Ein Hauch von gestern weht durch die engen Gassen des beschaulichen Freiburgs in der Romantic-Comedy “Ein Mann zum Vernaschen”. Im Schwabenländle geht halt alles einen etwas gemächlicheren Gang – und so gerade heraus gesteht hier auch keiner dem anderen seine Liebe. Da muss sich Amor schon über andere Wege Zugriff auf die Herzen verschaffen.
Wie gut also, dass die Schwester der Heldin in einer Telefonsex-Agentur arbeitet. Da bekommt die sonst eher zugeknöpfte Susanne alias Frau Beierle abends schon mal die Möglichkeit, für ihre Schwester stöhnend einzuspringen und die fesche Lola zu geben. Durch Zufall hat sie eines Tages, ohne es zu wissen, ihren neuen Chef vom Delikatessenladen in der Leitung – und der ist nach unzähligen Plauderstunden Feuer und Flamme für dieses aparte Wesen, das ihm alle möglichen Geheimnisse entlockt. Im richtigen Leben kommen die beiden eher schwer miteinander aus. Der guten Seele des Geschäfts passt es nicht, was der Sohn des verstorbenen Besitzers an Neuerungen einführt. Gift und Ironie sprühen durch “Eckles Kolonialwarenladen” – bis sich auch Susanne am Telefon verliebt. Fälschlicherweise nimmt sie an, der Schuhhändler von nebenan sei ihr “Callboy“.
Ein bisschen zu idyllisch, um wahr zu sein, beginnt dieses TV-Movie. Doch die Geschichte in die Provinz zu verlegen, erweist sich als ausgezeichnete Idee. Wird man als Zuschauer in anderen romantischen Komödien ungeduldig, weil das Muster seit “Pretty Woman” zu sehr in TV-Billigproduktionen ausgelutscht wurde, folgt man diesem vorhersehbaren Treiben einigermaßen wohl gelaunt. Im Sträßle von Eckle und Beierle achtet jeder mehr auf die menschlichen Zwischentöne als in einem Hamburger oder Kölner Szene-Viertel. Ein Boxkampf-Event oder ein im 60er-Jahre-Look gestyltes Sex-Callcenter kann in der Kleinstadt viel mehr her machen als im reizüberfluteten (Film-)Rhythmus der Großstadt. Und einen romantischen Fahrradausflug in die Breisgauer Berge kann es eben nur hier geben. Ans Herz gehen die letzten 20 Minuten, in denen es Brandrup, Landuris und die bezaubernde Julia Richter aber auch richtig (verwechslungs)komisch werden lassen. (Text-Stand: 16.3.2004)