Klick ins Herz

Annette Frier, René Steinke, Ilja Richter, Barbara Jago. Romanze für 2 Generationen

Foto: Sat 1
Foto Tilmann P. Gangloff

Zwei ältere Herrschaften, die beim Chat-Geplauder ihre innige Zuneigung füreinander entdeckt haben, trauen sich nicht so recht und schicken ihre Kinder zum ersten Rendezvous. Die Grundidee ist komplett abwegig, die Situationen aber, die die renommierte Autorin Barbara Jago daraus entwickelt, sind nicht unoriginell. Dialoge und Darsteller, insbesondere Annette Frier, sorgen ebenfalls dafür, dass „Klick ins Herz“ überdurchschnittlich amüsiert.

Die Idee ist natürlich komplett abwegig, aber das ist völlig egal, dafür ist es schließlich ein Film: Entscheidend ist nicht die Realitätsnähe, sondern die stimmige Umsetzung. Deshalb akzeptiert man, dass zwei ältere Herrschaften, die beim Chat-Geplauder ihre innige Zuneigung füreinander entdeckt haben, ihre Kinder zum ersten Rendezvous schicken: Sowohl Paul (alias „Stingray“) als auch Maggie (alias „Mary Poppins“) haben bei ihrem Alter kräftig gemogelt. Paul junior und Tochter Eva lassen sich also breitschlagen und versuchen mehr schlecht als recht, in die Rollen von Vater und Mutter zu schlüpfen, was prompt überhaupt nicht funktioniert: Die beiden können sich auf Anhieb nicht ausstehen. So schnell aber geben die Alten nicht auf, und als Paul und Eva beim zweiten Versuch noch mal von vorn anfangen, passiert’s: Sie verlieben sich ineinander, allerdings mit schlechtem Gewissen, weil sie „Stingray“ und „Mary Poppins“ natürlich nicht in die Quere kommen wollen.

Barbara Jago, diverser Ausflüge ins Krimi-Genre („Kommissarin Lucas“) zum Trotz Spezialistin für Romanzen, Komödien und am besten beides zusammen („Busenfreunde“), gewinnt der schlichten Verwechslungsidee eine ganze Menge origineller Einfälle ab. Immer wieder scheitern die Figuren am Zwiespalt zwischen Schein und Sein, weil das Verhalten der „Kinder“ in offenkundigem Gegensatz zu den Informationen aus dem Chat-Geplauder steht. Das gilt vor allem für den vermeintlich verwitweten und entsprechend untröstlichen Paul, der zwar von Frauen umgarnt wird, aber den Geschmack eines Sechzigjährigen hat.

Die Handlungswendungen mögen nicht immer unvorhersehbar sein, aber mitunter ist genau das der Gag an der Sache. Außerdem haben Jago und Regisseur Oliver Dommenget eine schöne Mischung aus Lebensnähe und wohldosierter Übertreibung gefunden. Dialoge und Darsteller sorgen ebenfalls dafür, dass „Klick ins Herz“ überdurchschnittlich amüsiert. Das gilt vor allem für Annette Frier, deren Rolle auch die komplexeste ist: Eva arbeitet als Ratgeberin für eine Frauenzeitschrift und muss sich ständig zu Problemen äußern, an denen sie im Privatleben permanent scheitert. Während Teresa Harder als Evas liebestolle Mutter ein bisschen dick auftragen muss, zumal sie auch noch Besitzerin eines Geschäfts für Reizwäsche ist, ergänzen sich die beiden Pauls vortrefflich: René Steinke und vor allem Ilja Richter spielen ihre Rollen ganz wunderbar. Beim Alter der Schauspieler aber wurde fast so schamlos gemogelt wie im Chat-Geflüster: Sowohl Richter als auch Harder sind im wahren Leben jeweils bloß elf Jahre älter als Steinke und Frier. (Text-Stand: 24.11.2009)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Annette Frier, René Steinke, Ilja Richter, Rufus Beck, Teresa Harder, Maren Scheel

Kamera: Maximilian Lips

Schnitt: Ingo Recker

Musik: Matthias Raue

Produktionsfirma: antares media

Drehbuch: Barbara Jago

Regie: Oliver Dommenget

EA: 24.11.2009 20:15 Uhr | Sat 1

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