihre berufliche Neugier. Außerdem bringen Sommer und Dienger nun eine weitere Ebene ins Spiel. Seit ihrer Rückkehr wird Johanna von Albträumen heimgesucht, die sich schließlich als traumatisches Erlebnis entpuppen: Als Kind ist sie, wie ihr jedoch erst gegen Ende klar wird, Zeugin eines Mordes gewesen. Nun stößt sie auf ein finsteres Familiengeheimnis, das ihr komplett den Boden unter den Füßen wegzieht. Als sie entdeckt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Tod ihres bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Vaters und dem aktuellen Mordfall gibt, gerät sie prompt selbst in Lebensgefahr. Trotzdem lässt sie nicht locker, um rauszufinden, was damals wirklich passiert ist.

Mordlichter – Tod auf den Färöer-InselnFoto: Degeto / Aidan Monaghan
Ein Ring, den die Leiche bei sich trug, weckt bei Bjørn alte Erinnerungen. Jan Krauter in „Mordlichter – Tod auf den Färöer-Inseln“

Die Inszenierung der erfahrenen Regisseurin Ute Wieland ist routiniert und solide, ohne besondere Akzente zu setzen; optisch lebt der Film vor allem von den Bildern der zwar hügeligen, aber baumlosen Landschaft (Kamera: Eeva Fleig), die bei aller Kargheit dennoch eine gewisse Faszination ausstrahlt. Die Unwirtlichkeit wird noch durch die tief hängenden Wolken betont. Wenn in Szenen wie jener, als Johanna auf einem Felsvorsprung kauert, nachdem sie in die Tiefe gestoßen wurde, auch noch Nebelschwaden wallen, wird die Atmosphäre endgültig mystisch. Ein Wermutstropfen ist jedoch wie in nahezu allen Auslandsproduktionen der ARD-Tochter Degeto die Synchronisation gerade der Nebenrollen. Für den irischen Schauspieler Patrick O’Kane gilt das zum Glück nicht: Fischer Brandur rückt mehr und mehr ins Zentrum der Handlung. Ausgerechnet mit dieser Schlüsselfigur des Films ist allerdings eine Ungereimtheit verknüpft, die den familiären Teil der Geschichte erheblich unglaubwürdig wirken lässt. Ob aus „Mordlichter“ eine Reihe wird, wie der Titel nahelegt, entscheidet die ARD wie immer erst nach der Ausstrahlung.

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Odine Johne, Jan Krauter, Henning Baum, Patrick O’Kane, David Ganly, Rachael Rooney

Kamera: Eeva Fleig

Szenenbild: David Craig

Kostüm: Zjena Glamocanin

Schnitt: Dunja Campregher

Musik: Michael Kamm

Redaktion: Niklas Wirth, Christoph Pellander

Produktionsfirma: Amalia Film , Wasabi Film

Produktion: Martin Sommer, Felix von Poser

Drehbuch: Martin Sommer, Christiane Dienger – Mitarbeit: Hardi Sturm

Regie: Ute Wieland

EA: 27.03.2025 20:15 Uhr | ARD-Mediathek

weitere EA: 29.03.2025 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach