Katja Baumann (Simone Thomalla), ihre aus den USA vorübergehend heimgekehrte Tochter Kiki (Carolyn Genzkow) und Fernbeziehung Mark (Marco Girnth) fiebern den Weihnachtstagen entgegen. Es sich daheim gemütlich machen, und endlich mal Zeit für einander haben – so der Plan! Doch dann kommt alles ganz anders. Zunächst provoziert ein aggressiv betrunkener Rüpel (Jörg Witte) einen Skiunfall, der ein sechsjähriges Mädchen lebensgefährlich verletzt. Da heißt es für Kiki Erste Hilfe leisten. Dann will Katja Prof. Gabriel (Peter Sattmann), der am Vortag als Klinikleiter ausgeschieden ist, überreden, die für die Kollegen aussichtslos erscheinende Operation durchzuführen. Doch er lehnt schweren Herzens ab. Das bringt seine Nachfolgerin Dr. Schneiderhahn (Caroline Ebner) in arge Bedrängnis – hat sie der Mutter des Kindes (Bianca Hein) doch versprochen, alles Menschenmögliche zu tun, um das Mädchen zu retten. Auch die neue Klinikchefin braucht also zwischendurch Beistand, und dann muss Katja später sogar noch Familientherapeutin spielen bei der mittlerweile reuigen „Pistensau“ und seiner unversöhnlichen Ehefrau (Alexandra Schalaudek), die wohl bald seine Ex sein wird. Und zu allem Überfluss haben die Schneemassen in Frühling Lawinen ausgelöst, sodass es für das trotz allem immer noch recht gut gelaunte Trio keinen Heiligabend unter dem heimischen Tannenbaum geben wird. Wenigstens haben die drei das Glück, für die Weihnachtstage trotz Hochsaison zumindest ein Hotelzimmer zu bekommen. Da heißt es zusammenrücken und auf Romantik verzichten.
Der Dorfhelferinnen-Job ruht zwar offiziell, aber die Heldin der ZDF-„Frühling“-Reihe hat trotzdem alle Hände voll zu tun. Gefühlt sogar mehr als sonst. Aber vor Weihnachten will nun mal allen geholfen werden. Das ist diese „Herzkino“-Protagonistin ihrem Publikum schuldig. Das jedenfalls glaubt man offenbar beim ZDF. Das Ergebnis heißt „Weihnachtswunder“ und bietet ob der grandiosen Schneemassen zwar für Winter- und Skiurlaub-Fans mitunter tatsächlich wundervolle (Postkarten-)Ansichten, für Beschaulichkeit und besinnliche Momente aber bleibt keine Zeit – und die Handlung wirkt mitunter fast schon wie eine ungewollte Parodie aufs „Mutter-Teresa“-Genre. Ein Unglück kommt selten allein, eine Hiobsbotschaft jagt die nächste – und Katja Baumann rutscht mehr denn je in die Rolle einer Frau für alle Notfälle. Erschwerend hinzu kommt die Art und Weise, wie das Drehbuch die verschiedenen Plots vorbereitet. Der Skipistenunfall ist ein Drama mit Ansage. Auch Sattmanns durch die Flure schlurfender Ex-Klinik-Chef lässt wenig Gutes erahnen. Dann auch noch dieser Satz seiner Nachfolgerin: „Und Sie sind gesund, dafür muss man wirklich dankbar sein.“ Das ist TV-Dramaturgie für Anfänger – und selbst bei „Rosamunde Pilcher“ selten geworden.
Das, was für gewöhnlich die Stärke dieser Reihe ist, die Aura des Alltäglichen, der zunehmende Verzicht auf die simple Fallhöhen-Dramaturgie, mitunter sogar eine angenehme Leichtigkeit (Cristina do Rego fehlt schon sehr in dieser Episode) und Beiläufigkeit der Konfliktlagen, das kommt in diesem Weihnachtsspecial kaum noch zum Tragen. Die fast schon absurde Häufung der Probleme unterminiert diesmal sogar das freundlich-liebevolle Miteinander, das ja seit Jahren die eigentliche positive „Botschaft“ (man könnte auch sagen: Miniatur-Utopie) dieser Reihe hinter den vordergründigen Themen-Messages ist. Das ist schade, auch weil Carolyn Genzkow mal wieder dabei ist; aber zwischenmenschlich Essentielles hat sie nicht zu spielen. Dafür darf sie eine originelle Frage stellen, auch wenn sie garantiert nicht selbstreferentiell gedacht war von den Autoren: „Warum schaut man sich zu Weihnachten eigentlich immer Filme an, die man sich sonst nicht anschauen würde?“ Mark weiß die passende Antwort: „Weil Weihnachten ein Ausnahmezustand ist.“ Auch Marco Girnths Figur hat in „Weihnachtswunder“ nicht viel zu bestellen. Allenfalls darf Mark das karge Hotelzimmer weihnachtlich aufhübschen. Apropos, das einzig Unkonventionelle in diesem weihnachtlichen Film ist die Bescherung am Ende: ein hübscher Bruch mit der häufig künstlichen und somit falsch wirkenden telegenen Besinnlichkeit, wie sie früher noch in Fernsehfilmen häufig eins zu eins ins Bild gerückt wurde. (Text-Stand: 5.12.2019)