„Wach auf, Kind, die wollen dich einfach nicht“, weiß ihr ständig nörgelnder Vater. Doch Danni lässt sich nicht unterkriegen. Die gelernte Friseurin, die sich über den zweiten Bildungsweg und ein Jurastudium die Zulassung als Rechtsanwältin erworben hat, kommt auf eine ungewöhnliche Geschäftsidee. Zum Mieten einer eigenen Kanzlei fehlt ihr das Geld – also schlägt sie ihr „fliegendes Büro“ in einer Kölner Einkaufspassage auf. Zwischen Parkhauslift und Schlüsseldienst stellt sie einen Tisch, zwei Stühle und ein Schild auf. Daneben eine Stoppuhr: Sie bietet Rechtsberatung im Minutentakt, 1 € pro Einheit. Danni Lowinski versteht sich als Anwalt der kleinen Leute, der gesellschaftlichen Randgruppen, der Benachteiligten, der körperlich Behinderten. Nicht minder einfallsreich erweist sie sich „die Kämpfernatur mit Witz, Charme und großer Klappe“ (Sat 1) bei der Herangehensweise an ihre Sozialfälle.
Die Grundidee der neuen Sat-1-Serie „Danni Lowinski“ bringt Hauptdarsteller Annette Frier mit „Champagner- gegen Bierdosengesellschaft“ auf den Punkt. Der Heldin selbst geht es materiell kaum besser als ihren Mandanten. Zusammen mit ihrem an den Rollstuhl gefesselten Vater haust sie in einem Kölner Wohnbunker. Elend könnte ihr zweiter Vorname sein. Könnte! Doch diese Anwältin mit den unorthodoxen Methoden und polnischen Vorfahren hat mehr von der sprichwörtlichen rheinischen Frohnatur. Sie kann mit Menschen und sie hat Freunde.
„Danni Lowinski“ ist ganz auf Annette Frier zugeschnitten. Mit High Heels und üppigem Dekolleté stolpert sie noch eine Spur zu grell durch die Startfolge „Neues Leben“. Wirken hier die sozialen Gegensätze noch allzu plakativ, deutet die zweite Folge „Kein Heim“ an, dass hier nicht nur eine ungewöhnliche Heldin an den Start geht, sondern sich aus dem Comedy-haft ausgedachten Setting auch eine ungewöhnliche Serie entwickeln könnte, in der sich Ernsthaftigkeit und purer Spaß zu überaus unterhaltsamen 45-Serien-Minuten verbinden. „Danni Lowinski“ setzt nur gelegentlich auf Schadenfreude. Allein damit, dass „die Champagnergesellschaft“ was in die Fresse kriegt, lässt sich heute keine erfolgreiche Anwaltsserie mehr machen. Folge 2 bricht sogar mit der landläufigen Sozialmoral, die Heldin erkennt, dass sie einen Fehler gemacht hat, und „verrät“ ihren Mandanten, einen überforderten allein erziehenden Vater. Prinzipiell gilt: Komik killt den Sozialromantik-Kitsch. Aber auch in den zunehmend nachhaltigeren Szenen zwischen Danni und Nörgelpapa Kurt (stark: Axel Siefer) zeigt sich der „Mehrwert“ dieser intelligenten Wohlfühlserie.
Foto: Sat 1 / Frank Dicks
Wäre der Serien-Titel „Eine wie keine“ nicht schon vergeben gewesen, er wäre perfekt für diese Heldin mit ihren farbenfrohen und hyperfemininen Outfits, die sich bei der Ex-Friseurin haarscharf oder rattenscharf, wie die beste Freundin zwischen zwei Bier-Rülpsern zu sagen pflegt, am Rande des guten Geschmacks bewegen. Also hält sich Sat 1 an ein weiteres (nicht ganz neues) Markenzeichen seiner neuen Primetime-Serie: eigenwillig, polnisch, (herzens)gut. Hinzu kommt das Doppeldeutige: „Ich bin billig, sehr, sehr billig.“ Diese Eigenschaften, gepaart mit kultig-prolligen Geschmacksverirrungen, machen aus Danni Lowinski die kleine Schwester von Erin Brockovich, die ja auch für Marie Zielckes „Eine wie keine“-Hauptfigur Manu Berlett Pate stand. Kein schlechter Weg, den Sat 1 da einschlägt.