Im Pfarrhaus im bayerischen Fischbach hängt nur noch das Papstbild schief. Sophie und Gemeindepfarrer Jens Steffensen haben sich längst zusammengerauft. Die Gottlose mit dem frechen Mundwerk und der Geistliche von der Waterkant kommen wie die Jungfrau zu einem gemeinsamen Kind. Es wurde in der Kirche abgelegt von einer jungen Mutter. „Jo, mei, a nettes Butzerl“, findet Sophie – und was kann da der Herr Pfarrer anderes machen, als Ja und Amen zu sagen zu dem Plan, den Wonneproppen im Pfarrhaus unterzubringen und parallel die Mutter und den Vater des Babys zu suchen. Der Bischof sieht’s anders und stellt ein Ultimatum. Sicher zu sein scheint, dass der „Erzeuger“ aus Fischbach kommt. Also Antreten zum Vaterschaftstest oder legt einer der potenziellen Dorf-Casanovas freiwillig die Beichte ab?
Der Schwung ist raus aus der „Göttlichen Sophie“. Der Auftakt der ARD-Reihe war frischer, das Buch dichter, die Gags frecher, die Situationen schräger, der Bayern-Flair uriger. Das ist auch eine Frage der Wahrnehmung: Was vor eineinhalb Jahren wie ein pfundiger Relaunch eines bayerischen Volksstücks wirkte, ist heute nur noch die Wiederholung dieses Relaunchs. „Das Findelkind“ bringt keinen neuen Dreh in die Konstellation. Johannes Silberschneider als jovial zerstreuter Gottesmann gibt nach wie vor die komischste Figur ab. Auch Lambert Hamels Bischof und Sebastian Bezzels Gastwirt sind Pluspunkte in Sachen Cast & Charakter.
Zu den Hauptfiguren fiel dem renommierten Komödienautor Thomas Kirdorf indes nicht mehr viel ein. Die göttliche Sophie platzt schier vor patenter Gutmenschlichkeit und der Herr Pfarrer bringt außer ein paar platten Spruchweisheiten von der Waterkant wenig ein in den Komödien-Reigen. Und hatte man beim ersten Film noch den Eindruck, die Buntheit der saftig grünen Wiesen, der Berge und überhübschen Vorgärten hätten Regisseur Hajo Gies und sein Kameramann in dezente Gänsefüßchen gesetzt, so zeigt sich in „Das Findelkind“ Bayerns schöne Natur in ihrem schönsten Degeto-Gewand. Das dramaturgisch stimmige Augen-Zwinkern ist einem unkoordinierten Zucken gewichen. (Text-Stand: 15.4.2011)