Jäger des Ostsee-Schatzes

Désirée Nosbusch, René Steinke, Henning Baum. Leider nicht auf Spielbergs Spuren

Foto: Sat 1 / Susanne Dittmann
Foto Tilmann P. Gangloff

Mystery für Anfänger! „Die Jäger des Ostsee-Schatzes“ leidet unter den Bedingungen des Sendeplatzes und der Zielgruppe. Spannung kommt in diesem Versuch, den Frauen ein bisschen Grusel zu verschaffen, erst im Schlussdrittel auf. Wirkt die Musik auch dann noch viel zu wuchtig für das bisschen Spannung, ist zumindest das Finale packend inszeniert.

Die ersten Takte der Titelmusik erinnern von fern an „Twin Peaks“, aber ein Mystery-Thriller ist dieser Film ganz und gar nicht; selbst wenn ein finsterer Strandwanderer immer wieder vor ruchlosem Frevel warnt. Auf der Insel nennen sie ihn den Geistermann, und den Kindern jagt er mit seinen düsteren Geschichten in der Tat eine Menge Angst ein; aber „Die Jäger des Ostsee-Schatzes“ ist kein Kinderfilm. Selbst wenn sich Sat.1 mit seinen TV-Movies eher an Frauen richtet und dieser Zielgruppe das Gruseln allenfalls moderat lehren kann: Ein bisschen Spannung darf man dem Publikum durchaus zumuten. Die aber kommt erst im letzten Akt auf. Da dringt die mutige Heldin ausgerechnet mit ihrem großen Gegenspieler in eine Schatzhöhle ein und überquert auf schmalem Steg einen gähnenden Abgrund, und man ahnt gleich: Der wird beim Finale noch eine entscheidende Rolle spielen.

Ansonsten aber ächzt der Entwurf von Autor Christoph Falkenroth zu sehr unter den Bedingungen des Sendeplatzes. Ganz gleich, ob Sat.1 Thriller, Krimis oder Komödien präsentiert: Die weibliche Hauptfigur muss emotional engagiert sein. Deshalb gerät der Titelschatz in diesem Film viel zu sehr in den Hintergrund, als Archäologin Jana, die nach Jahr und Tag den Weg zurück zu den Stätten ihrer Kindheit gefunden hat, dortselbst auf ihre Jugendliebe trifft. Falk ist mittlerweile Inselkommissar und muss einen Mord untersuchen: Der alte Petersen, seines Zeichens Herr über die Historie der näheren Umgebung, ist mit seinem Flugzeug abgestürzt. Die Manipulation am Motor deutet zwar auf den örtlichen Elektriker hin, dem Petersen noch eine Menge Geld schuldete, aber das ist bloß das übliche Ablenkungsmanöver. Falks Ermittlungen sowie diverse Details aus Janas Biografie, die Falkenroth zudem allzu umständlich in die Erzählung einarbeitet, sorgen dafür, dass es eine Weile dauert, bis die Geschichte ihren Kern findet.

Vor Jahrhunderten ist auf der Ostsee-Insel ein Kirchenschatz versteckt worden. Die Suche nach den Klunkern hat Janas Vater die Karriere gekostet, und auch ihr eigenes Leben wäre wohl anders verlaufen, wenn sich die Eindringlinge vom Festland weiland ein anderes Eiland für ihr gewissenloses Tun ausgesucht hätten. So aber ließ die Archäologin ihre Schwester mit den Problemen allein zurück, und weil das alles ausgiebig erzählt werden muss, gibt viel zu oft ein Wort das andere; dabei könnte Jana doch so wunderbar auf Schatzsuche gehen. Als dann schließlich doch noch ein bisschen „Da Vinci Code“ ins Spiel kommt, wirkt die Musik von Norbert Jürgen Schneider prompt viel zu wuchtig für das bisschen Spannung. Aber das unterirdische Finale hat Regisseur Küster packend inszeniert. (Text-Stand: 13.11.2007)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Désirée Nosbusch, René Steinke, Helena Siegmund-Schultze, Henning Baum, Tilo Prückner, Winfried Glatzeder

Kamera: Frank Amann

Schnitt: Ute Rall

Musik: Enjott Schneider

Produktionsfirma: Cinecentrum Hamburg

Drehbuch: Christoph Falkenroth, Peter Freund

Regie: Diethard Küster

EA: 13.11.2007 20:15 Uhr | Sat 1

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