Leroy liest Goethe, spielt Cello und hat kein Handy, dafür einen Öko-Erfinder zum Vater und Leroy ist schwarz. Auch wenn er die coolste Frisur der Schule hat – zum Aufreißer ist er nicht geboren. Da trifft es sich gut, dass die süße Eva, auf die er mehr als nur ein Auge geworfen hat, den schüchternen „Schokopopp“ eines schönen Tages anspricht. Auch der erste Kuss lässt nicht lange auf sich warten. „Sie hat mich auf den Mund geküsst“, jubelt er. „Aber ihre Familie hat dich nicht auf den Mund geküsst“, stellt Leroys bester Freund Dimi klar. Und diese Familie hat es in sich. Der Vater ist ein hohes Tier bei den Republikanern. „Papa, da ist ein Nigger“, begrüßt ihn der jüngste von Evas fünf Brüdern, die sich als extrem rechte Socken herausstellen. Im Angesicht dieser Glatzen fühlt sich Leroy verunsichert.
Foto: ZDF / David Baltzer
Als nach einem Anschlag, der ihm gilt, Eva verletzt wird, sucht Leroy die magische Kraft seiner angloafrikanischer Vorfahren – und begegnet der Gewalt der dumpfen Neonazis mit Black Power. Der 17-jährige Held des Jugendfilms „Leroy“ lässt sich bei seinem Kampf gegen feige Neonazis von Shaft und Malcolm X inspirieren, um am Ende eine Botschaft zu präsentieren, die auf Martin Luther Kings Utopie hinausläuft, originell gepaart mit der Theorie der Popkultur, die davon ausgeht, dass jede Subkultur durch Einbindung in den Mainstream stirbt. Liegt darin eine Chance, die rechte Jugendbewegung zu zerschlagen?!
Stark überzeichnet hat Armin Völckers sowohl die Klischees der politischen Lager als auch die Vorurteile untereinander. In der Überzeichnung steckt aber auch Wahres – und klug ist es ohnehin im Rahmen einer Komödie, die Glatzen-Brüder und Oberguru „Erbse“ nicht übermäßig zu dämonisieren, sondern sie als prasseldumm darzustellen. Zwischen medienpädagogisch naivem bis wertvollem Lehrstück, überspitzter Satire und popkulturell reflektiertem Musikfilm bewegt sich das sympathische Debüt, das nicht ohne Mängel ist, das aber mit einer unbeschwerten Frische und jugendlicher Selbstverständlichkeit ausgleicht. Dazu passt der vorzügliche Soundtrack mit deutschen Bands wie Seeed, Blumentopf oder Clueso, der manch Unebenheit im Spiel und in der Dramaturgie quasi weg hiphoppt.