Für immer 30

Felix Eitner, Marie-Lou Sellem, Sidonie von Krosigk: Liebe, Läuterung, Verkleidung

Foto: Degeto / Erika Hauri
Foto Rainer Tittelbach

Geschasster Kreativer, Ende 40, macht auf 30, verkleidet sich und will es noch einmal wissen. In der Hoffnung, dass die neue Chefin es nicht kann. Doch sie kann’s – und noch viel mehr… Ein sympathischer Unsympath als Hauptfigur und eine weibliche Vorgesetzte – das riecht nach Liebes- und Läuterungskomödie. „Für immer 30“ bedient sich bei den klassischen Verkleidungskomödien; erinnert fühlt man sich auch an die Settings der Rollentauschkomödien der 80er Jahre. Aber alles in diesem Degeto-Movie ist eben nur „ein bisschen“: ein bisschen komisch, ein bisschen launig, ein bisschen Feel-Good-Movie.

„Du bist ein 50-jähriges Alpha-Männchen und knallst die jungen Hühner reihenweise von der Stange“, stellt Tochter Laura fest. Timo Wittmann widerspricht nur leise: „47“. Sonst kann er gut leben mit seinem Image als „selbstherrliches Arschloch“. Doch die Zeiten ändern sich für den Branchenüberflieger von einst. Sein Boss ist nicht mehr zufrieden – und stellt ihm als geschäftsführende Art Directorin eine „Theorie-Tussi“ an die Seite. Darauf kündigt der zunehmend an Selbstüberschätzung leidende „Kreative“. Als seine alte Agentur auf Verjüngung setzt, hat Wittmann einen Plan, wie er sich wieder ins Spiel bringen könnte: Als Jungspund Ben Wiesner heuert er geglättet und gebotoxt beim neuen Team an, in der Hoffnung, dass die neue Chefin es nicht kann. Doch sie kann’s… und noch viel mehr.

Soundtrack: u.a. Bill Withers („Lovely Day“), David Bowie („Changes“), Prince („Kiss“), Jack Johnson („Never know“), Stevie Wonder („Sir Duke“), Josh Rouse („Directions“), Wilco („When you wake up feeling old“), James Brown („Out of sight“), Van Morrison („Steal my heart away“), Rufus Wainwright („Gay Messiah“), Sade („Smooth Operator“), Badly Drawn Boy („All Possibilities“), Rolling Stones („She’s a Rainbow“)

Für immer 30Foto: Degeto / Erika Hauri
Passt zur Geschichte: Herumfrickeln an einem Oldtimer. Vom Arschloch zum verständnisvollen Papa. Felix Eitner, Nadia Hilker und Sidonie v. Krosigk in „Für immer 30“

Ein sympathischer Unsympath als Hauptfigur und eine weibliche Vorgesetzte – das riecht nach Liebes- und Läuterungskomödie. „Für immer 30“ bedient sich bei den klassischen Verkleidungskomödien; erinnert fühlt man sich auch an die Settings der amerikanischen Rollentauschkomödien der 1980er Jahre. Aber alles in diesem Degeto-Movie ist eben nur „ein bisschen“. Ein bisschen gestreift wird das Generationen-Thema: Alter macht vergesslich und die Sprüche der ach so liberalen Hauptfigur, die dürfte er noch vom eigenen Vater im Ohr haben. Ein bisschen spaßig das Rollenspiel des liebenden Betrügers. Ein bisschen gute Laune machend der weitgehend nostalgische Soundtrack. Ein bisschen wohlig das Happy End…

Dabei waren die Rahmenbedingungen dieser Produktion nicht „ein bisschen“. Die Besetzung ist für eine ARD-Freitagskomödie schon ziemlich optimal. Felix Eitner ist fast eine Idealbesetzung (dass seine Verkleidungsshow nicht recht aufgeht, liegt nicht an ihm), und Jürgen Tarrach als bester Freund chargiert wacker durch die wohlbekannten Komödien-Klischees. Auch alle Nebenfiguren sind „kreativ“ besetzt. Es liegt also wieder einmal an einer unausgereiften Geschichte, einem unfertigen Drehbuch… Fazit: Weil Läuterung und Liebe sich allzu penetrant in den Vordergrund schieben und dabei das strukturelle Komödien-Handwerk vernachlässigt wird, unterhält „Für immer 30“ weit unter seinen Möglichkeiten.

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Felix Eitner, Marie-Lou Sellem, Sidonie von Krosigk, Jürgen Tarrach, Nadia Hilker, Hanns Zischler

Kamera: Bernd Neubauer, Peter Schmehl

Schnitt: Andreas Althoff

Musik: Philipp F. Kölmel

Produktionsfirma: Hofmann & Voges

Drehbuch: Ilja Haller

Regie: Andi Niessner

Quote: 3,21 Mio. Zuschauer (9,8% MA)

EA: 25.02.2011 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach