Es wurde aber auch Zeit. Endlich mal ein Held aus einer Berufsgruppe, die kein Fernseh-Dauer-Abonnement hat. Und ein Schauspieler, den man nicht oft genug sehen kann, weil er anders ist als der adrette Durchschnitt. Dieter Pfaff ist “Bloch”. Dr. Maximilian Bloch ist Psychotherapeut. Ein Spezialist für seelische Schieflagen aller Art, auch eigene. “Einer, der sich selbst kennt und zudem Kenntnisse über andere Menschen hat”, umschreibt es sein Darsteller. Aber auch einer, der sich mit all seinen Pfunden reinschmeißt. Ein Helfer mit Leib und Seele. Einer, der lieber rausgeht, als seine Patienten auf der Couch zu therapieren. Bloch ist kein Vertreter der klassischen Schulen. “Schon allein deshalb, weil das für den Zuschauer furchtbar langweilig wäre”, sagt Dramaturgin Pea Fröhlich, “man stelle sich vor, zwei Menschen sitzen sich ununterbrochen gegenüber und reden schrecklich undramatisch.” Den TV-Therapeuten zieht es statt dessen immer wieder telegen an die traumatischen Orte seiner Patienten. Das wird spannend wie in “Schwarzen Staub”, wo Bloch mit einem suizidgefährdeten Lungenkrebskranken, der unter dem Tod seiner Frau leidet, noch einmal eine Reise unternimmt zurück an einen schwarzen Tag vor zwölf Jahren. Mit Krimi-Dramaturgie habe das aber nichts zu tun, wehrt Pfaff ab. “Für mich stand auch von vornherein fest, dass Bloch kein Polizeipsychologe sein sollte.”
Bloch kämpft nicht gegen seine Patienten. Wenn sie sich wehren, versucht er, sie zu öffen. Bloch verfährt intuitiv, er ist oft ruppig und sehr direkt, verliert bisweilen darüber die Distanz. “Er ist patientenorientiert”, betont Autor Peter Märthesheimer, “er sieht sich sein Gegenüber an und versucht, dessen Probleme zu verstehen.” Das Gegenüber ist Opfer. Auch wenn es wie im ersten Fall ihm wie ein Kotzbrocken (in Gestalt von Michael Mendl) entgegentritt. “Die Gefühle der Zuschauer sind auf beiden Seiten“, so WDR-Fernsehfilmchef Gebhard Henke, “bei Bloch, weil er helfen will und kann, bei dem Patienten, weil er leidet.”
Kritik: “Bloch – Schwarzer Staub”
Ihm geht es auch nicht besser als vielen anderen. Wenn es ihm an der Seele fröstelt, dann bleibt er im Bett. Vielleicht ist es ja die Ehe, die nur noch Gewohnheit ist? Oder er neigt prinzipiell zur Depression? Doch egal, Dr. Maximilian Bloch, dieser neue, wegen seines Berufs etwas andere Fernsehheld, dürfte bald zum Therapeuten unseres Vertrauens werden. Nicht weil sich sein erster Patient den Strick nimmt. Nein, das liegt vor allem natürlich an Dieter Pfaff. Der spielt seinen Bloch spontan, mit vollem Körpereinsatz, dann aber auch wieder sanft und sehr nachdenklich. Selten war eine Reihenfigur im Fernsehen so glaubwürdig und in sich stimmig angelegt. Ein großes Lob für Peter Märthesheimer und Pea Fröhlich, die endlich einmal wieder die Chance bekamen, etwas Gewichtiges zu schreiben. Selten kam ein TV-Held so nah an die Wahrheit des Menschseins und die Tiefe des Lebens und der Liebe heran. tit.
Bei allem Psychodrama, das in “Schwarzer Staub” ausgetragen wird, darf in dem Auftaktfilm zur losen Reihe auch desöfteren geschmunzelt werden. Der 36-jährige Ed Herzog (“Himmel und Erde”) hätte sonst auch nicht die Regie übernommen. “Das Komische rührt mich durch das Tragische, das darunter liegt, auf eine besondere Weise an”, sagt er, “ich nehme so teil am Schicksal der Figuren.” Das trifft auch auf die von Pfaff gewohnt eindringlich verkörperte Haupt-figur zu. “Über diesen bemitleidenswerten Typen kann man durchaus auch lachen, so wie er sich bemitleidet”, so Dieter Pfaff über seinen Bloch. Die Einfühlung gelingt bei Bloch so gut, weil er es nur zu gut kennt, wenn die Seele drückt. Dann bleibt der Therapeut selbst bei Sonnenschein lieber im Bett. Aber auch vor den ganz alltäglichen Ermüdungserscheinungen in einer langjährigen Ehe ist auch ein Seelendoktor nicht gefeit. “Da mischt sich dann auch bei ihm Selbstüberschätzung und Ohnmachtsgefühl”, so Märthesheimer. Aber warum solle es Therapeuten anders gehen als Zahnärzten?!, fragt er sich schmunzelnd. “Die haben auch zuweilen Zahnweh und können sich den Zahn nicht selbst ziehen.” (Text-Stand: 4.9.2002)