Ähnlich wie kürzlich bei „Hanna Hellmann“ zeigt das ZDF auch die beiden „Lena Lorenz“-Filme so kurz hintereinander, dass Nummer 2 eher eine Fortsetzung als eine eigenständige Geschichte ist: Die Hebamme wird zwar mit neuen Herausforderungen konfrontiert, hat aber ihre alten Probleme noch nicht gelöst. Tatsächlich wirkt „Zurück ins Leben“ nicht nur aufgrund der Verwechselbarkeit der Titel (Teil 1 hieß „Willkommen im Leben“) fast wie ein Remake: Die Konfliktlinien sowie viele Handlungsideen sind identisch. Die von Berlin zurück in ihre oberbayerische Heimat geflüchtete Lena (Patricia Aulitzky) hat nach wie vor Ärger mit Mutter Eva (Eva Mattes), ihr geliebter Opa (Fred Stillkrauth) zeigt weiterhin unübersehbare Anzeichen einer beginnenden Demenz, die einstige beste Freundin Julia (Liane Forestieri) ist immer noch beleidigt, und Lena ist wie zuvor hin- und hergerissen zwischen ihrem Freund Alexander (Marc Ben Puch) und dem sympathischen türkischen Lehrer Ersun (Bülent Sharif). Alle diese Handlungsstränge werden wie Schrauben weitergedreht, mal um eine Umdrehung, mal um zwei oder drei, aber zu Ende erzählt wird keine der Geschichten: Mit Ersun tauscht Lena erst einen Kuss, dann landet sie sogar in seinem Bett, aber Alexander, der seine Gelegenheit zum Seitensprung verstreichen lässt, liebt sie auch noch. Mit der Mutter gibt es eine kurze Versöhnung, die jedoch umgehend der alten Feindseligkeit weicht, weil sie den Hof verkaufen will. Deshalb ist auch Michael Roll als potenzieller Käufer wieder mit von der Partie. Im ersten Film huschte er nur durchs Bild, diesmal tauscht er einige Kraftausdrücke mit Opa Leopold, der ihn mit der Flinte verjagt.
Die Übereinstimmungen reichen zuweilen bis ins amüsante Detail: Auch „Zurück ins Leben“ beginnt damit, dass Lenas fahrbarer Untersatz (diesmal ein Traktor) den Geist aufgibt, und prompt kommt als rettender Engel wieder der nette Schorschi (Sebastian Edtbauer) vorbei; in einer Serie wäre der liebenswerte Jugendfreund eine der wichtigsten Identifikationsfiguren. In beiden Filmen beschwert sich eine Gebärende über die Musik (diesmal Puccini), und selbstredend spielt auch die Höhenangst der Hebamme wieder eine Rolle: In Teil 1 musste sie eine Gondel besteigen, diesmal gar einen Hubschrauber. Nach der Landung trennt sie sich von ihrem Frühstück, und vermutlich ist dies das erste Mal in der Filmgeschichte, dass einer Frau schlecht wird, obwohl sie weder schwanger ist noch zu viel getrunken hat. Apropos: Bechern darf die trinkfeste und gelegentlich herzhaft fluchende Lena auch wieder eine ganze Menge.
Interessanterweise haben diese kleinen Parallelen großen Anteil daran, dass „Zurück ins Leben“ nicht wie ein Abklatsch des ersten Teils wirkt: weil sie die Geschichte um eine sympathische ironische Ebene bereichern. Daran hat auch die abwechslungsreiche und immer passende Musik von Titus Vollmer einen großen Anteil, ganz zu schweigen von Lenas Gesangseinlage, als sie auf dem Trecker „Highway To Hell“ schmettert. Der zweite Film erscheint ohnehin in sich stimmiger, obwohl die kreativen Kräfte hinter der Kamera mit Ausnahme des Schnittmeisters identisch sind. Selbst die obligaten Panoramaschwenks sind sinnvoller in die Handlung integriert, weil Lena immer wieder mal innehält und den Blick schweifen lässt, als wäge sie innerlich erste und zweite Heimat gegeneinander ab. Eher unoriginell ist dagegen die bei solchen Filmen gern gewählte Lichtdramaturgie: Während in Bayern immer die Sonne scheint, sind die Berlin-Szenen kühl und unbunt.
Etwas zu kurz kommt erneut die „Gastgeschichte“: Vor den Augen Lenas fährt ein Mann mit seinem Auto in den Freitod; er hinterlässt eine hochschwangere Frau, die sich den Suizid des Gatten nicht erklären kann. Anderswo würde dieser Stoff einen zentralen Handlungsstrang füllen, hier werden die Ereignisse etwas oberflächlich abgehandelt. Dafür sind die Auftritte der rothaarigen Lilian Naumann als junge Witwe umso markanter. Gerade die Szenen, in der es die Mutter nicht übers Herz bringt, ihrer kleinen Tochter vom Tod des Vaters zu erzählen, sind sehr glaubwürdig. Auch die Geburtsbilder sind dank Blut, Schweiß und Tränen alles andere als beschönigend. Die Botschaft kommt an: Kinderkriegen ist nichts für Feiglinge.