Der Prinz von nebenan

Wolke Hegenbarth in einer amüsanten Housesitter-Komödie. Meine Familie und ich

Foto: Sat 1
Foto Tilmann P. Gangloff

Eine Hamburger Doktorandin verdingt sich als Haus-Frau – und hat bald ihre gesamte Sippschaft vor der Tür des ansehnlichen Domizils. Die Kruses stehen den berüchtigten holländischen Flodders aus „Eine Familie zum Knutschen“ in nichts nach. Zugleich ist „Der Prinz von nebenan“ aber auch noch romantische Komödie, die gelegentlich mehr zu bieten hat als die Beine von Wolke Hegenbarth, die mal wieder das Grimassenspiel übertreibt.

Weil die angehende Hamburger Ärztin Naomi daheim keine Ruhe findet, um an ihrer Doktorarbeit zu basteln, hat sie sich als Haus-Frau verdingt: Wann immer betuchte Menschen für längere Zeit verreisen, zieht Naomi ein und schaut nach dem Rechten. Als ein schmucker Raketenwissenschaftler sie aus einer höchst misslichen Situation befreit – sie tummelt sich nackt im Pool, davor knurren zwei Dobermänner – und sichtlich angetan von der hübschen jungen Frau ist, lässt Naomi ihn in dem Glauben, sie sei die neue Nachbarin. Dann aber steht plötzlich ihre ganze Sippschaft vor der Tür: Das Domizil von Familie Kruse war einem Bauprojekt im Weg und ist heimtückisch abgefackelt worden. Kurzerhand zieht Vater Axel samt Anhang in die Villa in Blankenese, und Naomi fällt nichts besseres ein, als der Familie eine märchenhafte Auswandererkarriere als Besitzer einer australischen Imbissbudenkette anzudichten. Die vornehme Nachbarschaft ist erst pikiert, dann jedoch durchaus angetan und hält die seltsamen Gepflogenheiten der Kruses, die den berüchtigten holländischen Flodders („Eine Familie zum Knutschen“) in nichts nachstehen, für Extravaganz Marke „down under“.

Zum Glück verlässt sich das Drehbuch nicht auf die schönen Beine von Wolke Hegenbarth. Sie selbst im Übrigen auch nicht; gerade mimisch investiert die Schauspielerin, die durch die RTL-Serie „Mein Leben & Ich“ bekannt geworden ist, mitunter zu viel. Da Regisseur Peter Stauch andererseits aber nur wenig fürs Tempo tut, gibt es eine auffällige Diskrepanz zwischen den Aktionen vor der Kamera und der Dynamik der Umsetzung. Die Geschichte gleicht das wieder aus, weil die Autoren einige unerwartete Haken schlagen: Sebastian, der schwerreiche Raketenbauer, ist schon lange einer Sandkastenliebe versprochen, deren Vater dringend auf die Geldhochzeit angewiesen ist; ein entsprechender Ehevertrag soll seine Firma retten. Die umtriebigen Kruses kommen der Intrige auf die Schliche, werden aber selbst als Lügner entlarvt; und für Naomi droht der Traum eines Lebens mit Sebastian zu platzen.

Weil Groth bloß gut aussehen muss, was er spielend meistert, und Hegenbarth manchmal etwas krampfhaft versucht, aus ihrer Rolle mehr rauszuholen, als eigentlich drin ist, haben Naujoks und Co. prompt die besten Szenen. Tochter Chantal (Lena Amende), eine Art Paris-Hilton-Verschnitt, gewinnt dabei in gleich zwei Kategorien: Sie darf den größten Unfug reden („australische Ureinwanderer“) und die geschmacklosesten Klamotten tragen.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Wolke Hegenbarth, Steffen Groth, Ingo Naujoks, Maike Bollow, Mea Wulf, Gerlinde Locker, Thomas Kügel

Kamera: Stephan Wagner

Schnitt: Marco Pav D’Auria

Musik: Patrick Buttmann, Philipp Fabian Kölmel

Produktionsfirma: Monaco Film

Drehbuch: Hartmut Block, Peter Studhalter

Regie: Peter Stauch

EA: 01.04.2008 20:15 Uhr | Sat 1

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