Eine als Banküberfall getarnte Entführung?
Ein brutaler Banküberfall mit anschließender Geiselnahme hält die Wiesbadener Polizei und das BKA in Atem. Kommissarin Winnie Heller, die gerade dabei war, Geld abzuheben, als drei Männer die Bank stürmten, steckt mittendrin im undurchschaubaren Geschehen. Einer von ihnen entpuppt sich als schießwütiger Haudrauf – und so gibt es nach wenigen Minuten bereits einen ersten Toten. Dieser „wilde Mann“ war auch der Heckenschütze, der kurz zuvor auf einem Platz in Wiesbaden auf mehrere Menschen geschossen hat. Offenbar ein Ablenkungsmanöver. Weder Heller vor Ort noch die Polizei, zu der die Männer Kontakt aufgenommen haben, können sich so richtig ein Bild davon machen, was Sinn und Zweck der ganzen Aktion ist. Der Banküberfall war offenbar nur eine Tarnung: In Wahrheit geht es einem der drei jungen Männer wohl um eine Entführung, den beiden anderen vor allem ums Geld. Zwei Millionen Euro fordern sie für die Freilassung der sechs Geiseln. Bald sind es nur noch fünf – und die Nerven liegen bei allen Beteiligten blank. Und Heller, die vor den anderen Geiseln verschweigt, dass sie von der Polizei ist, hat lange Zeit keine zündende Idee.
Geiselnahmethriller sind eine spannende Sache
„Schattenriss“, die vierte Episode aus der ZDF-Krimireihe „Kommissarin Heller“, ist ein überaus spannender, effektgeladener Krimi, der wie bereits seine Vorgänger seine Stärken auf der Wahrnehmungs- und Wirkungsebene besitzt: Bereits das Intro lässt die Stäbchen und Zapfen beim Zuschauer tanzen; Hannes Hubachs Kamera läuft Amok – und eine Ratte trippelt mit. Eine solche Reizüberflutung ohne Grund ist gewiss nicht jedermanns Sache, doch dass diese Effektmontage sich am späteren Hauptschauplatz visuell abarbeitet, ist indes ästhetisch eine elegante (vorausblickende) Lösung. Location, Szenenbild, Bildgestaltung und Lisa Wagner sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass man als Zuschauer dem sehr linear erzählten Film und seinem Suspense-Angebot – ohne viel nachzudenken – bereitwillig folgen mag. Geiselnahme-Thriller sind vom Spannungsaspekt her eine sichere Bank. Wenn dann auch noch die Heldin selbst in Geiselhaft gerät, wird die Frage, wie sie die Lage unter Kontrolle bekommt, besonders interessant. Und obwohl diesmal nur in einer gemeinsamen Szene zu sehen – entwickelt sich das Verhältnis zwischen Verhoeven und Heller (emotional) weiter: Bei der von Hans-Jochen Wagner überzeugend gespielten Kollegenfigur spürt man – mehr als im direkten Umgang – tiefen Respekt und viel Sympathie für die in Gefahr schwebende Heller. Und auch über die Vita des Biedermanns Verhoeven erfährt man in „Schattenriss“ Neues.
Foto: ZDF / Hannes Hubach
Geiselnahmethriller sind eine spannende Sache
„Schattenriss“, die vierte Episode aus der ZDF-Krimireihe „Kommissarin Heller“, ist ein überaus spannender, effektgeladener Krimi, der wie bereits seine Vorgänger seine Stärken auf der Wahrnehmungs- und Wirkungsebene besitzt: Bereits das Intro lässt die Stäbchen und Zapfen beim Zuschauer tanzen; Hannes Hubachs Kamera läuft Amok – und eine Ratte trippelt mit. Eine solche Reizüberflutung ohne Grund ist gewiss nicht jedermanns Sache, doch dass diese Effektmontage sich am späteren Hauptschauplatz visuell abarbeitet, ist indes ästhetisch eine elegante (vorausblickende) Lösung. Location, Szenenbild, Bildgestaltung und Lisa Wagner sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass man als Zuschauer dem sehr linear erzählten Film und seinem Suspense-Angebot – ohne viel nachzudenken – bereitwillig folgen mag. Geiselnahme-Thriller sind vom Spannungsaspekt her eine sichere Bank. Wenn dann auch noch die Heldin selbst in Geiselhaft gerät, wird die Frage, wie sie die Lage unter Kontrolle bekommt, besonders interessant. Und obwohl diesmal nur in einer gemeinsamen Szene zu sehen – entwickelt sich das Verhältnis zwischen Verhoeven und Heller (emotional) weiter: Bei der von Hans-Jochen Wagner überzeugend gespielten Kollegenfigur spürt man – mehr als im direkten Umgang – tiefen Respekt und viel Sympathie für die in Gefahr schwebende Heller. Und auch über die Vita des Biedermanns Verhoeven erfährt man in „Schattenriss“ Neues.
Dramaturgisch klappert die Krimikonstruktion
Sobald man vom geraden Weg der Handlung abkommt, die einem die Story von Mathias Klaschka und die suggestive Inszenierung von Christiane Balthasar vorgeben, sobald man einige Situationen und den Plot insgesamt hinterfragt, klappert die Krimikonstruktion doch gehörig. Die Binnenstruktur der Kommunikation, die Logik der Figuren, der Taten und ihrer Abfolge, weist viele Löcher und lose Enden auf. Einige Beispiele: Das Sniper-Szenario ist ein Zwischenspiel, auf das später nicht mehr eingegangen wird. Die getroffenen Menschen sinken in sich zusammen, als seien sie tödlich getroffen. Als später in der Bank eine Kundin zu Tode kommt, ist der Benjamin des Trios außer sich: „Wir haben von Anfang an gesagt – keine Toten, Bernd!“ Beides geht nicht zusammen. Gegen Ende kommt noch ein abgetrennter Finger kurz ins Spiel, allein der Autor weiß, warum. Auch der Archetyp Vater/Sohn wirkt etwas zu „groß“ für diese klassische Genre-Situation, und das Prinzip von Maskierung und Nichtmaskierung bleibt unklar: Warum zeigen sich die drei anfangs maskiert, dann plötzlich nicht mehr, obwohl sie doch nicht vorhaben, alle Geiseln am Ende umzubringen? Wenn das ein Zeichen dafür sein soll, wie unbedarft die drei sind, so kommt dies nicht genügend zum Ausdruck. Auffallend sind auch die vielen Einzelinformationen wie das Kindheitstrauma von Kommissar Verhoeven, die Spielsucht des BKA-Mannes, die Eheprobleme des Bankdirektors, alles Pseudo-Konflikte, die nur dazu da sind, um die 90 Minuten mit einem Mehr an Geschichten zu füllen, anstatt diesen Figuren-Infos eine narrative Relevanz zu geben, sie mit der Handlung zu verknoten und somit zur dramaturgischen Dichte beizutragen. Dass auch die Motive der Krimistory ziemlich ausgedacht wirken, stört im Rahmen eines solchen Genre-Krimis, der zuletzt durch seine Inszenierung deutlich macht, nichts mit deutschem Fernsehfilm-Realismus zu tun zu haben, noch am wenigsten.