„Das war kein Mobbing, das war eine Beförderung“, sagt ihr Chef. Dann geht’s für ihn mit Rotlicht ins Krankenhaus – und aus der Stellvertreterin Eva Blond wird die Chefin Eva Blond. Gut, dass es einen Mord gibt, der sie vom Schreibtisch weg holt vor die Tore der Hauptstadt, wo ein Filmproduzent zu Tode gekommen ist. Während einer Probe stieß ihn offenbar einer des Teams in eine Fallgrube – eine tödliche Requisite. Wie im Kommissariat – auch hier ist die Sippschaft auf einmal führungslos. Der Kommissarin ist außerdem der Mann abhanden gekommen. Sie nächtigt auf dem Präsidium – während der Archäologen-Gatte wie der Produzent in eine Grube fällt und interessante Entdeckungen macht. Am Ende rekapituliert Eva Blond: „Alle hatten ein Motiv, aber keiner hatte das Format.“ Nur der Mörder!
„Epstein Erbe“ beginnt furios mit einem Film im Film, der die Trash-Serie des Ermordeten parodistisch antrailert, Ed-Wood-verdächtig, im C-Picture-Format, schwarzweiß. Danach wird’s bunt, es bleibt aber originell. Auch Achim von Borries Film passt sich Epsteins Serie an. Alles geht ein bisschen durcheinander, die klare Linie versteckt sich wie so oft in der Reihe hinter (Beziehungs-)Chaos. Ermittlung ist Intuition, Transpiration und eine Menge Zufall. Das ist weniger Krimi als Genreparodie – verspielt, selbstironisch, schön schräg.
Sascha Arangos Dekonstruktion einer klassischen Krimi-Reihe ist eine Fundgrube verdrehten Humors: neben dem stylishen Vintage-Trailer gibt es eine Traumsequenz, in der die Heldin sich mit Epstein unterhält, und die Nebenhandlung mit Blonds Gönnergatten, der es sich in einem Baustellenloch gemütlich macht, ist kleines absurdes Theater. Dieser Film macht vor allem auch deshalb Laune, weil er so sorgfältig gearbeitet ist und man immer wieder etwas entdecken kann, zum Beispiel den abwechslungsreichen Henry-Mancini-liken Komödien-Score. Liebevoll ist auch die Ausstattung. Man denke nur an den Filmkeller des Produzenten. Fazit: diese komödiantische Ausnahme-Krimireihe verhält sich zum Münsteraner „Tatort“ wie Beckett zum Boulevard oder Emma Peel zu Miss Marple. (Text-Stand: 30.8.2006)