Dora Heldt – Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!

Hamel, Sattmann, von Weitershausen, Catterfeld. "Herzkino" auf Komödien-Kurs

Foto: ZDF / Marion von der Mehden
Foto Tilmann P. Gangloff

Auch die siebte „Dora Heldt“-Verfilmung hält, was die Vorgänger versprachen: Fernsehen von vorgestern. „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ ist stellenweise ergreifend schlicht umgesetzt. Allein die Schauspieler, allen voran die Profis Lambert Hamel und Peter Sattmann, retten das nach Schema F inszenierte Urlaubfilmchen. Viele Szenen sind purer Slapstick, die Lacher alles andere als taufrisch. Wer sowas mag wird sich amüsieren.

Markennamen haben den Vorteil, dass jeder weiß, was ihn erwartet; so schürt das Etikett bei den Einen die Vorfreude, den Anderen dient es zur Abschreckung. Das „Herzkino“ im ZDF zum Beispiel steht für (mal besser, mal schlechter gemachtes) TV von gestern, die Rubrik „Dora Heldt“ gar für vorgestern: Das Tempo der braven Verfilmungen orientiert sich am deutschen Film aus der Jugend der Zielgruppe, also bestenfalls am Kino der Siebziger. Wirken jedoch Lambert Hamel und Peter Sattmann mit, kann man unbesorgt trotzdem einschalten.

Die Geschichten mit Heinz und Walter („Urlaub mit Papa“, „Tante Inge haut ab“) waren stilistisch zwar auch nicht gerade zeitgemäßes Fernsehen, aber dank der beiden Profis immerhin ansprechend gespielt und witzig. Diesmal verschlägt es die Rentner auf eine Senioren-Tour, die schwer nach Abzocke klingt: Ältere Herrschaften werden mit dem Bus zur schönen Schlei an die Ostsee gekarrt, wo sie sich an einem Bauprojekt beteiligen sollen. Der für seine Sparsamkeit berüchtigte Walter (Sattmann) hat die Reise für zwei in einem Preisausschreiben gewonnen und nimmt statt der indisponierten Gattin den verfressenen Schwager (Hamel) mit. Neu im Heldt-Universum des ZDF sind die ledige Josefine (Gila von Weitershausen) und ihre Nichte Johanna (Yvonne Catterfeld), eine unterforderte Radiojournalistin, die gerade Krach mit ihrem Freund hat: Seit Max (Matthias Schloo) Chefredakteur geworden ist, hat er keine Zeit mehr für sie; und dann werden ihr auch noch Fotos zugespielt, die ihn beim feuchtfröhlichen Tête-à-Tête mit einer Krimiautorin (Caroline Beil) zeigen, deren jüngstes Werk Johanna kürzlich verrissen hat. In der Hoffnung, die Veranstalter der Reise überführen zu können, begleitet sie Josefine auf dem Ausflug, nicht ahnend, dass sie so die zentrale Figur gleich zweier Komplotte wird.

Regisseur und Produzent der Dora-Heldt-Verfilmungen ist stets Mark von Seydlitz (ein erfolgreicher Werbefilmer), der seit fünf Jahren fiktional nichts anderes mehr macht. Auch „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ ist stellenweise ergreifend schlicht umgesetzt. Die Schauspieler begnügen sich mit einem Spiel von der Stange; es gibt nicht einen Moment, der darstellerisch erwähnenswert wäre. Entsprechend wenig tiefgründig sind die Darbietungen, so dass man alles andere als überrascht ist, dass sich ausgerechnet der junge Mann, dem Johanna ihre Zweifel an der Seriosität der Immobilienaktion anvertraut, als Bösewicht entpuppt. Immerhin überzeugt Stephanie Stumph als zwielichtige Reiseleiterin.

Wenig inspiriert sind dagegen die Landschaftsaufnahmen von Kameramann Jochen Stäblein, die zudem etwas lieblos in die Bildfolge integriert werden. Dass der Film trotzdem nicht wie zuletzt „Unzertrennlich“ einem künstlerischen Offenbarungseid gleichkommt, ist einzig und allein Hamel und Sattmann zu verdanken. Ihre Darbietungen entsprechen zwar der klassischen Boulevardkomödie, doch innerhalb dieses speziellen Spektrums gibt es ja auch Höhen und Tiefen. Viele Szenen sind purer Slapstick, aber wie sich Heinz und Walter um den Proviant oder den Platz im Doppelbett streiten, ist hübsch anzuschauen und nie bloß Klamotte. Dank des komödiantischen Talents der beiden alten Hasen funktioniert selbst ein Uraltgag wie das Erschrecken bei Schluckauf. Aber wenn der Film sein Publikum davor bewahrt, Ersparnisse in windige Projekte zu investieren, ist ja auch schon viel gewonnen. (Text-Stand: 6.4.2014)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

ZDF

Mit Lambert Hamel, Peter Sattmann, Gila von Weitershausen, Yvonne Catterfeld, Daniel Aichinger, Stephanie Stumph, Matthias Schloo, Michael Lott, Caroline Beil

Kamera: Jochen Stäblein

Szenenbild: Sonja Strömer

Schnitt: Betina Vogelsang

Produktionsfirma: made in munich

Drehbuch: Sabrina Roessel, Julia Neumann, Sabine Leipert – Dora Heldt

Regie: Mark von Seydlitz

Quote: 5,09 Mio. Zuschauer (14,4% MA)

EA: 04.05.2014 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach