Markennamen haben den Vorteil, dass jeder weiß, was ihn erwartet; so schürt das Etikett bei den Einen die Vorfreude, den Anderen dient es zur Abschreckung. Das „Herzkino“ im ZDF zum Beispiel steht für (mal besser, mal schlechter gemachtes) TV von gestern, die Rubrik „Dora Heldt“ gar für vorgestern: Das Tempo der braven Verfilmungen orientiert sich am deutschen Film aus der Jugend der Zielgruppe, also bestenfalls am Kino der Siebziger. Wirken jedoch Lambert Hamel und Peter Sattmann mit, kann man unbesorgt trotzdem einschalten.
Die Geschichten mit Heinz und Walter („Urlaub mit Papa“, „Tante Inge haut ab“) waren stilistisch zwar auch nicht gerade zeitgemäßes Fernsehen, aber dank der beiden Profis immerhin ansprechend gespielt und witzig. Diesmal verschlägt es die Rentner auf eine Senioren-Tour, die schwer nach Abzocke klingt: Ältere Herrschaften werden mit dem Bus zur schönen Schlei an die Ostsee gekarrt, wo sie sich an einem Bauprojekt beteiligen sollen. Der für seine Sparsamkeit berüchtigte Walter (Sattmann) hat die Reise für zwei in einem Preisausschreiben gewonnen und nimmt statt der indisponierten Gattin den verfressenen Schwager (Hamel) mit. Neu im Heldt-Universum des ZDF sind die ledige Josefine (Gila von Weitershausen) und ihre Nichte Johanna (Yvonne Catterfeld), eine unterforderte Radiojournalistin, die gerade Krach mit ihrem Freund hat: Seit Max (Matthias Schloo) Chefredakteur geworden ist, hat er keine Zeit mehr für sie; und dann werden ihr auch noch Fotos zugespielt, die ihn beim feuchtfröhlichen Tête-à-Tête mit einer Krimiautorin (Caroline Beil) zeigen, deren jüngstes Werk Johanna kürzlich verrissen hat. In der Hoffnung, die Veranstalter der Reise überführen zu können, begleitet sie Josefine auf dem Ausflug, nicht ahnend, dass sie so die zentrale Figur gleich zweier Komplotte wird.
Regisseur und Produzent der Dora-Heldt-Verfilmungen ist stets Mark von Seydlitz (ein erfolgreicher Werbefilmer), der seit fünf Jahren fiktional nichts anderes mehr macht. Auch „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ ist stellenweise ergreifend schlicht umgesetzt. Die Schauspieler begnügen sich mit einem Spiel von der Stange; es gibt nicht einen Moment, der darstellerisch erwähnenswert wäre. Entsprechend wenig tiefgründig sind die Darbietungen, so dass man alles andere als überrascht ist, dass sich ausgerechnet der junge Mann, dem Johanna ihre Zweifel an der Seriosität der Immobilienaktion anvertraut, als Bösewicht entpuppt. Immerhin überzeugt Stephanie Stumph als zwielichtige Reiseleiterin.
Wenig inspiriert sind dagegen die Landschaftsaufnahmen von Kameramann Jochen Stäblein, die zudem etwas lieblos in die Bildfolge integriert werden. Dass der Film trotzdem nicht wie zuletzt „Unzertrennlich“ einem künstlerischen Offenbarungseid gleichkommt, ist einzig und allein Hamel und Sattmann zu verdanken. Ihre Darbietungen entsprechen zwar der klassischen Boulevardkomödie, doch innerhalb dieses speziellen Spektrums gibt es ja auch Höhen und Tiefen. Viele Szenen sind purer Slapstick, aber wie sich Heinz und Walter um den Proviant oder den Platz im Doppelbett streiten, ist hübsch anzuschauen und nie bloß Klamotte. Dank des komödiantischen Talents der beiden alten Hasen funktioniert selbst ein Uraltgag wie das Erschrecken bei Schluckauf. Aber wenn der Film sein Publikum davor bewahrt, Ersparnisse in windige Projekte zu investieren, ist ja auch schon viel gewonnen. (Text-Stand: 6.4.2014)