Katie Fforde – Bellas Glück

Diana Amft, Steffen Groth, Michael Mendl. Kaum Empathie und noch weniger Witz

Foto: ZDF / Rick Friedman
Foto Tilmann P. Gangloff

Keine Frage: Wenn der weiblichen Hauptfigur ständig Missgeschicke unterlaufen, muss es sich um eine Komödie handeln. Trifft sie dann auch noch dauernd auf einen Kerl, den sie nicht leiden kann, ist es selbstredend eine romantische Komödie. Aber „Bellas Glück“, eine Romanze nach einem Roman der Engländerin Katie Fforde, ist nicht glaubwürdig, die komödiantischen Momente sind nicht komisch, und die verschiedenen Konflikte lösen sich viel zu schnell in Wohlgefallen auf. Entscheidender aber ist ein Manko der beiden Hauptdarsteller: Zwischen Diana Amft und Steffen Groth knistert es nicht. Seltsam auch, dass Kleidungsstil und Maske dafür gesorgt haben, dass Amft zehn Jahre älter aussieht.

In den ZDF-Sonntagsfilmen, die sich mit dem Namen der englischen Autorin Katie Fforde schmücken, geht es stets um Liebe; aber oft sind die dramatischen Anteile größer als in anderen „Herzkino“-Marken wie „Rosamunde Pilcher“ oder „Inga Lindström“. Auch „Bellas Glück“, zur Abwechslung wieder mal tatsächlich nach einer Fforde-Vorlage entstanden, erzählt eine Geschichte, in der es stellenweise ziemlich ernst zugeht; theoretisch zumindest. Praktisch allerdings gelingt es Buch und Regie nur selten, echte Empathie herzustellen, weil sich nicht mal der Film überzeugend für die handelnden Personen zu interessieren scheint. Zentrale Figur ist die frisch geschiedene Titelheldin, die den schönen Namen Bella Castle trägt, weil er so gut zu ihrem Beruf passt: Bella (Amft) ist Maklerin. Deshalb wird sie auch sofort hellhörig, als sie erfährt, dass ihr Vater Benjamin (Mendl) das malerisch in New England gelegene großzügige Anwesen der Eltern gegen ein seniorengerechtes Eigenheim eintauschen will. Der Kollege, der den Deal eingefädelt und Benjamin zur Unterzeichnung eines Vorvertrags überredet hat, kommt ihr ohnehin halbseiden vor. Tatsächlich entpuppt sich das neue Haus als Bruchbude. Aber es kommt noch schlimmer, denn nach einigem Hin und Her stellt sich raus, dass es mit der elterlichen Beziehung nach fast 50 Ehejahren nicht mehr zum Besten steht: Benjamin hat sich auf einen beschaulichen Lebensabend auf dem Land gefreut, aber Gattin Elizabeth (Thomas) will einen Neuanfang und in New York Kunstgeschichte studieren.

Während der Film die Situation der Eltern durchaus ernst nimmt, läuft die romantische Ebene eher nebenher, was auch daran liegt, dass sie zunächst nur aus Erwartungen besteht, denn der Maklerkollege Greg wird von Steffen Groth verkörpert. In der RTL-Serie „Doctor’s Diary“ hat die Kombination Groth/Amft recht gut funktioniert, hier jedoch nicht, weil es zwischen den beiden Darstellern nicht knistert. Die Spannungen zwischen Bella und Greg sind dagegen umso größer, was die ohnehin ziemlich unvermittelte Romanze umso unglaubwürdiger erscheinen lässt: Greg hat Benjamin eindeutig über den Tisch gezogen. Der Besitz von Bellas Eltern ist doppelt so viel wert wie das neue Domizil, und das Papier, das Bellas Vater unterschrieben hat, ist ein Knebelvertrag. In New York hat Greg seine Maklerlizenz wegen ähnlich windiger Geschäfte verloren. Auch wenn sich später herausstellt, dass er damals selbst reingelegt worden ist: Der Typ ist kein sympathischer Gauner, sondern ein skrupelloser Geschäftemacher. Bella zahlt es ihm heim, in dem sie ihm sämtliche Deals in der Gegend versaut. Groth bemüht sich zwar nach Kräften, das negative Bild zu konterkarieren, indem er Greg bei den Begegnungen mit Bella viel Charme versprühen lässt, aber es ist trotzdem eine gewisse Dialektik nötig, um zu akzeptieren, dass sich die beiden plötzlich duzen. Die subtile Metamorphose von anfänglicher Antipathie hin zu einer widerwilligen Zuneigung, häufig die schönste Phase einer romantischen Komödie, wird kurzerhand übersprungen. Immerhin dürfen sich Amft und Groth einige bissige Dialoge an den Kopf werfen.

Katie Fforde – Bellas GlückFoto: ZDF / Rick Friedman
„Bellas Glück“? Was in der Serie „Doctor’s Diary“ funktionierte, wirkt in dieser Katie-Fforde-Geschichte eher enttäuschend: die Chemie zwischen Diana „Bella“ Amft und Steffen „Filou“ Groth

Soundtrack: The Beautiful South („You Keep It All In“), The Head And The Heart (“Cats And Dogs”), Tessa Rose Jackson (“Now I See”), Night Beds (“22”), Kimon Kirk (“Not Where I’m At”), Luka Bloom (“Tribe”), Elbow (“One Day Like This”)

Noch seltsamer ist allerdings die Art, wie im Film Diana Amft präsentiert wird: als hätten Maske und Kostüm die Vorgabe gehabt, die Schauspielerin möglichst unvorteilhaft wirken zu lassen. Das fällt vor allem auch deshalb auf, weil die weiblichen Hauptfiguren der „Herzkino“-Filme sonst in der Regel betont geschmackvoll gekleidet sind. Amft aber wurde in wallende Gewänder gesteckt, wie sie gern von älteren Frauen getragen werden, die auf diese Weise ihre Korpulenz kaschieren wollen. Make-up und Frisur lassen sie ebenfalls mindestens zehn Jahre älter erscheinen, erst recht, als sie auch noch mit einer verunglückten Amy-Winehouse-Frisur herumlaufen muss. Deshalb wirkt es wie ein weiterer Widerspruch, dass Amft die Figur mit den für sie typischen Slapstick-Einlagen versieht, inklusive einer Szene, in der sie und Greg sich ins Auto bücken und mit den Köpfen zusammenstoßen; ein abgenutzeres Versatzstück für romantische Komödien gibt es kaum.

Damit Bella als Entwurf mehr Tiefe bekommt, gibt es immer wieder Momente mit ihrem Ex-Mann Mick (Mathias Harrebye Brandt) und dessen neuer Frau Susan (Birte Hanusrichter), deren Schwangerschaft Bella erst recht ergrimmt, weil Mick mit ihr kein zweites Kind wollte. Einigermaßen glaubwürdig ist die Rolle des gemeinsamen Sohns Jayden (Oskar von Schönfels), der zwischen Vater und Mutter hin und hergerissen ist: Anfangs will er überhaupt nicht zu Mick und Susan, später verbringt er dort mehr Zeit, als Bella lieb ist. All das aber erzählt Frauke Thielecke, die erste Regisseurin der Reihe, derart unaufgeregt, dass keinerlei Spannung aufkommt, zumal sich die Konflikte regelmäßig in Wohlgefallen auflösen. So genügt beispielsweise ein gemeinsames Abendessen, um Benjamin und Elizabeth wieder ein Herz und eine Seele werden zu lassen. Bella hat das Rendezvous mit fingierten gegenseitigen Briefen arrangiert, was zu einer amüsanten Szene führt: Sie rempelt im Lokal einen Kellner an, der lässt mit großem Scheppern sein Tablett fallen, und dann beschweren sich ihre Eltern auch noch lautstark über den gutgemeinten Betrug. Momente wie dieser, in denen der Film sein Publikum Anteil nehmen lässt, sind jedoch viel zu rar. Hübsch ist allerdings noch eine Schnittsequenz: Wie in der Fabel von Hase und Igel ist Bella immer schon da, als Greg seine Kunden abklappert. Und natürlich findet Thielecke viele Vorwände für schöne Bilder von Schiffen im Wasser. Zur Not platziert sie Amft völlig unmotiviert, aber sehr dekorativ vor einer Bucht; irgendwie typisch für diesen Film. (Text-Stand: 22.12.2016)

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Reihe

ZDF

Mit Diana Amft, Steffen Groth, Michael Mendl, Angelika Thomas, Mathias Harrebye Brandt, Birte Hanusrichter, Oskar von Schönfels

Kamera: Meinolf Schmitz

Szenenbild: Andreas Rudolph

Kostüm: Didra Szugs

Schnitt: Geraldine Sulima

Musik: Ingo Ludwig Frenzel

Produktionsfirma: Network Movie

Drehbuch: Elke Rössler – Vorlage: Katie Fforde (Roman „The Perfect Match”)

Regie: Frauke Thielecke

Quote: 5,64 Mio. Zuschauer (!5% MA)

EA: 22.01.2017 20:15 Uhr | ZDF

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