Was passiert, wenn ein Typ, der sich für durchschnittlich hält, plötzlich dem Wesen näher kommt, für das er schon lange schwärmt? Erst einmal passiert wenig, denn der junge Mann hat einige Probleme mit seinem Selbstbewusstsein. Seine Traumfrau und die vornehmen Kreise, in denen sie verkehrt, schüchtern ihn ein. Da bleibt es zunächst nur bei Nachhilfe.
„Mädchen Nr. 1“ erzählt vom weiblichen Wunschobjekt, das so nah und doch so fern ist, vom sympathischen Frauenversteher, der brav Pharmazie paukt, um später einmal die Apotheke seiner Mutter zu übernehmen, und von den Nachhilfeversuchen der Freunde, die ihren in Liebesleid Versunkenen mit Aphrodite versöhnen wollen. Auf der Sommerparty der angebeteten Denise hat es bereits gefunkt zwischen ihr und Thomas. Gerade will sie sich an den Lippen ihres Kommilitonen davon beruhigen, dass sie ihren Freund Dirk mit einem Playmate in flagranti erwischt hat, da trifft sie ein Baseball an der Schläfe. Diagnose: Gedächtnisschwund. Für Thomas heißt das, alles noch einmal von vorne – und mit ansehen, wie der arrogante Macho Dirk Denise als sein Eigentum vorführt. Auf der wiederholten Party von Denise bekommt Thomas noch eine Chance. Seine WG-Freunde stehen ihm mit Rat und sogar libidinöser Tat zur Seite, damit seine Denise endlich von Amors Pfeil getroffen wird.
„Mädchen Nr. 1“ ist eine Liebeskomödie mit Aha-Erlebnis-Garantie. Nachdem Pro Sieben mit seinen eigenproduzierten TV-Movies vor allem im Bereich jung und lachhaft („Verliebte Jungs“ oder „Harte Kerle“) die größten Erfolge feierte, setzte der Sender auf Wiederholungszwang – sprich: weiterhin auf Romantic Comedies. Doch dieses Genre lässt sich kaum neu erfinden. Der Film von Stefan Holtz versucht es denn auch gar nicht erst, ergeht sich vielmehr in den gattungsüblichen Klischees vom Weiberheld, Vamp und schüchternem Romantiker, veräppelt Männer-Rituale und die banale Praxis des Balzverhaltens und vermischt dies mit den „echten“ Gefühlen, die der Geschichte nach und nach ihren Klamotten-Witz austreiben. Dazu gibt es ein paar hübsche Gesichter, allen voran Max von Thun, Julia Dietze, Wanja Mues und Katharina Wackernagel, und einen effektiven Soundtrack von Massive Attack, Daft Punk, Madonna oder Radiohead. (Text-Stand: 18.9.2003)