Ein Regenbogen zu Weihnachten

Jasmin Gerat, Maximilian Brückner, Christoph Silber, Esther Gronenborn. Im Winter Wonderland

Foto: ZDF / Stanislav Honzik
Foto Tilmann P. Gangloff

Er ist Witwer mit zwei Kindern, sie ist Single. Damit ist im Grunde alles gesagt: Damit das Quartett am Ende eine gemeinsame Patchwork-Familie bilden kann, muss Tierärztin Nicole die Herzen der Teenager Juli und Kris erobern. Jasmin Gerat und Maximilian Brückner geben sich als Liebespaar mit Hindernissen alle Mühe; die beiden jungen Mitwirkenden machen ihre Sache ebenfalls gut. Dass „Regenbogen zu Weihnachten“ (ZDF / Producers at Work) trotzdem nicht ganz den Zauber vieler anderer Romanzen dieser Art weckt, liegt neben den mitunter allzu abrupten Handlungswendungen auch an einigen unnötigen Zuspitzungen.

So schnell kann’s gehen: kaum verliebt, schon ist ein Jahr vorbei. Es ist zwar abzusehen, dass die romantische Komödie „Ein Regenbogen zu Weihnachten“ das Tempo der ersten Minuten nicht durchhalten kann, aber der Auftakt ist immerhin originell: Ärztin Nicole Golding (Jasmin Gerat) wird im Zug zu einem Notfall gerufen. Zum Glück ist es nichts Ernstes: Martin Kupfer (Maximilian Brückner) betreibt eine Geschenke-Manufaktur, der Stress der Vorweihnachtswochen hat seinen Tribut gefordert; außerdem ist der Witwer alleinerziehender Vater zweier anstrengender Teenager. Nicole empfiehlt ihm, sich gründlich untersuchen zu lassen. Er würde sie gern beim Wort nehmen, doch für ihre Praxis ist er nicht behaart genug: Sie ist Veterinärin. Trotzdem sehen die beiden sich wieder.

In einer technisch brillant gestalteten Szene lässt der Film nun im Nu zwölf Monate vergehen. Die Zeit verfliegt, wenn man glücklich ist, stellt Martin fest, aber Nicole fragt sich, ob es ihm bloß um Sex geht, denn sie treffen sich immer nur bei ihr; seine Kinder hat sie noch gar nicht kennengelernt. Das soll sich nun ändern: Die Tochter hat sich anlässlich des Weihnachtsfests ein traditionell nahöstliches Gericht gewünscht, und weil Nicole ein Freiwilliges Soziales Jahr in Israel verbracht hat, soll sie es zubereiten. Der Empfang durch die 13jährige Juli (Sophie Paasch) und den 17jährigen Kris (Louis Eitner) ist jedoch bestenfalls kühl. Dennoch ist die Konsequenz, die Nicole zieht, gleichermaßen überraschend wie abrupt und daher etwas unplausibel: Sie beendet die Beziehung.

Ein Regenbogen zu WeihnachtenFoto: ZDF / Stanislav Honzik
Eigentlich ist ja Dr. Nicole Golding (Jasmin Gerat) nur für Vierbeiner zuständig ist. Bei Martin Kupfer (Maximilian Brückner) macht sie gern mal eine Ausnahme.

Der Film hingegen ist selbstredend noch lange nicht vorbei. Martin fährt mit den Teenagern in den Winterurlaub, Nicole reist ihm nach, und endlich gelingt es ihr, das Eis zu brechen: Sie erfreut die Familie mit den selbstgebackenen Regenbogenplätzchen ihrer Mutter und erlöst Kris mit Hilfe des mitgebrachten Snowboards vom langweiligen Skilanglauf mit Martin. Als sich Juli in ein Mädchen aus der Nachbarhütte verliebt und Nicole ihr mit Rat und Tat zur Seite steht, scheinen alle Hürden auf dem Weg zum Patchwork-Happy-End genommen, aber zwei Vorfälle sorgen dafür, dass die Stimmung erneut kippt; und ausgerechnet die Plätzchen sowie das Snowboard spielen dabei eine entscheidende Rolle.

„Wir wollten eine moderne Liebesgeschichte, keine typische ‚RomCom’ vor weihnachtlicher Kulisse voller Genreklischees“, sagt Producerin Magdalena Frau im ZDF-Pressematerial, was aus Sicht all’ jener „RomCom“-Fans, die mit Weihnachtsklischees sehr gut leben können, wie eine schlechte Nachricht klingt. Tatsächlich äußert sich der vermeintliche alternative Ansatz vor allem im Verzicht auf den üblichen Christmas-Pop. Ansonsten bedient der Film mit seinen Bildern vom Leipziger Weihnachtsmarkt, ganz viel Winter-Wonderland und heimeligen Innenaufnahmen durchaus die Erwartungen. Trotzdem weckt „Regenbogen zu Weihnachten“ nicht ganz den Zauber vieler anderer Romanzen dieser Art, selbst wenn sich Jasmin Gerat und Maximilian Brückner als Liebespaar mit Hindernissen alle Mühe geben und die beiden jungen Mitwirkenden ihre Sache ebenfalls gut machen.

Ein Regenbogen zu WeihnachtenFoto: ZDF / Stanislav Honzik
Nach Missverständnissen & Turbulenzen sind die Vier bereit, sich gegenseitig eine Chance zu geben. Louis Eitner, Sophie Paasch, Maximilian Brückner und Jasmin Gerat in „Ein Regenbogen zu Weihnachten“

Ein Grund ist sicherlich, dass sich die Handlung sehr wohl diverser Klischees bedient. Nicoles Mutter (Sabine Vitua) zum Beispiel ist eine dieser typischen emanzipierten Filmmütter, die ihre Tochter zur Trennung von Martin beglückwünscht; sie hat sie ohnehin vor „patriarchalen Besitzansprüchen“ gewarnt und ist stolz darauf, dass Nicole „kein Käfigvogel, sondern eine schöne stolze Nachtigall“ geworden ist. Die Feindseligkeit von Martins Nachwuchs wiederum mag nicht unrealistisch sein, wirkt aber ebenso unnötig übertrieben wie Julis schwarz geschminkte Lippen und ihr Vorsatz, die klassischen Weihnachtstraditionen als Sexismus und Kommerzdenken zu demaskieren. Natürlich sollen diese Überhöhungen gerade aus Erwachsenensicht für komische Effekte sorgen, aber sie haben vor allem zur Folge, dass der spätere Stimmungsumschwung etwas unglaubwürdig ist.

Daran ändert auch die teilweise Authentizität der Geschichte nichts: Christoph Silber, gemeinsam mit Thorsten Wettcke Autor des 2013 mit einem International Emmy Award ausgezeichneten Medizindramas „Das Wunder von Kärnten“, hat Martins Rolle seinen eigenen Erfahrungen nachempfunden. Regisseurin Esther Gronenborn hat zuletzt nach mehreren sehenswerten Tragikomödien für den Freitag im „Ersten“ („Väter allein zuhaus“) und den Sonntag im „Zweiten“ („Nächste Ausfahrt Glück“) das angenehm unspekulative Vox-Drama „Das weiße Schweigen” über den sogenannten Todespfleger Niels Högel gedreht.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ZDF

Mit Jasmin Gerat, Maximilian Brückner, Sophie Paasch, Louis Eitner, Sabine Vitua, Maisie Anna Navina Tipango, Andrea Guo

Kamera: René Gorski

Szenenbild: Detlef Provvedi

Kostüm: Teresa Grosser

Schnitt: Ulrike Leipold

Musik: Gert Wilden jun.

Soundtrack: Troye Sivan („Take Yourself Home“, „The Good Side”), The Specials („Ghost Town”), Omar Apollo („Evergreen”), Sia („Snowman”), Coldplay („Christmas Lights”), Justin Bieber („Mistletoe”), Ramones („Merry Christmas”)

Redaktion: Wolfgang Grundmann

Produktionsfirma: Producers at Work

Produktion: Christian Popp

Drehbuch: Christoph Silber

Regie: Esther Gronenborn

Quote: 3,89 Mio. Zuschauer (12,6% MA)

EA: 16.11.2023 10:00 Uhr | ZDF-Mediathek

weitere EA: 17.12.2023 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach