Back to the Roots – ein Naturbursche im heimischen Dschungelcamp. Mick Brisgau hat seine Dienstmarke abgegeben. Enttäuscht von Freunden und Kollegen hat er sich in die Wälder zurückgezogen. „Geh zurück in den Dienst“, rät ihm Freundin Uschi – selbst sein Ex-Partner Andreas lässt sich zu einem „Ich brauch’ dich“ hinreißen. Und dennoch, „Der letzte Bulle“ lässt sich mehr als zwei Mal bitten. Erst als er erfährt, dass der Mann, der ihn vor 25 Jahren ins Koma schoss, die Tatwaffe nicht in der Ruhr entsorgt haben kann, weil mit ihr jetzt ein Taxifahrer ermordet wurde, gibt er den Rambo. In kurzer Hose und mit stattlicher Mähne taucht er wieder in der Stadt auf – und treibt mit seinen harten Alleingängen die Kollegen in den Wahnsinn… Bis er dann doch wieder startklar ist: rein in Jeans und Cowboystiefel, T-Shirt, Lederjacke drüber, Sonnenbrille auf die Nase und Kippe in den Mundwinkel!
Soundtrack (Folge 1): u.a. Iggy Pop („Real wild child“), Gary Moore („Walking by myself“), Eric Clapton („Knockin‘ on heaven’s door“), Isaac Hayes („Theme from Shaft“), Bryan Ferry („Slave to love“)
Am Ende der ersten Folge zur 4. Staffel von „Der letzte Bulle“ rockt es: die Stimmung ist perfekt. Jeder hat es geahnt, ja gewusst, dass Mick Brisgau zurückkommen muss – und trotzdem, durch das retardierende Moment ist der Wohlfühleffekt besonders stark. Jetzt kann es losgehen – und jeder Fan würde am liebsten gleich die nächste Folge nachschieben. Aber man muss sich gedulden, bis beispielsweise die Controllerin Steffi, die Neue im Bunde, auf der Dienststelle auftaucht. Und obwohl sie für Einsparungen zuständig ist und wegen zu hoher Spritkosten Micks Opel Admiral aus dem Verkehr ziehen will, empfängt sie dieser – schneller als gedacht – mit offenen Armen, ganz zum Leidwesen von (Ex-)Herzblatt Tanja. Mit ihr ist Mick menschlich noch lange nicht im Reinen: Er fühlt sich noch immer hintergangen. Und eine weitere Sorge wird den „letzten Bullen“ in den neuen Folgen wohl immer mal wieder umtreiben: In „Die Jagd beginnt“ entgeht er knapp einem Anschlag. Mick Brisgau ist sich sicher, dass es einen Mann gibt, der ihn vor 25 Jahren ins Jenseits befördern wollte und der das, was er damals nicht geschafft hat, jetzt nachzuholen versucht.
Von der Waldhütte geht es also doch wieder ins Polizeipräsidium – und es warten 13 neue Folgen auf die wachsende Fan-Gemeinde der erfolgreichsten Sat-1-Serie der letzten Jahre, die auch bei Kritikern beliebt ist: „Der letzte Bulle“ heimste den Deutschen Fernsehpreis, den Bayerischen Fernsehpreis und die Goldene Kamera ein. Die Ausgangsidee des Zeitgeists- und Mentalitäten-Clashs schliff sich erwartungsgemäß von Staffel zu Staffel ab, die 20 Jahre Koma sitzen aber noch spürbar drinnen in der Titelfigur – und damit eine Verletzlichkeit und Tiefe, die die Serie zu mehr als einer konventionellen Von-Fall-zu Fall-Krimiserie machen. Ein sicherer Garant für diesen Mehrwert ist Hauptdarsteller Henning Baum. Der Schauspieler mit dem Echtheitssiegel verkörpert Mick Brisgau so, dass Männer und Frauen mit ihm gern am Tresen stehen würden und sich einige Zuschauer(innen) in ihrer Phantasie wohl noch mehr vorstellen können. Dass er zum Auftakt viel Haut zeigen darf, ist sicher kein Zufall. Und dass er mal so richtig ballern darf, dürfte wohl trotz Verschwörungstheorie die Ausnahme bleiben. „Micks Waffe ist und bleibt das Wort“, betont Henning Baum. (Text-Stand: 12.12.2012)