Mädchen über Bord

Genre abgekupfert, Story banal. Isabell Gerschke bezaubernd, Herbst köstlich

Foto: Pro Sieben / Gordon Mühle
Foto Rainer Tittelbach

„Mädchen über Bord“ gerät – trotz der Absicht, eine Romantic Comedy zu sein, trotz einer Heldin mit Meeresphobie und trotz Christoph Maria Herbst – viel zu selten in komödiantische Schräglage. „Traumschiff“ für die Pro-Sieben-Zielgruppe von „Tatort“-Regisseur!

Wer bei diesem Film auf Pro Sieben landet, könnte meinen, im falschen Sender und am falschen Tag zu sein. „Traumschiff“? „Unter weißen Segeln“? Nein, es ist der Versuch von Pro Sieben, es auch bei den Teens und Twens mit Clubschiff-Flair und Mythen in Weiß zu versuchen. „Mädchen über Bord“ gerät dabei – trotz der Absicht, eine Romantic Comedy zu sein, und trotz einer Heldin mit Meeresphobie – zu selten in komödiantische Schräglage.

Weil Studentin Katrin ihrer Freundin Babsi mitteilen will, dass Babsis verheirateter Lover Schluss gemacht hat und nicht auf der AIDA sein wird, um mit ihr romantische Tage zu verbringen, landet sie an Bord des Clubschiffs. Sie fällt in einen Container und wird auf hoher See als blinder Passagier entlarvt. Um die Polizei aus dem Spiel zu lassen und weil der Schiffsmanager ein Auge auf Babsi geworfen hat, die sich nun in der peinlichen Lage sieht, die Bezahlung ihres Tickets selbst zu übernehmen, müssen die beiden Frauen ihre Schulden abarbeiten. Katrin, die ein frühkindliches Wasser-Erlebnis traumatisiert hat, gelingt es, langsam Gefallen am Aufenthalt an Bord zu finden. Nicht zuletzt wegen Schiffsarzt Markus, der sich als gar nicht so arrogant erweist, wie von ihr zunächst angenommen.

„Mädchen über Bord“, der Titel ist irreführend. Über die Reling geht in dem TV-Movie von Hansjörg Thurn niemand, Baden geht allenfalls das Genre Beziehungskomödie. Und dass, weil sich „Tatort“-Mann Thurn zu sehr von den „Traumschiff“-Vorbildern hat beeinflussen lassen. Zu viel Romanze, zu viel behauptetes Gefühl, zu wenig Spiel und Spannung zwischen den Geschlechtern. Die Liebesgeschichte ist bieder wie zu Freddys Zeiten, die Dramaturgie direkt aus den frühen 1960er Jahren importiert. Nur gut, dass der Regisseur wenigstens bei der Besetzung ein glückliches Händchen hatte. Isabell Gerschke, die Dominik Graf für „Hotte im Paradies“ entdeckte, bezaubert durch ihr Spiel, das zwischen pfiffig-burschikos & verletzlich schwankt. Und Christoph Maria Herbst kann sich hier zwar nicht wie in „Stromberg“ oder „Der Wixxer“ von seiner ganz komischen Seite zeigen, doch er unterstreicht auch als Bord-Manager, dass er einer ist, von dem mehr kommen wird. (Text-Stand: 10.3.2005)

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Fernsehfilm

Pro Sieben

Mit Isabell Gerschke, Christoph Maria Herbst, Martina Hill, Michael Härle, Sylvia Leifheit

Kamera: Uwe Schäfer

Szenenbild: Alexandra Pilhatsch

Musik: Ingo Politz, Bernd Wendlandt

Produktionsfirma: Janus Film

Drehbuch: Jens Urban

Regie: Hansjörg Thurn

EA: 10.03.2005 20:15 Uhr | Pro Sieben

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