Was ist nur mit diesem Mädchen los? Gerade mal 15 Jahre und lügt wie ein Weltmeister. Die Mutter sei Prostituierte gewesen, sie selbst sei im Heim aufgewachsen und dort gequält worden – deshalb sei sie weggelaufen. Bloch glaubt ihr kein Wort. Sie hat noch nie ein Heim von innen gesehen. Aber warum lügt sie? Warum stielt sie? Warum provoziert sie ihre Mitmenschen bis aufs Blut? Blochs Antennen stehen auf Empfang. Eine Seele ruft um Hilfe.
„Die Wut“ ist der neunte Fall für den TV-Psychologen, der nichts hält von bloßer Gesprächstherapie in den eigenen vier Wänden und der offensichtlich nicht einmal eine Couch besitzt. Bloch rekrutiert seine Fälle von der Straße. Teenager Sonja ist so ein Fall. Sie stammt aus einem behüteten Elternhaus, hat ihn und seine Lebenspartnerin bestohlen und geht auch sonst voll auf Konfrontationskurs. Zwischendurch rammt sie mal schnell ihre beiden Hände in eine Glastür – mal sehen, was die Scherben so alles anrichten können und wie die Erwachsenen darauf reagieren?! Die Eltern von Sonja sind zunächst nicht sehr kooperativ, vor allem der Vater stellt sich stur. Bloch ahnt, dass sie ihm etwas verschweigen.
„Die Wut“ ist ein typischer „Bloch“. Alles stimmt. Der Film weist von der problematischen Familienstruktur Ähnlichkeiten mit Christoph Starks psychologisch subtilen TV-Drama „Der Vater meiner Schwester“ auf. Auch dazu schrieb Jochen Bitzer das Buch. „Psychologische Inhalte explizit in der Geschichte abzuhandeln“, ist für Bitzer die große Besonderheit der ARD-Reihe, „normalerweise versteckt man ja die Psychologie in der Konstruktion des Films.“ Noch deutlicher als in früheren Fällen lässt der Autor den Helden in einem therapeutischen Sinne intervenieren: „Bloch lockt den Schmerz dieser Familie heraus“, so Bitzer. Er erkennt die Grenzen des Verstandes an und dringt ein ins Reich der verdrängten Gefühle. Das ist schmerzhaft, weil Schutzdämme reißen, aber es ist der einzige Weg zur Gesundung. Schön, dass Bloch anderen helfen kann, aber kein Übermensch ist, was die eigene Seele angeht. So treibt ihn ein alter Freund in rasende Eifersucht. (Text-Stand: 12.7.2006)