Blond – Eva Blond! Epsteins Erbe

Corinna Harfouch & Erdal Yildiz in Sascha Arangos köstlich verdrehter Krimiparodie

Foto: Sat 1 / Volker Roloff
Foto Rainer Tittelbach

Ein Filmproduzent ist während einer Probe zu Tode gekommen. Jeder im Team kann es gewesen sein. Sascha Arangos Dekonstruktion einer klassischen Krimi-Reihe ist eine Fundgrube verdrehten Humors: Alles geht hier (auch beziehungstechnisch) ziemlich durcheinander. Ermittlung ist Intuition, ein bisschen Transpiration und eine Menge Zufall. „Eva Blond“ ist weniger Krimi als Genreparodie – verspielt, selbstironisch, schräg.

„Das war kein Mobbing, das war eine Beförderung“, sagt ihr Chef. Dann geht’s für ihn mit Rotlicht ins Krankenhaus – und aus der Stellvertreterin Eva Blond wird die Chefin Eva Blond. Gut, dass es einen Mord gibt, der sie vom Schreibtisch weg holt vor die Tore der Hauptstadt, wo ein Filmproduzent zu Tode gekommen ist. Während einer Probe stieß ihn offenbar einer des Teams in eine Fallgrube – eine tödliche Requisite. Wie im Kommissariat – auch hier ist die Sippschaft auf einmal führungslos. Der Kommissarin ist außerdem der Mann abhanden gekommen. Sie nächtigt auf dem Präsidium – während der Archäologen-Gatte wie der Produzent in eine Grube fällt und interessante Entdeckungen macht. Am Ende rekapituliert Eva Blond: „Alle hatten ein Motiv, aber keiner hatte das Format.“ Nur der Mörder!

Blond – Eva Blond! Epsteins ErbeFoto: Sat 1 / Volker Roloff
Krimi-Dekonstruktion mit Vintage-Charme. Diese Schauspieler sind in der Tat sehr seltsam. Götz Otto und Esther Schweins

„Epstein Erbe“ beginnt furios mit einem Film im Film, der die Trash-Serie des Ermordeten parodistisch antrailert, Ed-Wood-verdächtig, im C-Picture-Format, schwarzweiß. Danach wird’s bunt, es bleibt aber originell. Auch Achim von Borries Film passt sich Epsteins Serie an. Alles geht ein bisschen durcheinander, die klare Linie versteckt sich wie so oft in der Reihe hinter (Beziehungs-)Chaos. Ermittlung ist Intuition, Transpiration und eine Menge Zufall. Das ist weniger Krimi als Genreparodie – verspielt, selbstironisch, schön schräg.

Sascha Arangos Dekonstruktion einer klassischen Krimi-Reihe ist eine Fundgrube verdrehten Humors: neben dem stylishen Vintage-Trailer gibt es eine Traumsequenz, in der die Heldin sich mit Epstein unterhält, und die Nebenhandlung mit Blonds Gönnergatten, der es sich in einem Baustellenloch gemütlich macht, ist kleines absurdes Theater. Dieser Film macht vor allem auch deshalb Laune, weil er so sorgfältig gearbeitet ist und man immer wieder etwas entdecken kann, zum Beispiel den abwechslungsreichen Henry-Mancini-liken Komödien-Score. Liebevoll ist auch die Ausstattung. Man denke nur an den Filmkeller des Produzenten. Fazit: diese komödiantische Ausnahme-Krimireihe verhält sich zum Münsteraner „Tatort“ wie Beckett zum Boulevard oder Emma Peel zu Miss Marple. (Text-Stand: 30.8.2006)

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Reihe

Sat 1

Mit Corinna Harfouch, Erdal Yildiz, Götz Otto, Esther Schweins, Herbert Knaup, Lambert Hamel, Frank Giering, Erwin Leder

Kamera: Carl-Friedrich Koschnick

Szenenbild: Yesim Zolan

Schnitt: Antje Zynga

Musik: Ingo Frenzel

Produktionsfirma: TeamWorx

Produktion: Barbara Thielen

Drehbuch: Sascha Arango

Regie: Achim von Borries

EA: 30.08.2006 22:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach