Sanne Bredemeyer (Theresa Scholze) ist in froher Erwartung. Sie und ihr zweiter Mann Matthias (Max von Pufendorf) leben am Schliersee. Ihre Beziehung ist sehr harmonisch. Sogar Finn (Michael Sommerer), Sannes Sohn aus einer früheren Beziehung, akzeptiert seinen neuen Vater nicht nur, sondern hängt sehr an ihm. Dumm nur, dass Matthias als Vertreter die Hälfte der Zeit auf Reisen ist. Die Segelschule bringt längst nicht mehr genug ein. Und dann ist da auch noch Sannes Vater Jakob Bredemeyer (Hansjürgen Hürrig), der keine Hilfe mehr ist und bei dem sich offenbar erste Anzeichen einer Demenz zeigen. Zwischen ihm und seinem Schwiegersohn gibt es ständig Krach. Als dann bei Sanne eine Fehlstellung der Plazenta diagnostiziert wird, muss Katja Baumann (Simone Thomalla) den Bredemeyer-Männern unter die Arme greifen. Die schalten zwar auf Durchzug, aber mit solchen Situationen hat die Dorfhelferin Erfahrung. Bald erkennt sie einen sensiblen Jungen, der um Aufmerksamkeit buhlt und der sich beim Familienstreit auffallend auf die Seite seines Ziehvaters stellt. Auch des ausgegrenzten Großvaters nimmt sich Katja an – und stellt dabei sogar die Demenz-Diagnose in Frage. Nur an den Herrn des Hauses kommt sie schwer heran, denn der ist die ganze Zeit unterwegs – bis er ihr im Nachbarort über den Weg läuft.
Foto: ZDF / Erika Hauri
Auch in der schönsten Idylle muss die Welt nicht in Ordnung sein. Das zeigt die ZDF-„Herzkino“-Reihe um den fiktiven oberbayerischen Ort Frühling mittlerweile bereits zum 14. Mal. „Nichts gegen Papa“ erzählt von einem Kind, das intuitiv Partei ergreift für seinen Ziehvater, der offenbar ein Geheimnis mit sich herumträgt. Auch wenn die von Simone Thomalla gespielte Heldin wie gewohnt die Problemzonen der Familien, die in ihre Obhut gelegt werden, aufspürt und die Wogen zu glätten weiß, so haben diese Bredemeyers wohl noch einiges vor sich, bis das gegenseitige Vertrauen wiederhergestellt ist (falls es überhaupt wieder so werden kann wie vorher!). Das sonst häufig überdeutlich in dieser Reihe zelebrierte Happy End wirkt in Michael Karens Film nach dem Drehbuch von Martin Douven etwas verhaltener. Das ist „realistischer“, eine Spur weniger harmonisierend und schönfärberisch und entspricht ein Stück weit auch dem horizontalen Erzählen der privaten Geschichten der Reihe besser, weil auch dieser Schluss das Prinzip Das Leben ist ein Fluss, es geht immer weiter (über das Filmende hinaus) andeutet. Und dieses Prinzip ist und bleibt das Besondere dieser ZDF-Wohlfühlreihe, die auf diese Weise das serielle Endloskonzept simuliert.
Die Fernbeziehung der Dorfhelferin mit dem Arzt aus Berlin scheint so gut wie beendet zu sein: „Der versteht mich nicht“, sagt Katja und drückt Cems Anruf weg. Dafür ist Tierarzt Mark zurück aus Leipzig – und plötzlich wieder emotional sehr gefragt. Marco Girnths Figur bringt wie gewohnt gute Laune nach Frühling. Kiki (Carolyn Genzkow) indes grüßt nur via Skype aus USA, derweil ihr Herzblatt Peet (Patrick Mölleken) seine Wunden leckt und einen seelischen Rückfall erleidet. Die Lücke, die sich dadurch (in der Reihe) auftut, schließt in „Nichts gegen Papa“ – wie in „Zu früh geträumt“ bereits angedeutet – die portugiesische Tierärztin, die versucht, in der Praxis von Mark anzuheuern. Mit Cristina do Rego ist diese neue Figur passend und gut besetzt: Auch wenn jene Filipa, deren fehlende Sprachkenntnisse für manch einen Joke sorgen, Deutsch in den kommenden Episoden besser verstehen dürfte, so besitzt diese Figur doch genug Strahle- und Witz-Potenzial, um das Umfeld von Katja und Mark nachhaltig zu verjüngen und zu beleben. Denn bei allen Problemlagen, wird doch in dieser Reihe Wohlfühlen regelrecht verordnet. So erhellt und wärmt die Sonne jedes Bild, lenkt die Dramaturgie alles (weitgehend) in glückliche Bahnen. Und scharf an der Kante zum Ratgeberfernsehen bewegen sich die küchenpsychologischen Gemeinplätze à la „Liebe heißt auch manchmal loslassen“ oder „Manchmal lieben sich Menschen total und müssen trotzdem getrennte Wege gehen“. Da ist es gut, dass in dieser Episode Theresa Scholze, wie do Rego ebenfalls ein (Glücks-)Fall von menschlichem Sonnenschein, auch eine andere Seite zeigen darf. Die anderen „Gäste“, Max von Pufendorf, Hansjürgen Hürrig und Kinderdarsteller Michael Sommerer, fügen sich nahtlos ein ins eingespielte Team der Reihe. So fällt „Nichts gegen Papa“ am Ende unter die Rubrik: angenehme Gewohnheit. (Text-Stand: 5.3.2017)