Nach „Gnadenlos – zur Prostitution gezwungen“ um ein ungleiches Berliner Ermittler-Duo in Sachen Sitte folgte nun mit „Gnadenlos 2 – Ausgeliefert und missbraucht“ der erwartete Nachzieher. Denn 4,7 Millionen Zuschauer können sich sehen lassen, für Pro Sieben war diese Quote geradezu eine Sensation. Und so geht der Mädchenhandel weiter. Dieses Mal ist nicht Unterweltchef Jürgen Beluga (Leon Boden), der gerade aus der Haft entlassen wird, der böse Bube, sondern sein Bruder Robert (Dieter Mann). Nach außen seriöser Bauunternehmer mit Papi-Lächeln, im Innern ein Charakterschwein, das junge, naive Mädchen durch verschiedene arabische Länder auf „Tournee“ schickt. Sie glauben an eine PR-Reise fürs Beluga-Konsortium, sehen Chancen für eine Model-Karriere. Probleme gibt es, als eine der letzten Gewinnerinnen jener sogenannten Schönheitswettbewerbe zur Polizei gehen will.
„Gnadenlos 2 – Ausgeliefert und missbraucht“ in der Kurzkritik:
Gabi Kubachs Film beginnt wie die allermieseste Unterwelt-Plotte. Kopfloses Popo-Gewackle zu Disco-Ramsch-Rhythmen, Multikulti-Gangstervisagen wie aus dem Katalog, Knall(chargen)-Dialoge zum Weghören. Erst als die beiden vom Sittendezernat ins Spiel kommen, wird dieses grausige Gangsterstück etwas erträglicher. Halmer hat einfach Klasse… TV-Movie als Boulevard-Fiction – banal, zynisch, reißerisch & schlecht gemacht. „Gnadenlos 2“ – gnadenlos hirnrissig!
„Glücklicherweise ersparte der Regisseur den Zuschauern brutale Details“, hieß es in der „Welt“. Der neue Film sei „nicht besonders schnell, und auch von der Machart passt er zum ersten“, sagt Autor Peter Jürgensmeier. Regie führte wieder Gabi Kubach. Und auch Günther Maria Halmer, Deborah Kaufmann und Leon Boden haben sich wieder überzeugen lassen. Den Autor hat besonders „die Geschichte der jungen Frau interessiert – was sie macht, wenn sie zurückkommt“. Bei Jürgensmeier sieht die Blondine rot, in dem realen Fall aus den USA, an den sich der Autor angelehnt hat, stand ein Prozess gegen einen Scheich am Ende. Interessiert hat den Autor aber auch Kommissar Landaus Grundkonflikt. „Darf ich mir von einem Bösen helfen lassen, um einen anderen Bösen zu besiegen?“ Der desillusionierte Kommissar entscheidet: ich darf! Das bringt ihm einen Konflikt mit seiner Kollegin ein.
Gespielt wird sie von Deborah Kaufmann, die sonst prädestiniert ist für die Rolle der zerbrechlichen Schönheit, wie zuletzt in „Der Laden“. Etwas deplaziert im Berliner Sundenpfuhl wirkt auch Bayer Halmer als leicht kauziger und etwas bärbeißiger Ermittler von der Sitte. Autor Jürgensmeier indes hatte nichts dagegen einzuwenden. Für einen wie Halmer schreibe er gern. „Er spielt zurückgenommen & ist doch sehr präsent.“ (Text-Stand: 1999)