Im Skandinavien-Urlaub von Anne und Norbert Bruckmann bricht auf, was seit Jahren in ihrer Beziehung im Argen liegt. Beide sind grundverschieden, doch der Ehemann war nie zu Kompromissen bereit. Er ist Geschäftsmann, nüchtern, praktisch, laut. Sie dagegen liebt die Ruhe und die Natur und sie träumt davon, endlich einmal einen Pottwal in natura zu sehen. In Dänemark kommt es zum großen Knall. Norbert fährt zurück nach Hamburg – und Anne will sich allein aufmachen ins wildromantische Norwegen. Zum ersten Mal in ihrem Leben setzt sie ihren Willen durch. Noch in Dänemark lernt sie den Meeresbiologen Konrad Hansen kennen: ein Individualist, der so völlig anders ist als der kantige Gatte. Der eigenwillige Mann weicht ihr bald nicht mehr von der Seite & Anne lässt sich faszinieren von seiner Sensibilität. Sie spürt so etwas wie Seelenverwandtschaft. Doch eine Zukunft wird es mit Konrad nicht geben: er hat nicht mehr lange zu leben. Reicht die Kraft noch bis zum Nordkap?
„Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, sagt der dem Tod Geweihte in dem ARD-Melodram. Das ist die Grundbotschaft, die Moral, die der Fernsehzuschauer aus „Den Tagen mehr Leben!“ mitnehmen kann – und es ist zugleich ein Appell. Ein wenig überdeutlich vielleicht. Auch wenn die Bildsprache in diesem weitgehend stimmungsvoll inszenierten Melo mit Road-Movie-Momenten dem Temperament der beiden Naturliebhaber entspricht, so steckt in Dialog und Dramaturgie gelegentlich der etwas lärmende, derbe Norbert Bruckmann. Für Manfred Zapatka ist es nicht die dankbarste Rolle. Er bekommt sie mit Anstand in die Zielgerade Richtung Nordkap. Thekla Carola Wied und Peter Haber dagegen sind ein Bilderbuchpaar, zwei Schauspieler, die die Anflüge von Kitsch mit einer existenziellen Nachdenklichkeit überziehen. Skandinavien verpflichtet! Wer dorthin reist, der findet (sich selbst). So ist der Film keines jener unerträglichen Rührstücke – weil er versucht, die Befindlichkeiten der Figuren ins Zentrum zu rücken, und weil er Werte und Lebensideale vermittelt, anstatt den Zuschauer allein einem Gefühlssog auszusetzen. Selbst das Krebsthema wird dezent in die Geschichte eingewoben. Außerdem obsiegen die Kraft der Bilder und die Glaubwürdigkeit der Darstellung über die konventionelle Dramaturgie.