Ein Sommer in Amalfi

Ann-Kathrin Kramer, Carlos Leal, Jorgo Papavassiliou. Aufgeklärter mediterraner Traum

Foto: ZDF / Hans-Joachim Pfeiffer
Foto Rainer Tittelbach

Ann-Kathrin Kramer spielt Ruhrpottpflanze Claudia, die so ihre Vorbehalte hat gegenüber dem Land, in dem die Zitronen blühen. Alles zu viel Klischee! Eines heißt Luca, ist ein attraktiver, unglücklich verheirateter Hotelier, der offenbar nichts anderes zu tun hat, als der blonden Deutschen den Hof zu machen… „Ein Sommer in Amalfi“ ist eine komödiantische Urlaubsromanze, die das Leichte mit dem angedeuteten Schweren auf gelungene Art und Weise verbindet. Figuren auf der Höhe ihrer Zeit, Hitchcock-Reminiszenz, gute Optik!

Ruhrpottpflanze Claudia reist mit übler Laune nach Bella Italia. Die Inhaberin eines kleinen Reisebuchverlags muss ihrem Autor und guten Freund Kai zur Seite stehen, der mit seinem Romantic-Guide über Amalfi nicht zu Potte kommt und nun auch noch durch einen Treppensturz gehandicapt ist. Das Land, in dem die Zitronen blühen, ist einfach nicht ihres. Viel lieber würde Claudia jetzt die Fjorde durchschippern. Im immer sonnigen Italien ist ihr alles zu viel Klischee. Eines heißt Luca, ist ein attraktiver, unglücklich verheirateter Hotelier, der den lieben langen Tag nichts anderes zu tun hat, als der blonden Deutschen aus der Patsche zu helfen und den Hof zu machen. Langsam gewöhnt sie sich an ihren charmanten Verehrer, lernt Land und Leute, unter anderem den weisen Padre Leo und die lebenskluge Elisabetta, besser kennen – und sie fängt an, die Zeit zu genießen. Doch ihre Kindheitserinnerungen lassen sie nicht los. Claudia war erst neun, als ihre Mutter mit einem italienischen Gastarbeiter durchgebrannt ist. Das ist die Ursache ihres Italien-Traumas…

Soundtrack: Laura Pausini („E ritorno da te“), Bruno Ferrara („Pronto, pronto“), Renato Carosone („Piccolissima serenata“), Santigold („The Riot’s gone“)

Ein Sommer in AmalfiFoto: ZDF / Hans-Joachim Pfeiffer
Claudia (Ann-Kathrin Kramer) spielt mit ihrem schwulen Freund Kai (Steffen Groth) „Das Fenster zum Hof“. Die romantische „Herzkino“-Komödie hat leider nichts von Hitchcock.

„Ein Sommer in Amalfi“ ist eine komödiantische Urlaubsromanze, die das Leichte mit dem angedeuteten Schweren auf gelungene Art und Weise verbindet. Wie so oft in TV-Unterhaltungsfilmen ist der Aufhänger allerdings auch für diese Geschichte ein äußerlicher, banaler Vorwand. Außerdem sind die ersten zehn Minuten von übertriebenen Gegensätzen geprägt, und Albernheiten wie der Fahrstil des Padre und eine überpointierte Erklärszene, die alle Vorinformationen nachliefert, finden zu keinem harmonischen Ganzen. Erst als Autorin Kerstin Cantz die Heldin einen Gang herunter schalten lässt, bekommt Italien Konturen und der Film Atmosphäre. Mit dem Leben auf der Piazza, der Sonne, dem Meer und dem typischen italienischen Verkehr auf den Straßen bekommen auch die Dialoge etwas alltäglich Beiläufiges („Interessiert Sie das wirklich“). Auch die nationalen Gegensätze, der Sinn für Romantik, der regionale Stolz, der Kult der Familie bei den Italienern, der Realitätssinn, desillusionierende Offenheit, Organisationstalent und Individualismus bei der Deutschen – das wird überzeugend leichtgewichtig eingefangen. Auch die biografische Prägung der Heldin wirkt für die Romanze eher erhellend als aufgesetzt. Selbst das Amalfi-Sightseeing empfindet man nie als bloßen touristischen Reiz; es bleibt der Blick der Figuren auf Landschaft und Kultur und somit immer der Bezug zur Handlung.

Ein wesentlicher Grund, weshalb diese ZDF-Sonntagsromanze so angenehm frisch wirkt, hängt mit den Figuren zusammen. Sie müssen sich nicht dem Genre zuliebe dümmer stellen, als die Zuschauer oder die Autorin sind. Romantik setzt heutzutage immer auch ein Verständnis von Romantik voraus. Menschen, auch Filmfiguren wägen Gefühle ab, bevor sie sich ihnen hingeben. In „Ein Sommer auf Amalfi“ geschieht das alles sehr zeitgeistgemäß („wir das so üblich ist bei kurzen Affären“). Und nicht nur die Autorin; auch die Reisebuch-Verlegerin und ihr Autor kennen Hitchcocks „Ein Fenster zum Hof“. So besitzt dieser Film – trotz angenehm überschaubarem Plot – genug Reizpotenzial für 90 Minuten. Und die moderne Bildsprache (ein mediterraner Traum: das Zimmer mit Sicht auf die Piazza) tut ihr Übriges.

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Reihe

ZDF

Mit Ann-Kathrin Kramer, Carlos Leal, Steffen Groth, Armando Dotto, Marie Nasemann, Annelinde Gerstl, Carlo Degen

Kamera: Vladimir Subotic

Szenenbild: Thomas Franz

Schnitt: Günter Heinzel

Musik: Karim Sebastian Elias

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Kerstin Cantz

Regie: Jorgo Papavassiliou

Quote: 6,25 Mio. Zuschauer (17,3% MA)

EA: 07.04.2013 20:15 Uhr | ZDF

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IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
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