Ich Chef, du Turnschuh

Armenischer Hans im Glück sucht Asyl. Ein Film von und mit Hussi Kutlucan

Foto: ZDF
Foto Rainer Tittelbach

Der Armenier Dudie in „Ich Chef, Du Turnschuh“ hat ein sonniges Gemüt und immer wieder eine zündende Idee, mit der er die Behörden austrickst. Der türkisch-deutsche Filmemacher Hussi Kutlucan (Buch, Regie, Hauptrolle) zeigt in seinem Grimme-Preis-gekrönten Film, dass sich das Asylthema durchaus auch als freche Komödie erzählen lässt. „Kutlucan hat gesehen, wie das in Deutschland abläuft unter Ausländern verschiedenster Herkunft. Er zeigt, was es für Hierarchien und Hackordnungen gibt“, so ZDF-Redakteurin Claudia Tronnier.

Die deutsche Mentalität und die eher trübe Stimmung unter den Ausländern in diesem Land kann ihm nichts anhaben. Der Armenier Dudie in „Ich Chef, Du Turnschuh“ hat ein sonniges Gemüt und immer wieder eine zündende Idee, mit der er die Behörden austrickst. Der türkisch-deutsche Filmemacher Hussi Kutlucan zeigt in seinem zweiten Film, dass sich das Ausländer- und Asylthema durchaus auch als freche Komödie erzählen lässt.

Dem Held begegnen wir zunächst auf einem Hamburger Containerschiff für Asylbewerber. Er liebt Nanie, doch die heiratet in ihrer Angst vor der Abschiebung einen Deutschen. Dudies nächste Etappe ist eine Ausländer-WG in Berlin. Für fünf Mark die Stunde kommt er auf der größten Baustelle der Welt unter. Als „Illegaler“ muss auch er schleunigst eine Deutsche heiraten. Er lernt eine kennen – ausgerechnet die Ex-Frau eines Vorarbeiters. Das kann nicht gut gehen. Doch Dudie hat eine neue Idee: er quartiert sich mit einer gefälschten Wohnungsbescheinigung bei einer alten Dame ein. Vielleicht wird sie ihn ja heiraten?!

Als „eine absurde, teilweise anarchistische Komödie“ bezeichnet die ZDF-Redakteurin Claudia Tronnier „Ich Chef, Du Turnschuh“ aus der Reihe Das Kleine Fernsehspiel. Die Odyssee eines Asylbewerbers als eine urban-multikulturelle Variante vom Hans im Glück. „Hier findet einer immer wieder Wege, wie er Autoritäten umgehen und austricksen kann“, sagt Tronnier. „Aber Kutlucan hat auch gesehen, wie das in Deutschland abläuft unter Ausländern verschiedenster Herkunft. Er zeigt, was es für Hierarchien und Hackordnungen gibt.“ Und das kann er weitaus pointierter als beispielsweise ein deutscher Filmemacher. „Der würde vielleicht denken, politisch nicht korrekt zu sein“, glaubt die ZDF-Redakteurin.

Kutlucan gehört neben Fatih Akin mit seinem Kinoüberraschungshit „Kurz und schmerzlos“, Thomas Arslan („Dealer“) oder Yüksel Yavuz („April-Kinder“), allesamt Entdeckungen des Kleinen Fernsehspiels, zu den jungen türkischen Regisseuren, deren Heimat Deutschland ist und die über diese Grenzgänger-Situation kraftvolle, authentische Filme machen. Ob Krimi, Komödie oder Milieustudie – im Mittelpunkt stehen die eigenen Erfahrungen. „Wenn eine gewisse Distanz besteht zu der Kultur, in der man lebt oder in die man hineinwächst, ergibt es sich, dass man genauer beobachtet und viel schärfer registriert, was um einen vorgeht.“ So erklärt sich Claudia Tronnier, dass diese Filme mehr über Deutschland Ende der 1990er Jahre aussagen als vergleichbare Filme deutscher Regisseure. (Text-Stand: 1999)

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Kinofilm

ZDF

Mit Hussi Kutlucan, Özay Fecht, Heinz-Werner Kraehkamp, Moutlak Osman, Matthias Heise, Klaus Dahlen

Kamera: Lars Barthel

Schnitt: Patricia Rommel, Catherine Steghens

Musik: Erci Ergün

Produktionsfirma: Margarita Woskanjan Film

Drehbuch: Hussi Kutlucan

Regie: Hussi Kutlucan

EA: 27.07.1999 22:45 Uhr | ZDF

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