Seit einigen Jahren ist Afrika der Sehnsuchtskontinent in Film und Fernsehen hierzulande. Mehr oder weniger monumentale Rührstücke eifern dem großen Vorbild „Jenseits von Afrika“ nach. Juliane Köhler, Veronica Ferres, Iris Berben und Nina Hoss verschlug es auf den schwarzen Kontinent – und alle verloren sie dort ihr Herz. In dem ARD-Zweiteiler „Endloser Horizont“ ist es nun Franziska Petri, deren anfangs wenig abenteuerlustig wirkende Heldin das wohl geordnete Leben in Deutschland gegen eine unsichere Zukunft als Besitzerin einer Rinderfarm in Namibia eintauscht. Auch Männer spielen eine Rolle. Zunächst ihr Vater. Dann ein kratzbürstiger Wildhüter (Hannes Jaenicke), ein Redford im Westentaschenformat.
So wie die deutsche Frau langsam in die fremde Kultur hinein wächst und wie sie die postkoloniale Männerwelt langsam zu verstehen scheint, so macht auch Petri diese recht unterhaltsame Abenteuer-„Schmonzette“ unter afrikanischer Sonne nach und nach zu ihrem Film. Anfangs ist es Günther Maria Halmer und sein Hinrich Lackner, dem trotz konservativer Farmer-Allüren die Sympathien gehören. Seine bodenständige Arbeit, sein Traditionsbewusstsein und seine finanzielle Notlage kreuzen sich einfach stärker mit den realen Erfahrungen und Träumen der Zuschauer. Dagegen ist Lilly Meier, diese pragmatische Manager-Überfliegerin, ein kühles Figurenkonstrukt. Und die ausgedachte Drehbuchidee, dass sie nach dem Tod ihrer Mutter von der Existenz ihres Vaters erfährt, der in Afrika als Rinderfarmer lebt, bringt sie dem Zuschauer zu Beginn auch nicht gerade näher.
Doch nach einer der drei Stunden ist der Knoten geplatzt. Erste leise Emotionen zwischen Tochter und Vater, der noch nichts von seinem Glück weiß, weisen den Weg zum Melodram. Die Schauspieler und ein Land der unendlichen optischen Möglichkeiten emanzipieren sich von der stereotypen Story und übernehmen die Regie: die emotionale: Die konzeptionelle hat Thomas Jauch fest im Griff. Die Risiken, die dieser Stoff in sich birgt, erkannte er sofort. „Aus einigen Szenen habe ich den Zuckerguss massiv herausgenommen“, sagt er. Andererseits will er „schon zu Herzen gehen“ und den Zuschauer in in wundervolles Land führen. „Ich lasse also auch die Geigen erklingen und die Kamera majestätisch über das Bild schweben.“ Was ihm wichtig war und der visuellen Stimmigkeit des Films sehr entgegen kommt, ist Jauchs „Anspruch, die Wildtiere selbst zu filmen“. So ist der Zuschauer bei einer Safari dabei, bei der die Darsteller sehr fast hautnah mit den Elefanten, Geparden oder Giraffen in Kontakt kommen. Gut ins Bild passen auch die Schauspieler. Halmer als einsilbiger Farmer und Jaenicke als kerniger Wildhüter, vor allem aber Franziska Petri, auf den ersten Blick eine Fehlbesetzung, überzeugt und gibt ihrer Figur eine ganz besondere Note. Ihr zerbrechliches Äußeres, ihre markanten Gesichtszüge machen sie zu dem idealen Geschöpf für ein klassisches Melodram. Ihre Lilly wirkt zunehmend wie eine Ikone aus Hollywoods goldener Zeit. Nur schade, dass die Geschichte von deutschem Süßstoff getränkt ist.