Am liebsten würde sie mit ihrem Traumprinzen im Himmel verschwinden, auf Wolke sieben schwebend die Liebe genießen. Und das, obwohl der Ex ihr nach sieben Jahren von heute auf morgen wegen einer anderen den Laufpass gegeben hat. “Ich kann einfach nicht aufhören zu träumen, genauso wenig wie ich zu atmen aufhören kann”, gesteht die Heldin von “Flitterwochen im Treppenhaus” gleich zu Beginn. Etwas vorsichtiger freilich ist die von Susanna Simon herzallerliebst gespielte junge Frau schon geworden: weil sie sich nicht noch einmal so schnell verletzen lassen will, hält sie die Männer erst einmal auf Distanz.
Bei Ludger allerdings ist das schwierig. Der wohnt nämlich direkt gegenüber. Im Vollrausch verwechselt der schon mal seine Angebetete, die gerade mit ihm Schluss gemacht hat, mit der Nachbarin. Die nimmt’s nicht weiter tragisch, benutzt ihrerseits den unglücklich Verliebten als Vorlage für einen Liebesroman. Jene Kim hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, anstatt in der Provinz-Apotheke ihres Vaters zu versauern, den ultimativen Großstadtroman zu schreiben. Eine Verlegerin ist davon angetan – doch sie möchte etwas mehr Herzschmerz. Da sich Kim vor ihren eigenen Gefühlen fürchtet, muss sie also aus der romantischen Ader ihres Nachbarn schöpfen. Als Gegenleistung hilft sie Ludger mit kleinen Intrigen, damit er seine Traumfrau wiederbekommt. Nichtsahnend, dass sie zum Opfer ihrer eigenen Kuppelkünste wird.
“Flitterwochen im Treppenhaus” ist ein TV-Movie nach amerikanischen Fast-Food-Prinzip: eine Idee, die jeder versteht, hübsch verpackt mit adretten Darstellern wie Susanna Simon, Steffen Wink und Doreen Jacobi, preisbewusst inszeniert als boulevardeske Romantic Comedy mit Tür-auf-Tür-zu-Dramaturgie und einigen Zeitgeist-Einsprengseln. Ein bisschen Webcam-Voyeurismus, ein bisschen Sex, ein bisschen Romantik. Ein durch und durch kalkulierter Film also, in dem den Figuren nicht viel anderes übrig bleibt, als gut(gelaunt)e Miene zum manchmal ziemlich dämlichen Lust-Spiel zu machen. Regisseur Markus Bräutigam setzte das Ganze routiniert in Szene, den Muff aus dem Studio-Treppenhaus bekam er indes nicht ganz heraus.