„Mord in bester Lage“ ist der elfte Krimi der Reihe „Die Toten von Salzburg“, die mit dem Rauswurf von Florian Teichtmeister vor zwei Jahren eine deutliche Veränderung erfahren hat. Und die wirkt sich positiv aus. Seine Ermittler-Rolle wurde nicht ersetzt, sondern komplett gestrichen. So hat Fanny Krausz als Irene Russmeyer mehr Raum, den sie mehr und mehr zu nutzen weiß. Unterstützt wird sie von ihrem Chef, Hofrat Seywald, der allerdings mehr vom Kaffeehaus aus agiert, und vom grenzüberschreitenden bayerischen Kommissar Mur. Setzte man lange Zeit auf die Rivalität des deutsch-österreichischen Duos, so hat sich der Ton zuletzt verändert. Mit– nicht gegeneinander wird ermittelt – das rückt die Fälle mehr in den Mittelpunkt. Zudem wirkten die gespielten Streitereien oft arg gekünstelt. Das Duo Russmeyer und Mur harmoniert und ergänzt sich gut: Sie offen und neugierig, er kauzig und verpeilt, sie Frau ohne Privatleben, er Familienmensch und besorgt um die erstverliebte Teenie-Tochter, sie coole Bikerin, er mit Schlapphut und Lederjacke durch die Szenerie schlurfend. Und dazwischen als Bindeglied Erwin Steinhauer als Hofrat, der für manch trockene und gut gesetzte Pointe sorgt.
Foto: ZDF / Lisa Kutzelnig
Es beginnt mit einer Familienidylle. Der stolze Papa lässt seine Tochter samt bester Freundin feuchtfröhlich den Schulabschluss feiern und fährt nochmal auf seine Baustelle. Als sie ihn später dort abholen soll, stürzt er nach einem Kampf vor den Augen seiner Tochter in den Tod. Fünf Jahre später setzt die junge Frau eine blonde Perücke auf, packt eine Pistole samt Schalldämpfer in ihre Handtasche und fährt zum Treffen der Immobilienhaie aus Salzburg und Bayern. Dort steht Francis Zeferer (Christopher Schärf), Wunderkind-Tycoon und Thronfolger der FRAZE-Holding, im Blickpunkt. Maklerin Noelle Imlauer (Laura Euler-Rolle) erkennt in der blonden Frau ihre ehemals beste Freundin Vanessa Pöttler (Judith Altenberger). Tags darauf ist Imlauer tot. Da sie in Bayern lebte, wird Kommissar Mur zum Fall hinzugezogen. Ein Fall, bei dem es um schmutzige Immobiliendeals und Bestechungen hochrangiger Entscheidungsträger gehen wird.
Salzburg als schmucke Film-Kulisse rückt in „Mord in bester Lage“ deutlich in den Hintergrund. Die Stadt der Mozartkugeln und Festspiele steht diesmal für teuren Wohnraum und Luxusapartments für kaufkräftige Kunden. Denn Drehbuchautorin Maria Hinterkörner taucht ein in die schmierig-halbseidene Immobilienwelt und wirft einen ambitioniert-aufklärerischen Blick hinter die Fassaden der Betongold-Gurus. Es wird munter geschachert, geblendet, geschmiert und betrogen. In Stamm-Regisseur Erhard Riedlspergers Inszenierung dominiert die Kühle – bei den Bauten, den Büros, den Gefühlen der Protagonisten. Da ist Immo-Tycoon Francis Zeferer, der gleich einem Popstar die Bewunderung der Branche genießt. Christopher Schärf („Tatort – Der böse König“) darf bei dem smarten Überflieger in die Vollen gehen: busy, charmant, gerissen. Ein Mann, der seine Angestellten wie Marionetten benutzt. Als Kontrast dazu gibt es die hemdsärmelige Mini-Version aus Bayern namens Niklas Becherling (vortrefflich gespielt von Michael A. Grimm): mal bauernschlau, mal devot gegenüber seinem Chef.
Foto: ZDF / Lisa Kutzelnig
„Die Toten von Salzburg – Mord in bester Lage“ ist ein Krimi, der ein Thema in vielen Facetten zeigt: der Immobilienhai, der absahnt, der Emporkömmling, der etwas vom Kuchen abhaben will, die Newcomerin mit Gewissen, der Herr Wolfgang, der auf Wohnungssuche ist, und die junge Frau, die wissen will, warum ihr Vater sterben musste und nach Rache sinnt. Vieles wird gestreift, und der Krimi huscht drüber hinweg. Auch die Schwarzweiß-Zeichnung der Charaktere und die inhaltliche Überfrachtung sind Schwachpunkte. Da muss auch noch ein bezahlter Auftragsmörder unterwegs sein, eine Ex-Landtagspräsidentin aus dem Knast heraus den Ermittlern Tipps geben, der Hofrat seinem abrasierten Bart nachtrauern und der Kommissar Mur seiner Tochter beim Liebeskummer beistehen. Ein bisschen viel drumherum. Mehr Stringenz hätte dem Ganzen gutgetan. So bleibt ein solider, im Hauptstrang schnörkelloser, konventionell erzählter Krimi nach bekanntem Muster, mit zuweilen gelungenem Wortwitz („Coffee to go?“, „Nein danke, gehen kann ich auch ohne Kaffee“), Mini-Showdown und einer augenzwinkernden Schlusspointe.
1 Antwort
Dramaturgie-Studierende sollten diesen Film als Anschauungsmaterial nutzen: So macht man es nicht.