Danni Lowinski unterzieht mit dem Absatz ihres Schuhs den Lack des Protzschlittens ihres Ex-Lovers einem Haltbarkeitstest. Da quietschen Schmerz und Enttäuschung mit. Der Anwaltskollege hat ihr einen millionenschweren Fall weggeangelt. Tragisch für sie, ein Glück für den Zuschauer. Denn so kann es weitergehen im Kellergeschoss einer Kölner Einkaufs-Passage mit Danni Lowinskis Eine-Minute-ein-Euro-Jobs. Der Türke vom Schlüsseldienst hat’s geschafft – der ist raus. Dafür schleift jetzt Hannes (Timo Mewes) das Metall und spielt den Telefonist für die Anwältin. Und noch einer ist neu: Sven (Sebastian Bezzel) von der Security. „Darf man Uniformen eigentlich wieder sexy finden?“, fragt Bea. „Ne, Uniformen sind immer noch scheiße“, findet Danni. Aber Uniformen lassen sich auch mal ausziehen.
Die erste Bekanntschaft machte die Heldin mit dem Mann im beige-bräunlichen Einteiler bereits bei ihrem Schuh-Hand-Job in der Tiefgarage. Anzeige? „Es sei denn…“, hebt Sven an. Doch Danni ist schneller: „Wenn Sie glauben, dass wir uns handelseinig werden, weil Sie eine Uniform tragen und ich einen kurzen Rock, dann haben Sie sich geschnitten. Ich bin nämlich Anwältin und das gibt eine fette Anzeige wegen Nötigung.“ So, das hat gesessen. „Es sei denn“, versucht der Security-Mann noch einmal sein Glück, „Sie kennen den Fahrzeughalter. Dann kann ich den informieren und Sie können die Angelegenheit ganz privat unter sich ausmachen.“ Mehr als ein „Fick-Fuck“ bringt die Lowinski darauf nicht heraus, so schön schusselig, wie es eben nur die (Impro-)Comedy-erfahrene Annette Frier hinkriegt.
Foto: Sat 1 / Frank Dicks
„Danni Lowinski“ macht auch in der zweiten Staffel riesig Laune. Ob die Idee von der Anwältin, die genau so den üblen Hartz-IV-Geruch in der Nase hat wie ihre Klienten, ob behinderter Asi-Vater, die Metaphorik des Hauptschauplatzes oder die freundschaftliche Clique als Familienersatz – alles in dieser Social-Dramedy ist bestens ausgedacht, ohne ausgedacht zu wirken. Die Serie hat Tempo, ist stimmig in ihren wechselnden Tonlagen zwischen Witz, Melancholie und Eigensinn, sie hat ein spielfreudiges Ensemble und eine einzigartige Hauptdarstellerin. Wer Annette Frier sich redlich in „Achtung, Arzt!“ und vergebens in „Lichtblau – Neues Leben Mexiko“ hat abkämpfen sehen, der muss diese Serie besonders zu schätzen wissen, in der die Kölnerin ihre ganzen Qualitäten ausspielen kann. Die Figur ist liebenswert und sie ist glaubwürdig, weil sie auch im einst von Harald Schmidt zum „Unterschichtsender“ ausgerufenen Sat 1 eine Brücke schlägt zum Publikum, nicht banal und anbiedernd wie in den verlogenen Ratgebersendungen aus dem vermeintlich wahren Leben.
Soundtrack: u.a. Kate Nash („Mouthwash“), The National („Bloodbuzz Ohio“), Cat Power („The Greatest“), Bee Gees („Stayin‘ alive“), Coldplay („Green Eyes“), Wencke Myhre („Flower Power Kleid“)
„Danni Lowinski“ unterhält nach wie vor mit juristischen Winkelzügen zum Wohle der kleinen Leute. In Folge 1 wird einem Koch gekündigt, der abgelaufene Waren hat mitgehen lassen, um sie einem gemeinnützigen Zwecke zuzuführen. In Folge 3 soll ein farbiges Baby, dessen Mutter bei einem Unfall ums Leben kam, nach Somalia abgeschoben werden. Lowinski macht sich auf den Weg nach Lücken im Gesetz, sucht pfiffige, sozialverträgliche Auslegungen der Rechtslage und ist den üblen Machenschaften von denen da oben auf der Spur, ohne dabei auf Sozialneid oder billige Privilegierten-Kritik zu setzen. Die preisgekrönte Sat-1-Serie zeigt vielmehr, dass sich die Fronten und die Milieus in unserer Gesellschaft zunehmend verhärten.