Danni Lowinski ist wieder da – mit dem Tisch zu weit im Raum der Einkaufspassage, wie die neue Security-Kraft ihr in Flintenweib-Manier mitteilt. Und ansonsten ist sie noch weiter unten – emotional, existentiell, sexuell, prinzipiell. „Der nächste Mann, der um die Ecke kommt, ist der Richtige“, orakelt sie völlig verkatert. Und da steht er vor ihr, in voller Pracht, Herr Schüttke, der Mann ihrer schlaflosen Nächte: „Ich bin ihr Steuerprüfer“. Bastian Pastewka spielt ihn – aber Spaß versteht dieser Schüttke ganz und gar nicht. Also klappt Danni ihr Büro zusammen, nimmt ihre Rechtsberatungsutensilien unter den Arm und geht. Das ist die Chance für den gerissenen Anwalt, den abgelegten Liebhaber Oliver Schmidt, sich wieder ins Spiel zu bringen. Ohne lange zu überlegen, gewährt er ihr einen zinslosen Kredit und legt ihr sogleich einen Vertrag vor. Sie unterschreibt. Er grinst in sich hinein. Fortsetzung folgt.
Foto: Sat 1 / Frank Dicks
Die ersten beiden Folgen der dritten Staffel von „Danni Lowinski“ wagen sich noch einen Schritt weiter in Richtung Hartz IV. Eine Heldin, die sich so sehr im sozialen Abseits befindet wie Annette Friers Ein-Euro-Anwältin, das ist in einer Unterhaltungsserie schon ein Novum. Aber auch die Fälle stecken voller sozialer Nadelstiche und geben Anregungen, Themen neu zu (über)denken. Zum Auftakt muss Danni verhindern, dass ein Kosovo-Albaner abgeschoben wird. Nicht ganz einfach, weil er eine negative Sozialprognose hat und dummerweise einen Kiosk überfällt. Im dritten Fall geht es um einen angeblich pädophilen Erzieher in einer Kita. Besonders provokant und gesellschaftspolitisch anregend ist Folge 2: Drei Behinderte wollen über den Atlantik segeln, und die Behörden wollen sie nicht lassen. „Gibt es einen Traum, der seinen Namen verdient, der nicht ein bisschen gefährlich ist?“ Mit solchen Argumenten kann Danni vor Gericht nicht punkten. Auch Frier fand diese Geschichte besonders überzeugend. „Der Zuschauer wird mit einer grundsätzlichen Frage konfrontiert: Haben Behinderte – wie jeder gesunde Mensch auch – ein Recht darauf, ihr Leben aufs Spiel zu setzen?“
Eine starke Grundidee, ebenso originelle wie lebenskluge juristische Fälle, ein innovatives Konzept fürs deutsche Serien-TV, ein toller Cast, eine überragende Hauptdarstellerin, die IHRE Rolle gefunden hat, insgesamt sehr mutig für einen Privatsender (insbesondere, wenn man sieht, was ARD & ZDF im Serienbereich fabrizieren!)… Die Lobeshymnen, die auf die ersten beiden Staffeln gesungen wurden, muss man nicht groß wiederholen. Was der erste Blick auf die dritte Staffel allerdings deutlich macht und was nicht hoch genug bewertet werden kann: Die Phoenix-Film baut – anders als beispielsweise bei Staffel 2 von „Flemming“ – auf einen erstklassigen Stab, auf Fernsehfilm-Regisseure wie Uwe Janson („Laconia“), Peter Gersina („Das Sams im Glück“) und Grimme-Preisträger Richard Huber („Tatort“). Und das steht nicht nur auf dem Papier – das sieht man deutlich in den Bildern, erkennt es in der Art und Weise, wie hier film(ästhet)isch erzählt wird. (Text-Stand: 5.1.2012)