Wenn es schon ein Traumpaar für die reiferen Jahrgänge gibt, das auf dasselbe Kunst- und Unterhaltungsverständnis eingeschworen ist, das sich auch privat bestens versteht und das sowohl bei Zuschauern als auch bei Kritikern gern gesehen ist, dann muss es zum Einsatz kommen. Notfalls saugt man sich eben eine Fortsetzungsgeschichte aus den Fingern. Und die ist, wenn es sich um die Verbindung Christiane Hörbiger / Götz George handelt, immer noch um Längen besser als das, was sonst an Unterhaltung frei Haus geliefert wird. Nach der märchenhaften Romanze „Alpenglühen“ um eine Almbäuerin und einen Fischkopp, die voneinander nicht lassen können, erfand der Komödienautor Thomas Kirdorf nun, im verflixten siebten Monat, die erste handfeste Beziehungskrise des ungleichen Paars.
Dem ehemaligen Fischhändler und Weltenbummler Hannes Seeger wird die Luft in den Bergen allmählich zu dünn. Ein erster Aufschrei auf der Alm – mit Sprotten in Öl und Freddy auf dem Plattenteller. Dann fallen Gamsbart, Lederhose und Tirolerhut seiner Axt zum Opfer. Und wenig später schnuppert der graublonde Hannes endlich wieder Seeluft. Doch aufs große Meer will ihn keiner mehr lassen. Als „Anreißer“ eines Reeperbahn-Bumslokals scheint seine kleine Flucht zu enden. Wäre da nicht die herzensgute und noch immer bis über beide Ohren verliebte Rosa Mayrhofer, die sich so zielstrebig wie blauäugig an die Waterkant aufmacht, um ihren Hannes zurück zu gewinnen. Die Liebe der beiden steckt keineswegs in der Krise. Doch bis sie sich erwartungsgemäß erneut kriegen, müssen sie so manches Spielchen spielen – Sehnsucht und Eifersucht gehen nun mal Hand in Hand. Und der Zuschauer will ja auch noch einmal jene Wandlung des Kopftuch-Maidli in „My Fair Lady“-Rosa miterleben. Also erfand Kirdorf einen Vorwand – und schickte die Hinterwäldlerin, die St. Pauli für einen Heiligen hält, als vermeintlich professionelle Begleiterin auf die Bühne der Wirtschaftsbosse.
„Liebe versetzt Berge – Alpenglühen 2“ arbeitet noch deutlicher als der traumwandlerisch-emotionalere Erstling mit boulevardesken Mitteln. Zwischen Luxushotel und Kiez-Kaschemmen springt Regisseur Hajo Gies routiniert hin und her. Doppeldeutiges und Schlüpfrigkeiten, verbale Schlagabtauschs, Verwechslungen und Missverständnisse – das ist klassisches Komödien-Handwerk. Wer fragt da schon nach Logik?! Schon gar nicht, wenn so begnadete Komödianten wie Hörbiger und George am Werke sind. Und denen hat es offensichtlich nach gemeinsamen Filmen wie „Schtonk“, „Schimanski muss leiden“ oder „Alpenglühen“ mal wieder zusammen Spaß gemacht. George schwärmt von Hörbiger als einem weiblichen Urwald. „Alles, was man dort entdecken kann, ist nicht planmäßig, ist gewachsen in allen Farben und Formen und enthält eine Menge Überraschungen.“ Und die Österreicherin würde gerne mal einen saftigen Ehekrieg à la „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ mit ihm vor der Kamera anzetteln. (Text-Stand: 27.1.2004)