Nach Bergwacht, Berghotels und Bergdoktoren ist nun “Der Bergpfarrer” an der Reihe. Nach den TV-Erfolgen von “Pfarrer Braun” und “Um Himmels Willen” hätte man eher damit rechnen können. Die dramaturgischen Reibungsflächen innerhalb des Genres sind bekannt und werden in dem Film von Ulrich König erwartungsgemäß variiert. Ein bisschen Don-Camillo-und Peppone-Flair, wenngleich hier die Streitlinie durch die Glaubensgemeinschaft selber verläuft, ein bisschen heile Welt und Heimatverbundenheit und reichlich Humor. Das ist der Stoff für den Sonntagabend im ZDF, der Stoff, den Frauen mögen. So etwas lockt mehr Menschen vor den Bildschirm als Schäfchen in die Kirche – insbesondere, wenn es mit einem Schuss “Dornenvögel“ versehen ist.
Im Mittelpunkt steht ein junger Pfarrer eines kleinen bayerischen Bergdorfs, der vieles lockerer sieht als die älteren Kollegen. Deshalb gerät er immer wieder mit dem Pfarrer der Nachbargemeinde aneinander. Der interveniert beim Bischof und intrigiert, wenn er sich nicht gerade den leiblichen Genüssen hingibt. Der Jungpfarrer hält es dagegen eher mit der Weiblichkeit. Nur seinem Herrgott dienen und nur ihn lieben, das fällt jenem Sebastian Reiter schwer. Seiner Gefühle kaum Herr wird er, als er seine Jugendliebe wieder trifft, die vor vielen Jahren urplötzlich die Gemeinde verlassen hat und ihn in die Arme der Kirche trieb. Der Bergpfarrer kommt ins Grübeln ob seiner Bestimmung. Aber auch, weil die attraktive Katharina in Begleitung ihrer achtjährigen Tochter ins Dorf zurück gekehrt ist. Da macht sich ein Mann Gedanken.
Grobe Handlungsmuster, klare Konflikte – Heimatfilme sind nichts für Schöngeister. Da hält sich das ZDF-Volksstück ans Genre. Und doch ist der “Bergpfarrer” eine Spur anders: “ein melodramatischer Heimatfilm mit Humor” zwar, wie Redakteur Claus Beling betont, aber zugleich als moderne Version erzählt. Ein attraktives Paar, mit Stephan Luca und Doreen Dietel sympathisch besetzt, Wolfgang Fierek als charismatischer Quertreiber und Hans Clarin als Bischof – wenn dass nicht für jeden etwas ist, der bei Heimatfilm nicht nur an glückliche Kühe, Lederhosen oder Wildererdramen denken muss! (Text-Stand: 19.12.2004)