Hat Maja ihren Ehemann umgebracht? Hat sie den Wagen, der ausgebrannt in der Wüste gefunden wurde, manipuliert? Oder leidet Maja an Verfolgungswahn? Was ist dran an ihren Verschwörungstheorien? Die Frau, die mit ihrem Mann nach Namibia zu einer Präsentation eines umwelttechnologischen Projekts gereist war, sieht sich in ein Mordkomplott verstrickt. Jemand ging mit dem Messer auf sie los. Wurde er von einem konkurrierenden Kollegen angeheuert? Jetzt steht sie selbst unter Verdacht. Sie hat zwei Stunden Zeit, um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. „Entweder Sie überzeugen mich … und Sie können gehen – ansonsten kann ich nichts für Sie tun“, sagt die Botschaftsangestellte. Der Druck ist hoch.
Foto: ZDF / Sandra Hoever
Autor Bernd Lange über die filmhistorische Referenz:
„Es gibt eine bestimmte Form von Thriller, die heute kaum noch zu sehen ist. Filme wie ‚Mitternachtsspitzen’ oder Hitchcocks ‚Der Verdacht’ hatten für mich immer den besonderen Reiz, dass die Identifikation mit der Hauptfigur einen Grenzgang darstellt: Folge ich einer Wahnvorstellung oder muss ich berechtigt Sorge tragen, dass jemand Angst um sein Leben hat?“
Eine Spirale der Angst kennzeichnet den Thriller „Der Verdacht“. In nicht immer chronologischen Rückblenden erzählt die Hauptfigur ihre Version der Ereignisse der letzten Tage. Das, was der Zuschauer da sieht, der Überfall in Windhoek, das ist kein gewöhnlicher Überfall auf eine Touristin, andererseits gerät jene Maja in Berlin in Situationen, die durchaus auf eine übersteigerte Ängstlichkeit der Protagonistin hindeuten könnten. Autor Bernd Lange („Requiem“) hält den Zuschauer lange Zeit im Ungewissen. Dass die Lösungsmöglichkeiten bei einem solchen Psychothriller-Szenario begrenzt sind, der Film von Matti Geschonneck dennoch durchgehend fesselt, spricht für die richtige Mischung aus Verschwörungskrimi, Afrika-Film und Beziehungsdrama, aus klassischer Dramaturgie und einer gesprengten Chronologie der Ereignisse, aus landschaftlicher Weite und seelischer Enge. „Der Kontrast zu Berlin bedeutet, die Charaktere stärker im ausschließlichen Kontext mit ihren psychologischen Konflikten erzählen zu können“, betont Lange. Außerdem erhöht die Fremdartigkeit der Umgebung den Druck auf die Figuren. Das fremde Land mit seinen Menschen, die der Heldin nicht zu glauben scheinen, verstärkt die Bedrohung. Erzählt wird das Ganze in ebenso faszinierenden wie oftmals bizarren, befremdlich wirkenden Bildern (Kamera: Martin Langer).
Foto: ZDF / Sandra Hoever
Christiane Paul spielt jene Maja als „Protagonistin mit starker Anziehungskraft, mit der sich der Zuschauer identifizieren kann“, so Geschonneck. Man will dieser ebenso kämpferischen wie zerbrechlichen Person glauben. Dramaturgisch muss man ihr glauben. Denn wäre es vorstellbar, dass in einem ZDF-Fernsehfilm 2011 eine erzählte Rückblende sich am Ende als Lüge herausstellen würde oder die Erzählung des Films die Ausgeburt einer kranken Phantasie wäre? Auch dass sich keiner solche (film)theoretischen Gedanken in den 90 Minuten machen wird, spricht nicht gegen den Film, der auch bei der Auflösung eine – obgleich manipulative – effektive Doppelstrategie fährt: eine Parallelmontage teilt die Aufmerksamkeit des Zuschauers und bietet bis zur letzten Sekunde zwei Lösungsoptionen an. (Text-Stand: 24.1.2011)