Ein Flugzeug befindet sich auf dem Weg von Thailand nach Deutschland. Über dem Indischen Ozean gibt es Turbulenzen besonderer Art: Etliche Passagiere und Besatzungsmitglieder klagen über Kopfschmerzen, Fieber und Übelkeit. Einige hat es schwerer erwischt. Riesige Hämatome breiten sich in Windeseile auf ihren Körpern aus, wenig später sind die Menschen verblutet. Eine junge Frau, die Medizin studiert hat, versucht, notdürftig zu helfen. Ein tödliches Virus ist an Bord. Die Maschine wird auf einen still gelegten Militärflughafen in Bayern umgeleitet und unter Quarantäne gestellt. Ein Krisenstab tagt. Virus-Forscher, Sicherheitskräfte und Ärzte sind im Einsatz und die Menschen im Flugzeug werden immer unruhiger. Mit Faktor 8 glaubt man ein Mittel gefunden zu haben, mit dem sich in diesem medizinischen Alptraum, der auch ein juristischer Alptraum ist, offenbar Zeit gewinnen lässt.
„Faktor 8 – Der Tag ist gekommen“ entwirft ein breites Katastrophenszenario um ein todbringendes Virus. Eine kleine Gruppe ist unmittelbar bedroht. Gleichzeitig sind Millionen von Menschen in Gefahr. „Ich bin für die Gesundheit von 80 Millionen Menschen verantwortlich und dieses Flugzeug bringt eine tödliche Seuche nach Deutschland“, sagt im Film die Gesundheitsministerin. „Jahre statt Monate!“, prognostiziert die Virologin die Quarantänezeit. „Das Virus aufhalten um jeden Preis“, lautet die Vorgabe für die SEK-Einheit vor Ort – notfalls mit Feuer. Standpunkte klar verteilt. Allein was macht das Virus?!
Der Film von Rainer Matsutani, immerhin nach einem Drehbuch von „Contergan“-Autor Benedict Röskau, tritt anschaulich den Beweis an, dass die Größe des Bedrohungspotenzials nicht identisch sein muss mit dem Spannungsniveau einer Geschichte. Ein globaler Konflikt muss nicht packender sein als ein Drama im engsten Familienkreise. Und so baute Röskau eine ebensolche Beziehungsgeschichte in den Story ein: Mutter und Tochter befinden sich im Flugzeug, der Vater, ein Pilot, der sich in den Hochsicherheitstrakt eingeschleust hat, will seine Liebsten „rausholen“. Dem Thriller gelingt es in kaum einer Phase der Handlung eine sinnliche Verbindung herstellen zwischen dargestelltem Mikrokosmos und gedanklichem Makrokosmos, zwischen Emotion und Faktenlage, zwischen innen und außen.
Jede Figur ist geronnen zu einem dramaturgischen Klischee. Da steckt nicht mehr Leben drin als in der sterilen Hochsicherheitsästhetik oder in den Virus-Animationen, die die verantwortliche Wissenschaftlerin kühl kommentiert („atemberaubende Mutationsrate, sehr instabile Spezies“). Die Story von „Faktor 8“ ist ein Gedankenspiel, der Film nicht einmal das. Selbst zum Trash-Movie mag das Ganze nicht taugen. (Text-Stand: 5.10.2009)