Wenigstens wagt das Erste im Sommer, endlich mal eine gute Serie ins dienstägliche Familienprogramm zu nehmen. Während sich auf diesem Sendeplatz sonst Tierärztinnen, Nonnen oder Anwälte tummeln, ist jetzt eine Kommissarin an der Reihe. Wie originell! Doch bei Sophie Haas handelt es sich nicht um eine jener brav auf Miss Marples Spuren wandelnden Ermittlerinnen aus dem U-Fach. Die Kölner Kripo-Frau, die in die Eifel „befördert“ wurde, erlebt im fiktiven Hengasch (was sich von „Hängearsch“ ableitet) einen Kulturschock, der eigentlich behandlungswürdig wäre. Doch was anderes als ein Veterinär ist am Arsch der Welt nicht verfügbar. Also muss die Haas, unterstützt von ihren beiden Kollegen auf dem Revier, die den Begriff Tempo aus ihrem überschaubaren Wortschatz gestrichen haben, sich in die Fälle hineinsteigern, um die Einöde um sich herum zu vergessen.
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Caroline Peters über Komik & Charaktere der Serie:
„Mich hat der Humor gereizt, der sich nicht breitbeinig auf den Schoß des Zuschauers setzt. Sophie Haas ist eine unabhängige und darüber nicht verzweifelte Frau: kein Mädchen, keine Gattin, keine gestresste thirtysomething zwischen Eisprung-Neurose, tickender biologischer Uhr und dem Wahn, endlich Mr. Right finden zu müssen, sondern eine richtige, erwachsene Frau, über die man trotzdem lachen muss, weil ihre Geradlinigkeit so oft zu Missverständnissen führt.“
Vor zwei Jahren liefen die ersten sechs Folgen von „Mord mit Aussicht“ als Versuchsballon montags in der ARD. Es gab gute Kritiken, passable Einschaltquoten und eine Nominierung für den Grimme- wie für den Deutschen Fernsehpreis. Und so gab der WDR sieben weitere Folgen dieser schnurrigen Krimi-Serie in Auftrag. Mit dem klassischen Genre hat die Serie von Marie Reiners („Lukas“) so viel gemein wie Köln mit der Eifel. Die Fälle um mordende Wahnsinnige und ermordete Weinköniginnen, um Pianisten mit abgeschnittenem Finger oder Rentner, die im Dorfbach liegen, sind allenfalls Vehikel für die „Eine Großstädterin in der Pampa“-Humoreske. Ob Sprachwitz oder szenische Karikaturen – Situationskomik ist der Antrieb der Serie und die schrulligen Charaktere sind deren Herzstück. Natürlich braucht man dafür die richtigen Darsteller. Burgschauspielerin Caroline Peters ist die Unfassbarkeit der Landabenteuer ihrer Heldin immer wieder ins Gesicht geschrieben. Ihre Blick-Varianten und ihr Gespür für Timing nähren die skurrile Komik von „Mord mit Aussicht“. Und Bjarne Mädel lässt neben seiner „Kleinen-Mann“-Mimik besonders seinen Körper sprechen: für seinen verfressenen Dorfbullen musste er fünf Kilo zulegen. Die ARD zeigt alle 13 Folgen.