Was bei Kerstin Lackner zählt, ist größtmögliche Effektivität. Wo andere ein Herz haben, hat die Steuerberaterin einen Eisklumpen. Sie fühlt mit dem Kopf, ihr Bauch ist unerforschtes Gebiet. Sex ist für sie ein Fremdwort. Das ändert sich 12 Wochen nach dem Betriebsfest… Sie erwachte damals am Morgen jener Nacht, in der sie die Spaßbremse löste, mit den beiden Ober-Losern der Abteilung nackt in einem Hotelbett… Dieses Bild hatte sie längst erfolgreich verdrängt. Doch jetzt kotzt sie plötzlich während eines „Meetings“ in den Papierkorb. Für eine Abtreibung ist es zu spät. Sie will das Kind – aber nichts mit dem Erzeuger zu tun haben. So wie es ihre Art ist, will sie juristisch alles absichern – dazu müsste sie aber schon wissen, wer der Vater ist. Dumm nur, dass offenbar alle drei in der verhängnisvollen Nacht einen Filmriss hatten. Nun ist es ist erst mal vorbei mit der Effizienz. Kerstin ist völlig von der Rolle. Zwischen Kopf und Bauch kommt es ständig zu Kollisionen – vor allem, was Simon Schnell angeht, den einen der beiden Bettgenossen. Der scheint nämlich gar nicht so übel zu sein!
Soundtrack: Moloko („Sing it back“), Jamiroquai („Cosmic Girl“), Tito & Tarantula („After dark“), Pink
So flockig, wie sich die Story liest, ist „Drei in einem Bett“ leider nicht geraten. Die an sich originelle, ausbaufähige Idee wird oberflächlich aufgeblasen, um auf die nötigen 90 Minuten zu kommen. Die einzige psychologische Grundierung ist das Einsamkeitsmotiv. Der Vater der Heldin ließ sie eines Tages, sie war gerade mal acht Jahre alt, im Kino sitzen und verschwand für immer aus ihrem Leben. Der „Bettgenosse“, mit dem sie besonders gerne lustvoll streitet, hat als Kind seine Eltern bei einem Autounfall verloren. Theoretisch eine emotionale Basis für die sich anbahnende Geschichte zwischen den beiden; praktisch aber ist dieses Motiv viel zu lieblos in die insgesamt chaotisch strukturierte Komödie eingebaut.
Foto: Sat 1
Bereits die Exposition ist umständlich, karikaturenhaft albern und viel zu lang. Die ersten 25 Minuten wird allein die Typen-Komik ausgereizt, erst dann gerät der Konflikt in den Fokus, erst dann beginnt die „Handlung“, erst dann wird es für den Zuschauer interessant. Autor und Regisseur haben wie so oft hierzulande „screwy“ simpel mit „hysterisch“ übersetzt – und so wird aus möglicher Situationskomik nichts weiter als albernes Gezappel. Nadja Beckers Spiel fehlt die Mehrschichtigkeit, die man dieser typischen Läuterungsrolle hätte mit auf den Weg geben können. Bert Tischendorf bleibt überraschend farblos – ohne Mittelalter-Wams wie in der „Wanderhuren“-Trilogie fehlt es ihm deutlich an Ausstrahlung. Rüdiger Klink und Maximilian Grill erfüllen dagegen – im Rahmen einer solchen Freizeitvernichtungskomödie wohlgemerkt – ihre Funktion als komische Sidekicks. Fazit: Würde nicht im letzten Drittel ein Hauch Verzweiflung und Gefühl durch die konfuse Handlung mit der hübsch absurden Ausgangsidee wehen, „Drei in einem Bett“ wäre ein totales Fiasko. (Text-Stand: 18.12.2012)