Das beste Stück

Bleibt der Genitalbereich des Mannes im TV-Movie nicht länger eine verbotene Zone?

Foto: Pro Sieben / Gordon Mühle
Foto Rainer Tittelbach

Die erfindungsreichen Pimmel pickeliger Pubertierender setzten neue Maßstäbe. Doch nur an der Kinokasse bewiesen sie Durchhaltevermögen. Im TV ist der Genitalbereich des Mannes eine verbotene Zone. Mit „Das beste Stück“ (2002) wurde es kaum weniger verklemmt.

Doris Dörrie ließ “ihn” in “Er und ich” sprechen. Mark Wahlbergs “Ding” wurde in “Boogie Nights” zum Thema Nummer eins. Auch die fröhlichen Erektionen der Teenagerzeit wurden entdeckt: ob “Harte Jungs”, “American Pie” oder “Crazy” – die erfindungsreichen Pimmel pickeliger Pubertierender setzten neue Maßstäbe. Doch nur an der Kinokasse bewiesen sie Durchhaltevermögen. Im Fernsehen ist der Genitalbereich des Mannes eine verbotene Zone. Bettlaken oder Handtuch dürfen nicht fehlen. Damit die Hüllen fallen, müssen schon auf Arte Autorenfilmer wie Lars von Trier (“Idioten”) oder Catherine Breillat (“Romance X”) kommen.

Nur einmal, vor über zehn Jahren, als das Privatfernsehen den Sex entdeckte, rückte des Mannes bestes Stück in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Damals sprach alle Welt verstohlen vom “Schniedelwutz“ und sogar Thomas Gottschalk ließ sich mit Blick auf die Quote auf dieses neckische Spielchen ein. Jetzt wird erstmals in einem TV-Movie der “beste Freund des Mannes” zum Hauptakteur. Zwar rückt er nicht ins Bild, dafür in “Das beste Stück” die Ängste des Helden. In jeder Szene des Films von Oliver Schmitz geht es nur um das Eine: Wie verhindere ich am besten, dass ich mit der Frau, die ich liebe, nicht ins Bett gehen muss, bis die Hilfsmittel aus dem Erotic-Center anschlagen.

“Stimmt etwas nicht?!”, fragt der atemlose Liebhaber. “Alles bestens, du bist Spitze, na los, komm’ wieder rein”, entgegnet die Frau unter ihm. “Ich bin drin!!!” Es ist einfach zum Heulen: Marc ist ein gutaussehender junger Mann, sein Körper ist ein einziges Versprechen. Doch er kann nicht halten, was sein Körper verspricht. “Sein Ding” ist einfach um Längen zu kurz. Dann erwischt er seine Freundin auch noch in flagranti. Der Selbstwert ist im Keller. Keine Frauen mehr, kein Sex, er steckt lieber alle überschüssigen Energien in seine Karriere als Logopäde. Doch dann läuft ihm Lara über den Weg. Eine tolle Frau, intelligent und sinnlich. Ausgerechnet. Marks Selbsthilfegruppe rät ab von ihr: eine typische Madonna-Frau. “Ein Mann ist schön, wenn das, was ihn zum Mann macht, imposant ist.” Dieser Satz der Sängerin treibt die Ängste des Helden zu einem neuen Höhepunkt. Und so gibt er sich als Ehemann aus, als strenger Katholik, schließlich er täuscht einen Beinbruch vor.

Auch wenn die Pro-Sieben-Komödie nicht an die Teenager adressiert ist wie “American Pie” & Co, so kommt “Das beste Stück” der Humorlage dieser Filme doch am nächsten. Nicht ganz so schadenfroh wird hier der “Winzling” des Helden belächelt, aber die Art und Weise, wie sich alles um ihn dreht, ist kaum weniger verklemmt wie die Sex-Klamotten der 70er Jahre. Jan Sosniok und Doreen Jacobi, ein hübsches Filmpaar, sind typische Kinder der 1990er Jahre: Sie reden über alles und reden doch gehörig um den heißen Brei herum.

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Fernsehfilm

Pro Sieben

Mit Jan Sosniok, Doreen Jacobi, Alexander Hörbe, Nina Bott, Christian Kahrmann, Wolf-Dietrich Berg, Tyron Ricketts, Stephan Grossmann

Kamera: Peter Krause

Schnitt: Isabel Meier

Musik: Ali N. Askin

Produktionsfirma: Janus Film

Drehbuch: Sebastian Rix

Regie: Oliver Schmitz

EA: 17.10.2002 20:15 Uhr | Pro Sieben

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