Horst Krause ist nicht mehr Polizeihauptmeister. Mit seiner Schwester Elsa (Carmen-Maja Antoni) betreibt er den kleinen Gasthof im Dörfchen Schönhorst. Und Elsa sucht eine Aufgabe für den knorrigen Pensionär. Die kommt auf Krause zu, als sein Freund Schlunzke (Andreas Schmidt) auf Geheiß von Bürgermeister Stübner (Boris Aljinovic) eine Familie aus Syrien aufnehmen soll. Schlunzke schiebt die Verantwortung auf Krause ab und schon ziehen die Flüchtlinge in die Gästezimmer. Zwei unterschiedliche Kulturen prallen aufeinander. Das stellt alle vor Herausforderungen und die Sprachbarriere ist dabei das geringste Hindernis. Krause geht frisch ans Werk, besorgt dem Jugendlichen Arbeit, spielt mit den beiden kleinen Buben. Doch er macht sich mit seiner Willkommenskultur im Ort nicht nur Freunde. Dann steht auch noch seine in Köln lebende Schwester Meta (Angelika Böttiger) vor der Tür. Deren Mann steckt in der Patsche. Krause wird von allen gebraucht – und blüht dabei förmlich auf.
Nach „Krauses Fest“ (2007), „Krauses Kur“ (2009), „Krauses Braut“ (2011) und „Krauses Geheimnis“ (2014) folgt nun also „Krauses Glück“ – so etwas wie wie ein kleines Geburtstagsgeschenk für Horst Krause: Der Schauspieler feiert am 18. Dezember seinen 75. Geburtstag. Im RBB-„Polizeiruf 110“ hat er über die Jahre an der Seite von vier Kommissarinnen ermittelt. 2015 war Schluss. Doch die launig-leichten Krause-Specials gehen weiter. Bernd Böhlich, Erfinder der Figur Krause (die genauso heißt wie sein Darsteller), hat alle bisherigen vier Filme mit dem Polizeihauptmeister inszeniert, führt auch in „Krauses Glück“ Regie und hat das Buch geschrieben. Das Thema ist brandaktuell. Und Krause wäre nicht Krause, würde er die Flüchtlingsthematik nicht auf seine ganz eigene Weise anpacken: Hemdsärmelig und gewitzt. Wenn er aufzeigt, wo die Probleme liegen, bekommt das eine liebenswürdige Leichtigkeit. Das kann man naiv und oberflächlich finden, aber wir sind ja im Bereich Unterhaltung. Der Film wirkt an vielen Stellen wie ein Integrationsmärchen. Böhlich gelingt es mit seinem liebevoll gezeichneten Figuren mit einfachen Bildern – und auch so manch belehrendem Dialog – im Kleinen aufzuzeigen, woran es im Großen hapert.
„Krauses Glück“ könnte ein Lehrfilm sein, den Kanzlerin Merkel in Auftrag gegeben hat. Der Film zum legendären Satz des Jahres 2015: „Wir schaffen das!“. Der wackere Moralist Krause führt vor, wie Willkommenskultur geht, erinnert daran, dass viele Deutsche nach dem Krieg selbst Flüchtlinge waren, erzieht Jugendliche, die fremden Kulturen mit Aggression und Missachtung begegnen, vertreibt parolenverbreitende Miesmacher aus dem Dorf und sucht auch noch einen Vater für zwei syrische Waisenjungen. So könnte es gehen, wohl aber nur im Film. „Krauses Glück“ ist ein Wohlfühlfilm über ein Thema, das hierzulande polarisiert und meist sehr realistisch behandelt wird. Stellenweise ist dieses Melodram voller Sozialromantik aus der brandenburgischen Pampa arg süßlich geraten. Kann man damit leben, bietet er auch herrliche Typen, trockene Dialoge, feinen Witz und kleine poetisch anmutende Szenen: etwa, wenn sich die Syrer und die Deutschen am Globus gegenseitig die Lage ihrer Dörfer zeigen.