Tom hat ein Problem. Er kann einfach keine Mädchen ansprechen. Selbst wenn er ein Mädchen schon kennt wie Annelie, mit der er Germanistik studiert und Studententheater macht, schafft er es nicht, ihr sein Interesse mitzuteilen. Und schlimmer noch – er ist von der „Onenitis“ befallen, der heimtückischsten Krankheit, die ein Mann befallen kann, wie er in einem Nicht-länger-Single-Kurs erfährt: Die oder keine ist sein Prinzip. Die Vergötterung seiner Annelie will sich Tom aber nicht nehmen lassen. Auch sonst funktionieren bei ihm die Tricks der anderen nicht. Das mit dem „ein cooler Scheißkerl“ sein und sich so interessant bei Mädchen zu machen, geht bei ihm völlig in die Hose. Die nächste Anlaufstelle für Anmach-Nachhilfe ist ein Nachbar: Herr Müller, der Hausmeister, der immer was am Laufen hat und dem die Frauen offenbar aus der Hand fressen. Der hat mehr als billige Macho-Tipps auf Lager. Der macht aus Toms Herzenssache geradezu eine „Operation Annelie“. Als erstes lässt er den Hobbyfotografen erotische Kunstfotos schießen, erpresst ihm anschließend eine Ausstellung in einer renommierten Galerie und setzt das Model auf Annelies Freund an. Herr Müller ist in seinem Element. Schließlich war er Psychologe bei der Stasi. Im sogenannten „Romeo“-Programm war er Ausbilder von Agenten, die auf Westfrauen angesetzt wurden.
Foto: NDR / Tamtam Film
Eine ziemlich abstruse Kombination, die sich da der Autor Niklas Altekamp für sein erstes Drehbuch und für Eicke Bettingas ersten Langfilm, „Das Romeo-Prinzip“, ausgedacht hat. Romantic Comedy angereichert mit Stasi-Vergangenheit – die Motive passen theoretisch durchaus zusammen, weil letztlich dem manipulativen Eroberungsprinzip eine Abfuhr erteilt wird: Es sind die Worte, es ist ein Brief, der der Angehimmelten die Augen und das Herz öffnen – und plötzlich ist das ferne Wunschobjekt zum Greifen nahe. Im Film gehen die beiden Welten, die der Liebe & die der Spionage, dann aber doch nicht so flüssig zusammen. Vielleicht lehnt man als Zuschauer aber auch nur intuitiv die „Romeo“-Thematik für diese Komödie ab, weil sie eben auch nur ein Trick ist, um den Zuschauer zu verführen. Zwar ist bemerkenswert, dass der ehemalige Major des MfS (glaubwürdig: Veit Stübner) einiges in sehr kurzer Zeit zu vermitteln weiß von dem Immer-noch-Fasziniertsein von seinem Spionagejob. Doch trotz dieser nicht unstimmigen Psychologie bleibt das komplexe politische DDR-„Romeo“-Phänomen eine bloße narrative Funktion für die romantische Erzählung.
Das Schwere mit dem Leichten zu kombinieren ist ein ehrenwerter Ansatz, wahrscheinlich aber bräuchte man mehr Geld und mehr Erfahrung, um den zwei „Welten“ auch andere filmische Atmosphären zu geben. Die Inszenierung klebt sehr an den Charakteren, was aber Prinzip sein dürfte. Der Held kreist quasi in seiner kleinen Welt und nimmt entsprechend wenig von seiner Umwelt wahr. Und er sieht nur sein Objekt des Begehrens. Alicia von Rittberg („Und alle haben geschwiegen“) ist dafür die ideale Besetzung: eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation und dazu noch ungemein hübsch und ihr 22-jähriges Lächeln mit einer Option zum „süßen Mädchen“. Auch Leonard Scheicher glaubt man seine Rolle – wenngleich, Unsicherheit zu spielen und Unsicherheit beim Spielen für den Betrachter nicht immer leicht zu unterscheiden sind. Fazit: „Das Romeo-Prinzip“ ist ein kurzweiliger Komödien-Debütfilm mit einem etwas aufgesetzt wirkendem Anspruch, nicht nur für Spätpubertierende, aber doch eher für Zuschauer unter 30. (Text-Stand: 22.10.2015)